Neuss BUND sieht Bestand der Kreuz-Kröten gefährdet

Neuss · Naturschützen werfen der Stadt Fehler beim Artenschutz vor. Ausgleichflächen würden schlicht nicht funktionieren.

 Das Leitsystem für die Kröten ist nach Ansicht von Ingeborg Arndt eine Schwachstelle der Ausgleichsmaßnahme am Blankenwasser.

Das Leitsystem für die Kröten ist nach Ansicht von Ingeborg Arndt eine Schwachstelle der Ausgleichsmaßnahme am Blankenwasser.

Foto: A. Woitschützke

Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) schlägt Alarm. Die Kreuzkröten-Population am Blankenwasser ist in ihrem Bestand bedroht. Als Grund macht der BUND eine Fülle von Missständen aus und kommt zu der knappen Feststellung: "Die Ausgleichsfläche funktioniert nicht." Und weil er an dem Umgang mit den Kreuzkröten eine geringe Wertschätzung der Stadt für ihre belebte Umwelt meint festmachen zu können, wird der BUND grundsätzlich: Die Zukunftsaufgabe der Stadt, die Biodiversität, also die Artenvielfalt, zu fördern und sicherzustellen, sei so nicht zu erreichen.

Der Vorwurf trifft die Verwaltung in doppeltem Sinne. Zum einen hatte sich Neuss vor einigen Jahren um den Titel "Hauptstadt der Biodiversität" beworben und war landesweit auf Platz zwei gelandet. Zum anderen sei laut Verwaltung der Vorwurf des BUND so nicht zu halten. Nach Darstellung von Dagmar Vogt-Sädler ist die Krötenpopulation stabil. Allerdings seien viele Tiere in Richtung der Fläche zwischen Habichtsweg und Autobahn abgewandert, wo die Stadt auch ein Feuchtbiotop angelegt hat. "Das wird gut angenommen", erklärt die Leiterin vom Amt für Umwelt und Stadtgrün.

Da hat der BUND nicht nachgesehen, wohl aber dort, wo nach der Ansiedlung des Logistikkonzerns Fiege für den dadurch notwendigen Eingriff in die Natur ein Ersatzlebensraum für Kreuz-Kröten aber auch für Rebhühner, Lerchen und andere Feldvögel geschaffen werden sollte. "Geld genug ist durch die Ansiedlung ja reingekommen", sagt die BUND-Vorsitzende Ingeborg Arndt. Diese Maßnahme haben man konstruktiv begleiten wollen. "Wir haben das Gespräch gesucht und sind baden gegangen", sagt Arndt ernüchtert.

Die Mulden, die als Laichplatz für die Amphibien dienen sollten, seien nicht ordentlich abgedichtet worden, listet der BUND den gravierendsten Fehler auf. Weil die bei einem Ortstermin im November von der Verwaltung zugesagte Nachbesserung im Winter nicht erfolgte, blieben die Mulden im Frühjahr trocken. "Es sieht aus, wie in der Wüste", sagt Arndt. Folge: Wo BUND-Experte Christoph Golisch noch im Vorjahr eine kleine Kreuzkröten-Gesellschaft fand, stieß er bei Kontrollen in diesem Frühjahr auf kein einziges Tier dieser Gattung.

Die Ausgleichsfläche, deren Anlage eine gesetzlich auferlegte Pflicht ist, sieht der BUND im Kontext mit dem Leitsystem, das die Kröten zu einem der benachbarten Seen führen soll, und dem ehemals Regatta-Gewässer, auch Gürtlersee genannt. Dieser in einer ehemaligen Kiesgrube entstandene See ist ein Sorgenkind des BUND. "Artenschutz findet dort praktisch nicht statt", hält er in einer Mitteilung fest. Denn die Stadt tue nichts, um illegale Freizeitaktivitäten an diesem See - Baden, Parties, Grillen - zu unterbinden. "Der benachbarte Sandhofsee wäre das bessere Biotop gewesen", sagt Arndt, die sich im Nachhinein ärgert, dass der BUND einem Tausch zugestimmt hat, damit am Sandhofsee das Wassersportzentrum entstehen konnte. Der Regattasee, so gibt auch Vogt-Sädler zu, sei kaum zu schützen.

(NGZ)
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