Analyse Neusser Woche Von Ideenfabriken und Erneuerungs-Dialogen Der umworbene Bürger

Aus dem Wähler wird der Bürger, der eingeladen ist, sich einzumischen. Die CDU und SPD entwickeln in Neuss Veranstaltungsformate, die auch Nicht- Mitgliedern offenstehen. Ein Experiment. Wenn es gelingen soll, müssen Bürger kommen und die Parteien müssen sie dann auch ernst nehmen.

Die CDU diskutiert in ihrer Ideenfabrik – offen für alle Neusser. Die SPD führt ihren Erneuerungs-Dialog – offen für alle Neusser. Keine Frage, ehemalige (oder noch) Volksparteien entdecken den Bürger. Es ist der Versuch, verbliebene Wähler zu halten, getrieben von der Hoffnung, verlorene Wähler zurück zu gewinnen. Ob moderne Veranstaltungsformate reichen, um als Partei wieder erfolgreich zu sein, muss sich zeigen. Trotzdem ist diese Öffnung richtig, weil Demokratie von unten wächst.

Nun hat es in den Parteien auch früher schon Angebote für Nicht-Mitglieder gegeben. Vor allem bei der CDU, aber sie blieben die Ausnahme. Heute würde man sagen. Den Angeboten fehlte die Nachhaltigkeit. Die SPD öffnete sich in den 1990er Jahren gar erst den eigenen Mitgliedern und das erst im zweiten Anlauf. Zuvor entschieden nur die Delegierten über Personal- und Sachfragen auf Stadtverbandsebene. 20 Jahre ist das gerade her. Nun sollen auch Nicht-Mitglieder mitreden.

Die Erneuerung muss also tiefgreifend sein. Der Dialog wird zum Lernprozess. Er wird auch zur Chance, wenn die Bürger die Einladung annehmen und sich einmischen – egal ob in der Ideenfabrik oder im Erneuerungs-Dialog. Die Bürger werden nur bleiben, wenn sie ernst genommen werden. Das heißt: mitreden und gehört werden ist das eine, Einfluss auf Inhalte und Entscheidungen zu erhalten, ist das andere.

Für den Weg einer gewissen Öffnung stehen in beiden alten Parteien neue Gesichter: Jürgen Brautmeier (CDU) und Sascha Karbowiak (SPD). Sie können Neuanfang sein, ihnen muss aber der Changeprozess gelingen. Eine Herkulesaufgabe.

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