Bürgerbühne in Neuss Krimi-Komödie dreht sich um Empathie in Fernsehshows

Neuss · Wie viel Wert hat Empathie in Fernsehshows? Der Frage hat sich die Bürgerbühne in Neuss gestellt und ein entsprechendes Drehbuch geschrieben. Die Premiere ist am Samstag.

 Das Laien-Ensemble des Rheinischen Landestheaters freut sich auf die Premiere am Samstag.

Das Laien-Ensemble des Rheinischen Landestheaters freut sich auf die Premiere am Samstag.

Foto: Max Schubert

Stars, die längst nicht mehr im Rampenlicht stehen, treffen im Camp aufeinander: Es ist eines dieser Fernsehformate, das jeder kennt, aber niemand schaut: Fremdscham garantiert! Doch dann wird das Ganze auf die Spitze getrieben und acht C-Promis müssen tatsächlich um ihr Leben fürchten. Die Bürgerbühne des Rheinischen Landestheaters lädt für Samstag, 23. April, 20 Uhr zur Premiere ihres neuen Stücks „Das Camp“ ins RLT-Studio. Ein fertiges Drehbuch gab es nicht, die Bürgerbühne hat es selbst entwickelt. „Unsere Stücke sind immer dem aktuellen Spielzeitmotto angepasst“, sagt Regisseurin und Leiterin der Bürgerbühne Bärbel Reimer. Und da dies in dieser Saison unter der Frage „Wie schwer ist Empathie?“ steht, haben sich die Laien-Schauspieler und sie für das Thema „Trash-Formate im TV“ entschieden. Immerhin seien die Shows ein gutes Beispiel für Situationen, in denen es an Empathie mangelt. Das Konzept entsteht schrittweise: „Wir machen viele Improvisationen“, erzählt Reimer, „ich frage die Teilnehmenden zum Beispiel, was für sie zu dem Thema gehört oder auch, was sie immer schon einmal auf der Bühne sagen wollten.“ Dabei würden sowohl sie als auch die FSJlerin Nina Lausé akribisch mitschreiben.

Auf diese Weise ist eine Krimikomödie entstanden, die eine Persiflage auf die Deutsche Fernsehkultur sein soll, die Empathie in Extremsituationen hinterfragt. Als der Krieg in der Ukraine begann hat sich Bärbel Reimer, die ursprünglich aus dem politischen Kabarett kommt, die Frage gestellt, inwieweit die aktuellen Ereignisse thematisiert werden sollten und ob eine Komödie dafür ein angemessener Ausdruck sei. „Schließlich habe ich mich dafür entschieden, es ganz raus zu lassen. Wir alle brauchen Kraft, wir brauchen die Entspannung, das Lachen. Auch dafür darf Kunst und Theater stehen: Auftanken für den Alltag.“

Bei der Bürgerbühne kann jeder mitmachen: In ihrer Auswahl ist Bärbel Reimer gegen Castings: „Jeder hat etwas zu sagen“, meint sie und fügt hinzu: „Es können 14 Personen mitmachen, die älter als 14 Jahre sind.“ Mittlerweile gebe es bei der Bürgerbühne einen Stamm vom Spielern, die sich immer wieder anmelden. Geprobt wird immer dienstags, kurz vor der Aufführung nehmen die Probentage zu. „Mit dem Schauspiel ist es wie mit dem Singen. Im Prinzip kann es jeder, man muss es nur etwas heraus kitzeln“, sagt Reimer. Auch dazu trage die Stückentwicklung bei: So gehöre zur Vorbereitung auch, dass sich die Laien mit ihrer Rolle vertraut machen. „Manchmal gehen wir dafür auch in eine Kunstausstellung oder sehen uns Filme mit entsprechenden Typen an“, sagt Reimer. Einige Rollen werden den Spielenden auch auf den Leib geschrieben.

Info Vorstellungen sind am Samstag 23. April, 20 Uhr, und am Sonntag, 24. April, 18 Uhr.

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