Neuss CDU-Frauen machen Druck

Neuss · Seit Helga Koenemann den Vorsitz übernahm, mucken Neusser CDU-Frauen auf: Sie beanspruchen Spitzenämter, sie fordern Ganztags-Grundschulen und sie drängen die Männer, die Führungskrise der Ratsfraktion zu beenden.

 Sie mag Bäume, doch mit Blick auf ihren Fraktions-Chef sagt CDU-Ratsfrau Helga Koenemann: "Wir können mit Karl Heinz Baum nicht weiter machen."

Sie mag Bäume, doch mit Blick auf ihren Fraktions-Chef sagt CDU-Ratsfrau Helga Koenemann: "Wir können mit Karl Heinz Baum nicht weiter machen."

Foto: Woi

Der eine oder andere Grande der CDU ist irritiert. "Die Damen zicken", wunderte sich jüngst ein altgedienter Christdemokrat. Was er als "Zicken" bezeichnet, ist nichts anderes als ein neu gelebtes Rollenverständnis der CDU-Frauen. Wo die Frauen-Minderheit in der Vergangenheit oftmals abwartete, was die Männer-Mehrheit ihr an Arbeit und Posten überließ, fordert die weibliche Seite der Partei jetzt Einfluss und Spitzenämter. Das ist neu.

Der Paradigmenwechsel ist eng verbunden mit dem Namen Helga Koenemann (57). Seit die Juristin vor gut einem Jahr den Vorsitz in der Frauen-Union (FU) übernommen hat, besitzen die 400 weiblichen CDU-Mitglieder – immerhin 25 Prozent aller Neusser Christdemokraten – eine starke Stimme. "Wir haben so viele gute Frauen, die gute Arbeit leisten", sagt Helga Koenemann, "dass muss auch anerkannt und besser in die Öffentlichkeit getragen werden". Stellvertretend nennt Koenemann die Ratsfrauen Ingrid Schäfer (Planung), Anne Holt (Soziales) oder Elisabeth Heyers (Wirtschaft): "Die arbeiten kompetent und fleißig ohne sich werbewirksam in Szene zu setzen." Die Ratsfrau Waltraud Beyen wiederum leiste vorbildliche Wahlkreisarbeit in Derikum: "Das zählt!"

Aus der "starken Sacharbeit" leitet Helga Koenemann Ansprüche ab. Es sei klar, dass die FU die Neusserin Daniela Leyhausen bei ihrer Bewerbung unterstütze. Die promovierte Juristin Leyhausen soll nach Ansicht Koenemanns Erste Stellvertreterin des Kreis-Vorsitzenden Lutz Lienenkämpers werden: "Da sind wir Neusserinnen uns mit den Kreis-Frauen einig." Netzwerken, um die PS für die Frauen-Power zu verstärken.

Koenemanns Handschrift trägt auch die Kritik am Urteil des Bundesgerichtshofes zum Betreuungsunterhalt Alleinerziehender nach einer Scheidung. Da setzt auch die FU-Forderung an die Landesregierung an, die Grundschulen sukzessive in Ganztagsschulen umzuwandeln. Die Fachanwältin im Familienrecht stößt sich an der Annahme, dass Alleinerziehende problemlos eine Vollzeitbeschäftigung finden, zumal viele Jobs in Frauenberufen Schichtarbeit verlangten.

Auch zur Führungskrise in der Ratsfraktion hat Helga Koenemann eine "persönliche Meinung". Es sei Zeit für einen Neuanfang, wenn am 12. September der Vorsitzende neu gewählt werde: "Nach meiner Auffassung können wir nicht mit Karl Heinz Baum weitermachen." Soll eine Frau folgen? Koenemann: "Wir benötigen Ruhe und die richtige Lösung. Es kann, es muss aber nicht eine Frau sein. Wir haben qualifizierte Frauen, aber ich will die aktuelle Personaldiskussion nicht durch eine Forderung befeuern."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort