St.-Andreas-Grundschule Norf Hühnerhalter auf Zeit mit „Chicken on tour“

Neuss-Norf · Projektwochen vor den Sommerferien sind an Neusser Schulen nicht ungewöhnlich. Die Norfer St.-Andreas-Grundschule aber hat zu diesem Zweck jetzt sogar einige Neuzugänge bekommen.

 Die Kinder der St.-Andreas-Schule sind zu Hühnerhaltern geworden - zumindest vorübergehend. Dazu gehört auch, deren Eier einzusammeln. Damit waren jetzt Marie und Vanessa dran.

Die Kinder der St.-Andreas-Schule sind zu Hühnerhaltern geworden - zumindest vorübergehend. Dazu gehört auch, deren Eier einzusammeln. Damit waren jetzt Marie und Vanessa dran.

Foto: Andreas Woitschützke

Ich wollt` ich wär` ein Huhn,“ dieser Schlager der Comedian Harmonists geht einem direkt durch den Kopf, wenn man das idyllische Quartier sieht, das fünf Hühner unter einem Lindenbaum im Garten der Grundschule St. Andreas in Norf bezogen haben. „Coronabedingt war die geplante Projektwoche zum Thema Nachhaltigkeit nicht umzusetzen. Alternativ wollen wir unseren Kindern nun mit den gefiederten Gästen ein wenig Abwechslung bieten,“ erzählt die Schulleiterin Maggie Hagen-Olbrich.

„Chicken on Tour“ nennt sich das Programm für Hühnerhalter auf Zeit. Stall, Zaun und Futter werden mitgeliefert, ebenso eine umfangreiche „Gebrauchsanleitung“, denn schließlich sind es Lebewesen, die es hier fach- und artgerecht zu versorgen gilt.

Heute hat die Klasse 3a von Ulla Felser Hühnerdienst und die Kinder sind begeistert: „Die sind total süß und lassen sich sogar streicheln,“ sprudelt es aus Vanessa und Marie hervor. Die beiden werden von der Klassenlehrerin in das circa 40 Quadratmeter große Gehege gelassen und schauen als erstes nach den Eiern. Tatsächlich! Jedes Huhn hat in der Nacht ein Ei gelegt. Marie und Vanessa staunen nicht schlecht, als sie ein hellgrünes Ei in der Eierklappe an der Rückseite des Hühnerstalls finden. Denn, was viele nicht wissen, manche Haushühner legen Eier mit grüner Schale.

„Wir wünschen uns, dass die Kinder lernen Verantwortung für ein Haustier zu übernehmen,“ erklärt Ulla Felser den pädagogischen Hintergrund der Aktion. „Auch die Qualität von Lebensmitteln und das Tierwohl werden in dem Zusammenhang thematisiert und im Unterricht aufgearbeitet.“ Dafür kommen in der Norfer Grundschule multimediale Unterrichtsmaterialien zum Einsatz: Bücher, Bilder und Texte, Filme und Musik.

Nachdem die Eier ausreichend bewundert und die Hühner für diese wundersame Arbeit gelobt wurden, wird der Stall sauber gemacht. Der Boden lässt sich über die Seite herausziehen, so dass das Streu täglich erneuert werden kann. Luis und Frederik balancieren die Bodenplatte zum Gebüsch und schütten das Streu in den Schulgarten - „natürlicher Dünger“. Frisches Stroh verteilen Annika und Lilli dort, wo die Hühner ihre Eier legen. Das Futter kommt in einen kleinen Trog und besteht aus einem Bio-Legemehl, das ergänzt wird mit einer Körnermischung. Noch frisches Wasser in die Tränke und dann wird das liebe Federvieh mit Leckerchen verwöhnt: „Gekochte Nudeln mögen sie am liebsten,“ hat Oskar sich von der Erstellung des Hühner-Steckbriefs am Vortag gemerkt. Er kniet sich hin, streckt still die Hand mit den Nudeln aus und – pick! Lisa, die weiße Henne, hat sich die Pasta geschnappt.

Jeden Schultag ist eine andere Klasse an der Reihe und für die Versorgung der Hühner zuständig. Und so bekommen die Tiere auch (fast) jeden Tag neue Namen: Lisa, Keks, Schoki und Mr. Chicken haben sich die Drittklässler heute ausgedacht, ein Huhn ist noch namenlos. Julian, Mia, Maurice, Anna und Arian dürfen nun mit den Hühnern kuscheln – wenn sie sich denn fangen lassen. Denn: „Sobald sie mit den Flügeln schlagen, lasst ihr sie bitte wieder los,“ sagt Felser und erklärt: „Wir sind immer nur stundenweise bei den Tieren und lassen maximal vier bis fünf Kinder rein. Danach haben die Hühner wieder Ruhe.“

Nachts gehen die tierischen Mitbewohner der Schule in ihr Hühnerhäuschen, das zum Schutz vor Fressfeinden in der Dämmerung mit einem Solar-Sensor geschlossen wird. „Die Hühner sind sonst oft in Kindergärten oder Seniorenheimen zu Besuch,“ wissen Jaden und Alexander zu berichten.

Ulla Felser und Maggie Hagen-Olbrich lieben ihr Federvieh schon jetzt und sehen einen großen Nutzen für die Schüler: „Kinder, die sonst eher still sind, glänzen mit ihrem Wissen um die Tiere und blühen richtig auf. Und andersrum werden eher draufgängerische Schüler plötzlich ganz leise und vorsichtig.“ Drei Wochen dürfen Lisa, Schoki, Keks, Mr. Chicken und die namenlose Henne im Schulgarten unter der großen Linde bleiben. Aus den Eiern werden Kuchen oder French Toast zubereitet. 

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