Neusser Schützenfest Chinas Botschafter kommt als Ehrengast zur Königsparade

Neuss · Shi Mingde ist seit fünf Jahren Geschäftsträger der Volksrepublik in Berlin. Er kennt Neuss gut. Jetzt kommt er als Ehrengast zur Parade.

So war's 2013: Der damalige Schützenkönig Jörg Antony (2. v. l.) zeichnet Botschafter Shi Mingde mit einem Orden aus; v. l.: Gastgeber Cornel Hüsch, Bundesminister Hermann Gröhe und Schützenpräsident Thomas Nickel.

So war's 2013: Der damalige Schützenkönig Jörg Antony (2. v. l.) zeichnet Botschafter Shi Mingde mit einem Orden aus; v. l.: Gastgeber Cornel Hüsch, Bundesminister Hermann Gröhe und Schützenpräsident Thomas Nickel.

Foto: Woi

Wenn Sonntag zur Königsparade - und auch zu seinen Ehren - mehr als 7700 Schützen und Musiker aufmarschieren, dann wird der Gast aus Fernost nicht wirklich überrascht sein und in eine für ihn fremde Kultur eintauchen. In China sind Aufmärsche und Paraden beliebt, besitzen Tradition. Zudem war Shi Mingde bereits 2013 in Neuss zu Gast.

Damals folgte er als Privatmann einer Einladung der Kanzlei Dr. Hüsch & Partner, um sich gemeinsam mit seiner Frau Xu Jinghua die große Königsparade anzusehen. In diesem Jahr kehrt Pekings Botschafter in Berlin als einmaliger Ehrengast zum Schützenfest nach Neuss zurück. Shi Mingde gilt als enger Vertrauter von Staatspräsident Xi Jinping.

Die Botschafter der Großmächte haben vor einigen Jahren das Neusser Schützenfest als spannendes Ziel entdeckt. Weltpolitik in der Provinz. Mit Shi Mingde kommt bereits zum fünften Mal der Botschafter eines Staates nach Neuss, der dem Sicherheitsrat der Vereinigten Nationen als ständiges Mitglied angehört. Den Anfang machte 2011 Philip D. Murphy (USA), dessen Amtsnachfolger John B. Emerson im Vorjahr ebenfalls dabei war.

Auch die Botschafter Großbritanniens, Sir Simon McDonald (2014), und Frankreichs, Philippe Etienne (2015), waren bereits Ehrengäste bei der Königsparade. Nach den Geschäftsträgern der drei Westmächte erscheint nun mit Shi Mingde gar der Repräsentant der aufstrebenden wirtschaftlichen und politischen Macht China, um sich im Rheinland aktiv unter die Schützen zu mischen.

Seit 2012 in Berlin: Shi Mingde und Ehefrau Xu Jinghua.

Seit 2012 in Berlin: Shi Mingde und Ehefrau Xu Jinghua.

Foto: Woi

Die Vorliebe der Chefdiplomaten aus der Hauptstadt Berlin für das kleine Neuss hat einen Namen: Christoph Heusgen. Der angesehene deutsche Diplomat war nicht nur von 2005 bis vor wenigen Monaten der Außen- und Sicherheitspolitische Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, sondern ist als Neusser auch begeisterter Schütze.

Wer Heusgens Büro im Kanzleramt betrat, konnte sich einem Hinweis auf das Schützenfest in dessen Heimatstadt nicht entziehen: Ein Plakat war unübersehbar. Inzwischen hat Christoph Heusgen, der seit mehr als 40 Jahren im Schützenlustzug "Nur so" marschiert, eine neue Aufgabe übernommen. Er ist nun Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen in New York. Sein Auftrag: Deutschland, das sich um einen der auf zwei Jahre befristeten Sitze im Sicherheitsrat (2019/20) bewirbt, in dieser "Weltregierung" zu führen und dort dann auch später zu vertreten. Die ständige Mitglieder im Sicherheitsrat sind auch dessen Vetomächte: USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich.

Wenn mit Botschafter Shi nun ein hoher Repräsentant der Volksrepublik zum Neusser Schützenfest kommt, belegt das auch, wie wichtig für China die Rheinschiene ist. Der Großraum Düsseldorf gehört zu den wichtigsten Standorten des erdumspannenden chinesischen Netzwerkes. Am Rhein leben viele Chinesen, am Rhein lassen sich viele Unternehmen aus dem Reich der Mitte nieder. Huawei in Düsseldorf ist das bekannteste Beispiel. Darum ist Botschafter Shi Mingde regelmäßig am Rhein zu Gast; im September ist er Schirmherr beim Festival Alte Musik in Knechtsteden, das im Dreiklang "China - Europa - Luther" stehen wird.

 Botschafter Shi gilt als enger Vertrauter von Xi Jinping.

Botschafter Shi gilt als enger Vertrauter von Xi Jinping.

Foto: End

Chinas Milliarden-Euro-Projekt, die neue "Seidenstraße", die als Schienenverbindung in Duisburg endet, lockte schon den Staatspräsidenten Xi Jinping an. Sein Botschafter pflegt die Kontakte. Der Besuch beim Schützenfest gehört dazu.

(-lue)
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