Neuss Bürgermeister Reiner Breuer beim Regieren zusehen

Neuss · Ja, der Bürgermeister ist das Oberhaupt einer Stadt. Das weiß (fast) jeder. Ein Bürgermeister ist Vorsitzender des Stadtrates und zugleich Chef der Verwaltung im Rathaus. Das wissen schon längst nicht mehr alle. Aber wie regiert der Bürgermeister seine Stadt? Das fragen sich viele und würden gern dem ersten Bürger der Stadt einmal beim Regieren über die Schulter schauen.

 Ute Lienshöft-Schultze aus Neuss erlebt Reiner Breuer im Rathaus.

Ute Lienshöft-Schultze aus Neuss erlebt Reiner Breuer im Rathaus.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

"Ich habe nichts zu verbergen", sagt Reiner Breuer auf die Frage, ob denn ein NGZ-Leser ihn im kommenden Jahr einmal einen Tag lang begleiten darf: "Wenn es etwas Vertrauliches gibt, dann muss mein Gast sich einfach Augen und Ohren zuhalten." Er freut sich darauf, dass ein Wahlberechtigter Neusser Bürger, der das 16. Lebensjahr vollendet hat, ihm an einem ganz normalen Arbeitstag zusieht: "Das wird gut!"

Seit dem 21. Oktober sitzt Reiner Breuer auf dem Bürgermeister-Sessel im Rathaus. Längst ist der 46 Jahre alte Jurist mit dem neuen Tagesrhythmus vertraut. Es sind lange Tage, die auf ihn warten, wenn er morgens um 8.15 Uhr das Haus im Marienkirchviertel verlässt. Kaum hat er sich von Ehefrau Ute verabschiedet, um zu Fuß ins Rathaus zu gehen, beginnt für ihn schon auf der Straße die Arbeit. "Ich werde nahezu jeden Morgen auf dem Weg ins Büro von Bürgern angesprochen", sagt Breuer, der das nicht als störend empfindet: "Ich suche ja den direkten Kontakt zu Bürgern. Ich möchte ja von ihren Sorgen und Nöten erfahren und ich habe auch nichts dagegen, wenn mal einer die Arbeit der Verwaltung oder gar mein Engagement lobt."

Mit der "Kleinen Lage" beginnt für Breuer um 9 Uhr im Rathaus der durchgetaktete Arbeitstag. Dann sitzt er mit seinen engsten Mitarbeitern wie Büroleiterin Claudia Paschek, seinem persönlichen Referenten Frank Derichs und Stadtsprecher Michael Kloppenburg zusammen, um die neuesten Nachrichten einzuordnen und letzte Abstimmungen für die Termine des Tages vorzunehmen. Am Vormittag schließen sich dann zumeist hausinterne Gespräche mit Mitarbeitern an, darunter viele Rücksprachen. Dienstags tagt der Verwaltungsvorstand unter seiner Leitung. Rund 1400 Frauen und Männer sorgen dafür, dass die Innere Verwaltung ihre Aufgaben erledigt. Und Breuer ist der Chef, der letztlich auch die politische Verantwortung zu tragen hat.

Nach einer kurzen Mittagpause, in der es ihn oft zum Essen in die Mitarbeiter-Kantine zieht, folgt ein Terminblock, in dem er vorwiegend externe Besucher empfängt: zum Beispiel Schulleiter, Unternehmer, Vertreter von Vereinen. Am späteren Nachmittag setzen die Sitzungen der Gremien ein: Ratsausschüsse oder Beratungen in den städtischen Tochterunternehmen.

Am Abend nimmt der Bürgermeister meist noch repräsentative Einladungen wahr; referiert bei Veranstaltungen oder spricht ein Grußwort. Wenn möglich nutzt er die Abendstunden, um Akten zu studieren: "Dazu benötige ich viel Ruhe." Wenn er zwischen 20 und 21 Uhr zu Hause wieder eintrifft, "dann ist das normal". Ein Bürgermeister ist rund um die Uhr unterwegs, "sonst ist das Pensum nicht zu schaffen". Reiner Breuer strahlt trotz hoher Belastung bei öffentlichen Veranstaltungen Freude am neuen Amt aus. Ob das auch im stressigen Alltag stets so ist, darf ein NGZ-Leser im neuen Jahr erkunden. Der Bürgermeister wartet schon: "Ich glaube, das wird ein spannender Tag."

(-lue)
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