Neusser CDU Schwierige Suche nach einem Bürgermeister-Bewerber

Neuss · Analyse Halbzeit der Ratsperiode. Bürgermeister Breuer (SPD) zieht Bilanz und kündigt Kandidatur für 2020 an. Doch wer wird ihn herausfordern?

Die Situation ist neu für die Neusser Christdemokraten. Bisher galt, wen die CDU als Bewerber für den Chefsessel im Rathaus aufstellt, der ist auch der Favorit. Seit Gründung der Bundesrepublik stellte die CDU alle Neusser (Ober-)Bürgermeister - bis zum historischen 13. September 2015. Da gewann Reiner Breuer die Wahl und wurde erster sozialdemokratischer Bürgermeister der Stadt Neuss. Doch auch damals galt sein CDU-Mitbewerber Thomas Nickel als Favorit, den Breuer als Herausforderer besiegte.

Nun ist Breuer selbst der Mann, den es zu schlagen gilt. Selbstbewusst hat er seine Halbzeitbilanz vorgelegt und festgestellt, dass es noch genug für eine zweite Amtszeit zu tun gibt. Folgerichtig kündigt er seine erneute Kandidatur für die Bürgermeister-Wahl 2020 an. Kein Zweifel, dass seine Partei ihn schon bald als ihren Bürgermeister-Kandidaten nominieren wird.

Erstmals sucht nun die Neusser CDU einen Herausforderer des Amtsinhabers, wenn sie sich auf die Suche nach einem Bürgermeister-Kandidaten macht. Und es wird eine schwierige Suche, denn geeignete Persönlichkeiten stehen nicht schlange. Im Gegenteil. Der Parteivorsitzende und die Chefin der Ratsfraktion sind mit mehr als 60 Lebensjahren zu alt, der frühere Minister Hermann Gröhe sieht seine politische Zukunft weiterhin im Bund, und auch Landtagsabgeordneter Jörg Geerlings - im Düsseldorfer Parlament mit wichtigen Aufgaben betraut - verspürt offenbar wenig Lust, sich in einen Rathaus-Wahlkampf mit höchst ungewissem Ausgang zu begeben.

Die schwierige Aufgabe, einen CDU-Herausforderer zu finden, der nicht nur Zählkandidat ist, sondern eine echte Chance gegen Reiner Breuer besitzt, fällt Jürgen Brautmeier zu. Der neue Parteivorsitzende ist 63 Jahre alt, weitgehend ohne CDU-Stallgeruch und unterscheidet sich von all seinen Vorgängern im Amt vor allem in einem: Brautmeier will nichts werden. Noch nicht einmal Stadtverordneter. Das macht diesen neuen CDU-Chef so unfassbar unabhängig, dass er selbst seine Parteifreunde noch überraschen wird. Er muss auf niemanden Rücksicht nehmen, weil er dessen Stimme irgendwann selbst einmal benötigt. So ist Jürgen Brautmeier in diesen Tagen unterwegs. "Ich sammele Namen", sagt er. Er erwartet, dass nach der Sichtung Ende des Jahres "so acht bis zehn Namen" auf seiner Liste stehen wird: "Ich werde mit allen sprechen." Wichtig sind ihm drei Aspekte: Mögliche Kandidaten sollten Führungskompetenz und Erfahrung mitbringen und sympathisch auftreten können: "Bürgermeister ist kein Job auf den man lernt." Wer bereits auf seiner Liste steht, verrät er nicht. Sebastian Rosen? Ursula Hüsch? Dirk Brügge? Stefan Hahn? Christoph Hölters? "Kein Kommentar", lautet Brautmeiers Kommentar. Ein Bewerber mit Neuss-Bezug sei wünschenswert, sagt Brautmeier, der Bezug zur Stadt könnte aber auch darin bestehen, dass er außerhalb der Stadt- und Kreisgrenze mit oder für Neuss arbeite. Zum Beispiel in einem Ministerium oder in einer Nachbarstadt. Und noch eins stellt der oberste Kandidatensucher der CDU fest: Der Bewerber sollte zwei Wahlperioden absolvieren können. Im Klartext: Brautmeier sucht jemanden, der jünger als 60 Jahre ist. Und wann will er ihn gefunden haben? "Ideal wäre eine Aufstellungsversammlung vor der Sommerpause 2019." Ein Jahr ist schnell um.

(-lue)
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