Neuss Cannes, die Furth und Erfttal

Neuss · Selters statt Sekt: Verhaltende Freude bei Architekten-Duo Agirbas/Wienstroer in Cannes. Neuer Anlauf bei der Immobilienmesse Expo Real in München.

 Cannes stand eine Woche lang ganz im Zeichen der MIPIM.

Cannes stand eine Woche lang ganz im Zeichen der MIPIM.

Foto: NGZ

Neuss/Cannes Ercan Agirbas ist Schalker. Der 1966 im Osten der Türkei geborene Architekt spielte bis zur A-Jugend für die Königsblauen. Dann beendete der Bruch des Handgelenks seine Hoffnungen auf eine große Torwart-Karriere auf Schalke.

Als ehemaliger Leistungssportler kennt er den Sieg, er weiß aber auch mit Niederlagen umzugehen. An zehn Architektur-Wettbewerben beteiligt sich Agirbas durchschnittlich im Jahr mit seinem Partner Eckehard Wienstroer. "Neun Mal müssen wir Frust verarbeiten", erklärt er, "um einmal ein Erfolgserlebnis genießen zu können."

Am Donnerstag gab's Selters statt Sekt. Der begehrte MIPIM-Award ging in Cannes nach Großbritannien. Für das Neusser Duo Agirbas/Wienstroer und ihren Wettbewerbsbeitrag "Südliche Furth" blieb es bei der ehrenvollen Nominierung. "Das ist auch ein schöner Erfolg", tröstet sich Wienstroer, "immerhin haben es weltweit nur drei Projekte ins Finale geschafft. Wir gehörten dazu."

Dieser (Teil-)Erfolg macht den Architekten und dem Neusser Bauverein als Investor Mut: "Jetzt nehmen wir bei der Expo Real einen neuen Anlauf." Die Münchener Immobilienmesse vom Herbst ist der bedeutendste Branchentreff auf deutschem Boden.

Während die Sieger aus dem nordenglischen Salford ihren Award für den Chimney Pot Park feierten, murmelte Harald Denner etwas von "neuer Putzigkeit". Bei dem Bauverein-Prokuristen saß die Enttäuschung besonders tief: "So eine gute große Chance kommt für Neuss und den Bauverein in den nächsten 30 Jahren nicht noch einmal."

Und dann trotzig: "Aber wir wissen, dass wir den besten Finalbeitrag abgeliefert haben." Eine sachliche Analyse suchte Bürgermeister Herbert Napp, der in Personalunion auch Vorsitzender der Bauverein AG ist. Die fachliche Bewertung habe im Vorfeld stattgefunden. Da sichtete und gewichtete die internationale Jury die eingereichten Beiträge. Drei wurden ins Finale berufen.

"Das ist die inhaltliche Anerkennung, die wir hier bei der MIPIM in Cannes auf internationaler Bühne erfahren haben", stellt der Rathaus-Chef fest: "Der Rest ist einfach Glück." Damit spielte Napp auf die Tatsache an, dass letztlich der MIPIM-Award ein Publikumspreis ist.

Alle der knapp 30 000 Messebesucher konnten ihre Stimme abgeben; über 8 000 Fachleute haben von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Zu einem Erlebnis wurde die Award-Vergabe im großen Saal des Palais des Festivals an der Croissette.

In einer perfekt inszenierten Show mit Musik, Multimedia-Sequenzen und hübschen Assistentinnen auf der Bühne, wurden die Preisträger vor knapp tausend Gästen geehrt. Vor der Bekanntgabe zeigten einminütige Filme jeweils die Schokoladenseite der nominierten Projekte.

Bei der "Stadtreparatur" in Erfttal ist die erfolgreiche Kombination von der "Südlichen Furth" erneut am Start. "Ich habe ein gutes Gefühl", sagt Eckehard Wienstroer augenzwinkernd, "da reift ein neuer MIPIM-Beitrag heran. . ." Ein guter Trinkspruch, da mochte keiner widersprechen.

(NGZ)
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