Kultur in Neuss Capella Quirina präsentiert erneut ein Nachtkonzert

Neuss · Knapp 100 Zuhörer lauschten Samstagnacht einer ganz besonderen Darbietung in der Quirinusbasilika. Deutlich wurde, warum das Ensemble zu den besten Kammerchören in NRW gehört.

Neuss Seit einigen Jahren lädt der Kammerchor „Capella Quirina Neuss“ pünktlich zum Sommerferienbeginn zum Nachtkonzert in die Quirinusbasilika ein. Diesmal zur „Sommernacht a cappella“. Das Programm umrahmten zwei „Magnificat“, den Lobgesang der Mutter Maria, wie sie unterschiedlicher kaum sein können.

 Joachim Neugart leitet die Capella Quirina Neuss.

Joachim Neugart leitet die Capella Quirina Neuss.

Foto: Neugart

Zunächst das achtstimmige „Magnificat“ des russisch-amerikanischen Spätromantikers Sergej Rachmaninoffs, das auch in einer englischen Adaption aus seiner „Nacht-Vesper“ auf uralten orthodoxen Gesängen beruht. Der Chor bewies sogleich, warum er zu den besten Kammerchören in Nordrhein-Westfalen gehört: Fünf mächtige Bässe intonieren, alle Stimmen preisen die Mutter Gottes, der Sopran bleibt auch in extremen Höhen lupenrein. Am Ende steht das „Magnificat a sei voce“ von Claudio Monteverdi für sechs Stimmen und Basso continuo (Orgel: Hans-Jakob Gerlings, Kontrabass: Thorsten Drees).

Die kleine Schwester des größer besetzten „Magnificat“ aus Monteverdis „Marienvesper“ behält die sechs Solisten, die aus dem Kammerchor heraus ihre Partien glänzend bewältigten. Monteverdi prägte den Übergang von der Renaissance zum Barock, so machte es Sinn, dass im Zentrum des Konzertes die doppelchörige Begräbnismotette „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir“ von Johann Sebastian Bach stand (BWV 228). Kurz: In der überzeugenden Interpretation des Kammerchores kam das „weiche nicht, denn ich bin dein Gott“ einem wahren Glaubensbekenntnis gleich.

Nun pflegt die „Capella Quirina“ insbesondere zeitgenössische Chormusik. Ein wunderbares Beispiel war das „Dubito“ des schwedischen Komponisten Emil Raberg (37) für achtstimmigen Chor und Akkordeon. Im Zweifel (Dubito) wird der Schrei aus der Tiefe durch das österliche „Alleluia“ erlöst. Der Leiter des Kammerchores Joachim Neugart hat sich um den Schweden verdient gemacht, denn 2018 dirigierte er mit seinem „Schönhausen-Chor“ (Krefeld) die erst zweite Welturaufführung dieses Werkes. Der Akkordeonist Pavel Efremov schloss sich diesem faszinierenden Gesang mit einem Solo an und spielte „Revelation“ von Sergey Voytenko (49): makellos, im Schluss hingebungsvoll meditativ.

Das zweite Solostück für Akkordeon konnte nicht gleichermaßen begeistern, was aber der provokanten Simplizität der „Gymnopedie“ des französischen Komponisten Erik Satie geschuldet war. Zum Schluss hätten die knapp 100 Zuhörer beim Gebet aus den „Three Songs of Faith“ von Eric Whitacre (52) mitsingen können: „Ich danke dir, Gott, für diesen unglaublichen (musikalischen) Tag.“

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