Unerreichtes Spitzenergebnis für die Union in Erfttal CDU stürmt SPD-Hochburgen
Unerreichtes Spitzenergebnis für die Union in Erfttal · Die Landtagswahl am Sonntag war in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Die Sozialdemokraten erlebten ein Debakel und schnitt so schlecht ab wie seit 1958 nicht mehr, die Union fand den höchsten Zuspruch seit 1975.
Auch im Licht des neuen Tages sahen die Wahlergebnisse der Landtagswahl für die SPD gestern kein bisschen freundlicher aus. Im Gegenteil. Die im Amt für Wirtschaftsförderung flugs zusammen gestellten Daten dokumentierten ungeschminkt: Die Wahl war ein Debakel für die Sozialdemokratie und ein historischer Sieg für die Union. Niemals seit 1985 hatte die SPD seit 1958 schlechter abgeschnitten, niemals seit 1975 hatte die CDU bei einer Landtagswahl mehr Zuspruch gefunden.
Das vor allem fand Chefstatistiker Wolfgang Düsing besonders erstaunlich: "Erstmals hat die CDU bei einer Landtagswahl ein Ergebnis erreicht, dass auf dem Niveau von Kommunalwahlen liegt." Und der Erfolg kennt keine Ausnahme. Lediglich im Stimmbezirk Pomona konnte die SPD zulegen, allerdings noch nicht einmal einen halben Prozentpunkt. Ansonsten verlor sie zum Teil erheblich. "Die CDU hat es geschafft, selbst in SPD-Hochburgen die 50-Prozent-Grenze zu erreichen", betont Düsing.
Aber noch eine dritte Beobachtung macht aus dieser Wahl eine besondere, denn niemals zuvor waren so viele per Briefwahl abgegeben Stimmen auszuzählen gewesen. 21,2 Prozent der insgesamt 67 109 Wähler gaben ihre Stimme auf
diesem Wege ab und hatten so großen Anteil daran, dass die Wahlbeteiligung auf 61,6 Prozent stieg. Zum Vergleich: Bei der Wahl vor fünf Jahren hatten nur 56,1 Prozent ihre Stimme abgegeben. Düsing: "Die hohe Wahlbeteiligung zeigt, dass es für viele in der Bevölkerung um etwas ging."
Gegenüber der Landtagswahl im Jahr 2000 konnte die CDU 8959 Stimmen hinzugewinnen, während die SPD 1206 Stimmen verlor. "Ihr Stimmenanteil", so Düsing", ist in den Landtagswahlen der vergangenen 30 Jahre kontinuierlich zurück gegangen." "Rot" wählten am Ende 20 290 Neusser, "schwarz" 34 776. Die Grünen verloren im direkten Vergleich 132 Wähler, die FDP 1961. Dafür macht Düsing die Besonderheit der "Möllemann-Wahl" im Jahr 2000 allein verantwortlich, die der FDP vorher unerreichte 11,8 Prozent bescherte.
Ob auch in Neuss Arbeiter, Arbeitslose und Angestellte der SPD in Scharen davon liefen, kann Düsing mit seinen Instrumenten messen. Aber er fand im Trend bestätigt, was schon bei anderen Wahlen erkennbar war: Die Union ist in den schwächer besiedelten Stadtteilen besonders stark, in städtischen Quartieren sieht sie schlechter aus. Obwohl sie in ihrem schlechtesten Wahlbezirk Neusser Furth noch immer vier Punkte vor der SPD lag, die dort mit 38,2 Prozent der Stimmen am erfolgreichsten war.
Ihr unerreichtes Spitzenergebnis fuhr die Union in Erfttal ein: 63,3 Prozent. Hochburgen haben aber auch die kleineren Parteien. So kam die FDP in der Stadtmitte auf 9 Prozent, während die Grünen im Dreikönigenviertel 7,5 Prozent erringen konnten. Zuletzt nahm Düsing noch die Altersklassen unter die Lupe: "Die SPD schnitt in Wahlbezirken mit hohem und sehr hohem Anteil der 18- bis 25-Jährigen überdurchschnittlich ab." Ist das ein Trost? (-nau)

