Neuss Clemens-Sels-Museum zeigt Kunstwerke für die Bibel

Neuss · "Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte" ist der Auftakt im Grafischen Kabinett zu 500 Jahre Reformation und Martin Luther.

 "Adam und Eva und die verbotene Frucht" aus Marc Chagalls "Dessins pour la Bible".

"Adam und Eva und die verbotene Frucht" aus Marc Chagalls "Dessins pour la Bible".

Foto: M. Langenberg

500 Jahre Reformation - das ist dem Clemens-Sels-Museum drei Ausstellungen im Grafischen Kabinett wert, die sich mit religiösen Themen rund um Luther und die Reformation beschäftigen. Den Auftakt bildet eine Ausstellung zu berühmten Bibelillustrationen.

Luther, der für seine kritische Haltung gegenüber Bildern bis heute bekannt ist, billigte ausdrücklich die Bibelillustration. Denn sie sei nicht als "Götzendienst" einzustufen, sondern trage zum "Gedächtnis und besseren Verständnis" bei. Wie wichtig ihm die bildliche Darstellung biblischer Geschichten war, belegt, dass er seine 1522 erschienene Erstausgabe des Neuen Testamentes mit Illustrationen von Lukas Cranach versehen ließ. Da das Alte Testament aber nicht nur für das Christentum, sondern auch für das Judentum hohe Bedeutung hat, vereint die Ausstellung visuelle Vorstellungen beider Religionen. Es sind Werke von Marc Chagall, Walter Crane, Gustave Doré und Julius Schnorr von Carolsfeld zu sehen.

Mit der Verbesserung der Reproduktionstechniken wurde die Bibel spätestens im 19. Jahrhundert für breite Bevölkerungskreise erschwinglich. Besonders populär wurde die 1860 erstmals erschienene "Bibel in Bildern" des deutschen Malers Julius Schnorr von Carolsfeld. Ihm ging es um die Wiederbelebung biblischer Themen nach dem Vorbild der mittelalterlichen Kunst. Sechs Jahre nach der Erstveröffentlichung von Schnorrs Bilderbibel erschien in Frankreich eine ähnlich erfolgreiche Ausgabe mit 230 Holzstichen des Malers und Grafikers Gustave Doré, dessen biblische Szenen sehr viel bewegter und dramatischer erscheinen als die statuarischen seines deutschen Kollegen.

Nachdem Schnorr von Carolsfeld und Gustave Doré Ende des 19. Jahrhunderts Maßstäbe gesetzt hatten, gab es eine Fülle weiterer reich illustrierter Bibelausgaben. Künstler entdeckten die Bibelillustration immer wieder als thematische und gestalterische Herausforderung. So schuf der britische Künstler Walter Crane, der als ein führender Vertreter der "Arts and Crafts"-Bewegung gilt, fünf großformatige Illustrationen für das erste Buch Mose. Die von 1897 bis 1900 entstandenen Arbeiten fanden Eingang in die prachtvolle Ausgabe der "Illustrated Bible Society", an der sich Künstler wie Edward Burne-Jones, Pierre Puvis de Chavannes, Max Klinger oder auch Max Liebermann beteiligten.

1930 beauftragte der Pariser Kunsthändler und Verleger Ambroise Vollard Marc Chagall, Radierungen als Bibelillustration zu schaffen. Chagalls anhaltendem Interesse an der Illustration der Bibel und dem Verleger Tériade ist es zu verdanken, dass 1956 die mit 105 Radierungen von Chagall versehene Bibel in zwei Bänden veröffentlicht werden konnte. Chagall gelang es, eine überraschend einheitliche Wirkung der vielschichtigen Blätter zu erzielen. In seinen Radierungen schildert er auf sehr persönliche Weise Szenen und Persönlichkeiten aus dem Alten Testament, die durch ihre lebendige Unmittelbarkeit berühren.

(NGZ)
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