Neuss CDU-Krise fordert erstes Opfer

Neuss · Neuss Die schwere Abstimmungsniederlage der CDU-Mehrheit am Freitag im Rat hat ein erstes personelles Opfer gefunden: Am Sonntag trat Dr. Bernd Koenemann (57) als Vorsitzender der Fraktion zurück, die er seit Mai 2001 geführt hatte. Er zeigte sich "menschlich enttäuscht von diesen Drecksäcken" in den eigenen Reihen. Bis zu sieben Christdemokraten hatten in geheimer Abstimmung für den SPD-Antrag votiert, die Entscheidung über die angestrebte Stadtwerke-Fusion mit den Krefelder Werken von der Tagesordnung zu nehmen.

Neuss Die schwere Abstimmungsniederlage der CDU-Mehrheit am Freitag im Rat hat ein erstes personelles Opfer gefunden: Am Sonntag trat Dr. Bernd Koenemann (57) als Vorsitzender der Fraktion zurück, die er seit Mai 2001 geführt hatte. Er zeigte sich "menschlich enttäuscht von diesen Drecksäcken" in den eigenen Reihen. Bis zu sieben Christdemokraten hatten in geheimer Abstimmung für den SPD-Antrag votiert, die Entscheidung über die angestrebte Stadtwerke-Fusion mit den Krefelder Werken von der Tagesordnung zu nehmen.

Die Abtrünnigen, die offenbar ohne Vorankündigung die Fraktionslinie verließen, erklärten sich bisher nicht. Für Koenemann ein unerträglicher Zustand, "weil ich keine Chance habe, mein Handeln darauf abzustellen. Mein Wort als Vorsitzender der Mehrheitsfraktion ist nichts mehr wert." In dieser Situation bliebe ihm nichts anderes als der Rücktritt übrig. Koenemann will aber - entgegen ersten Überlegungen - Stadtverordneter bleiben: "Politik bereitet mir Freude."

Bürgermeister Herbert Napp ("Ich habe großes Verständnis für Koenemanns Entscheidung") glaubt nicht, dass die CDU allein mit der Neuwahl eines neuen Fraktionschefs aus der Krise findet: "Wir haben es hier mit einer organisierten Gruppe zu tun, die die Gemeinsamkeit in der CDU aufgekündigt hat." Dem könne nicht entgegengewirkt werden, so lange die Abtrünnigen sich nicht offen einer Aufarbeitung stellten: "Was bleibt, ist nur Schattenboxen."

Eine sechste Ratsfraktion sei entstanden - Napp nennt sie "schwarzer Block" - und die CDU habe ihre Mehrheitsfähigkeit verloren. Der Bürgermeister kündigte an, er werde verstärkt das Gespräch mit der Opposition suchen. So will er das Angebot von SPD-Chef Reiner Breuer annehmen und mit ihm die Möglichkeiten der Stadtwerke-Zukunft ausleuchten: "Als Bürgermeister bin ich aufgerufen, Mehrheiten zu sichern, damit die Stadt Neuss weiterhin ein verlässlicher Partner ist."

Parteivize Klaus Karl Kaster, der stets gegen die Stadtwerke-Fusion mit Krefeld argumentiert hatte, weist Vermutungen, er gehöre zu den Abtrünnigen, zurück: "Ich habe in der Stadtwerke-Frage offen meine Meinung gesagt und erklärt, dass ich meiner Fraktion treu bleibe. Dem habe ich nichts hinzuzufügen."

Ein Nachfolger für Koenemann, der kommissarisch im Amt bleibt, soll am Montag (26.) gewählt werden. Die Kandidatenliste ist kurz. Parteichef Dr. Jörg Geerlings wird genannt; häufig wird aber Vize-Bürgermeister Thomas Nickel als Wunschkandidat genannt.

(NGZ)
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