Stadtbibliothek Neuss Seit vier Wochen Chefin der Bibliothek

Neuss · Den ersten Monat im neuen Amt hat Claudia Büchel vor allem dazu genutzt, die Mitarbeiter der Stadtbibliothek kennenzulernen. Auf Dauer möchte sie das 31 Jahre alte Gebäude innen optisch verändern.

 Claudia Büchel, die neue Leiterin der Stadtbibliothek, an ihrem (noch) aufgeräumten Schreibtisch.

Claudia Büchel, die neue Leiterin der Stadtbibliothek, an ihrem (noch) aufgeräumten Schreibtisch.

Foto: Helga Bittner

So aufgeräumt war das Chefbüro der Stadtbibliothek in den vergangenen zwei Jahrzehnten wohl nur selten. Der große Besprechungstisch – frei. Die Bücherregale – kaum gefüllt mit Literatur. Dafür zieren Orchideen und Bilder die Ablagen, und dass der Schreibtisch eine dunkle Oberfläche hat, ist fast schon eine Überraschung. Bislang war sie unter den Stapeln von Papieren kaum sichtbar, nun gibt es Körbchen für diese. „Ja“, kommentiert die neue „Besitzerin“ des Büros lachend, „das haben schon viele gesagt“.

Vor allem wohl die eigenen Mitarbeiter. Denn diese kennenzulernen, war so ziemlich die erste Amtshandlung von Claudia Büchel, die die Leitung der Stadtbibliothek Anfang Juli übernommen hat. Ob sie die Ordnung im eigenen Büro so halten kann, werde sich ja noch zeigen, meint sie schmunzelnd: Immerhin sind noch Ferien, und selbst die vom Rathaus entsandten blauen Mappen mit dem „Stadt Neuss“-Schriftzug dürften eher spärlich einlaufen.

Seit vier Wochen ist Büchel die neue Chefin und hat die Zeit vor allem genutzt, Gespräche zu führen. Mit den Mitarbeitern zuerst natürlich, die Verantwortlichen der Katholischen öffentlichen Büchereien waren auch schon da, und in den nächsten Wochen folgen Kollegen aus anderen Institutionen. Denn was Büchel an Neuss so besonders schätzt, ist die Vernetzung. „Da ist in den vergangenen Jahren so viel entstanden“, sagt sie und will das unbedingt weiterpflegen, denn Zukunft sieht sie vor allem in Kooperationen. Sie freut, dass die Mitarbeiter der Bibliothek vor „Ideen sprudeln“; sie freut sich, dass sie mit dem Neusser Haus eines mit Zertifizierung übernimmt, und sie freut sich auch, dass ihre Wochenendehe ein Ende hat. Nur knapp ein Jahr lang war sie in Münster Bibliothekschefin, betont, dass eine „so kurze Phase nicht zu meiner Biografie gehört“, sah ihren Mann, der in Köln im Baubereich arbeitet, im heimischen Langenfeld nur am Wochenende. „Dadurch habe ich in Münster auch viel verpasst“, sagt die 44-Jährige selbstkritisch. Aber der Weg für ein tägliches Hin und Her sei einfach zu lang gewesen.

Das ist mit Neuss natürlich anders. Eine gute halbe Stunde braucht sie für die tägliche Anfahrt, war auch am Wochenende schon im Einsatz und wird das auch weiterhin sein. Bei den Lesungen des „Literarischen Sommers“ sowieso, aber auch bei der geplanten Kulturnacht im September – mit einem „sehr schönen Programm“ – und auch bei der Aktion „Neuss liest ein Buch“ (von Monika Maron).

Und so plant Claudia Büchel für Neuss langfristig. Mit konkreten Versprechungen ist sie noch zurückhaltend, aber es steht fest. dass sie die Reihen fortführen wird. „Allein der ,Literarische Sommer’ ist schon so erfolgreich“, sagt sie, „dass es nur sinnvoll ist, ihn weiterzumachen.“ Seit 2001 gibt es das städte-und länderübergreifende Lesefestival – was Büchel schon deswegen genau weiß, weil ihr Vorgänger und „Sommer“-Mitgründer Alwin Müller-Jerina ihr einen Karteikasten mit sämtlichen Programmheften da gelassen hat.

Zu den ersten Aufgaben, die Büchel angehen will, gehört, neue Akzente in der Aufenthaltsqualität zu setzen. „Wir werden den Eingang ein bisschen verändern“, sagt sie, „und einiges anderes optisch ändern.“ Die Ausleihe gehört zwar nach wie vor zu den Kerngeschäften der Bibliothek, aber Büchel sieht die Bibliothek auch „als dritten Ort“, an dem man sich gern und länger aufhält. 

Sie weiß auch: „Allein die Nachfrage nach Arbeitsplätzen, etwa für Schüler und Studenten, ist höher, als wir sie anbieten können.“ Zudem haben sich die Zielgruppen einer Bibliothek geändert: Heute sind sie sehr unterschiedlich, und nicht immer geht es nur friedlich zu. „Es gibt die große Herausforderung, sie unter einem Dach zu halten“, sagt sie.

Wen sie für Lesungen gern mal ins Haus holen würde, weiß Büchel auf Anhieb: „Eva Mathhes mit einem Abend zu Jane Austen“, sagt sie, die auch ein großer Fan der englischen Autorin ist und gern auch Thriller und historische Roman liest..

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