Schützenfest in Neuss Mr. Gasketeer bringt Gaslaternen auf dem Markt zum Leuchten

Neuss · Andreas Meßollen kümmert sich als Kunstfigur Mr. Gasketeer darum, dass nach dem Fackelzug die Gaslaternen auf dem Markt leuchten.

 Gaslicht erzeugt für Melloßen eine besondere Stimmung.

Gaslicht erzeugt für Melloßen eine besondere Stimmung.

Foto: L. Berns

Andreas Meßollen ist eine ungewöhnliche Erscheinung. Von Kopf bis Fuß tätowiert, die Ohrläppchen auf Untertassengröße geweitet und am gesamten Körper mit auffälligen Piercings versehen, bildet er am Abend des Fackelzuges den unverkennbaren Kontrapunkt zum allgegenwärtigen Schützen-Chic. Inmitten von grün-weißen Fräcken und Gardeuniformen zieht er am späten Abend mit einer Leiter durch die Menge, um die Gaslaternen am Marktplatz zu entzünden. Normalerweise werden die Leuchten mit Hilfe einer Zeitschaltuhr automatisch entzündet.

 Handarbeit: Andreas Melloßen sorgt für leuchtende Gaslaternen.

Handarbeit: Andreas Melloßen sorgt für leuchtende Gaslaternen.

Foto: Berns Lothar

"Der Markt ist etwas Besonderes", sagt er. "Er ist ein Treffpunkt. Ein Ort an den die Neusser kommen, um sich zu Hause zu fühlen." Sein Beitrag sei es, sobald die Fackeln des Zuges erlöschen, auf dem Markt wieder für Licht zu sorgen - und noch viel mehr. "Es geht nicht nur um Licht", sagt er. "Es gehtvor allem um Stimmung, um Atmosphäre, um Gemütlichkeit." Das Licht soll die Leute zum innehalten und zum Verweilen einladen. Eine solche Atmosphäre mit Hilfe von Gaslicht zu erzeugen, sei eine Form von Kunst. "Das kann nicht jeder", sagt er. "Es ist ein Handwerk, das beinahe ausgestorben ist."

Gelernt hat der 56-Jährige die Kunstform in seinen Jugendjahren. "Ich bin damals regelmäßig in der Glühlichtwerkstatt der Stadtwerke Düsseldorf gewesen", erinnert er sich. In Düsseldorf haben sie eine weit größere Gaslaternenkultur als in Neuss. Noch heute werden ganze Viertel der Landeshauptstadt mit Gaslaternen beleuchtet - insgesamt rund 13.000 dieser Leuchten gibt es dort noch heute. "Und da habe ich den alten Meistern über die Schulter geschaut und mir den Umgang mit den Leuchten beibringen lassen", erzählt Andreas Melloßen. Dabei habe er gelernt mit unterschiedlichen Einstellungen und Brennern, bestimmte Stimmungen zu erzeugen.

Heute ist Meßollen in der ganzen Welt unterwegs, um Kommunen, die ihre Straßen und Plätze noch mit Gaslaternen beleuchten, bei der Erstellung von Lichtkonzepten zu beraten. Sein ungewöhnliches Aussehen ist dabei nicht bloß Ausdruck seiner Vorliebe für auffälligen Körperschmuck. Er versteht sich bei öffentlichen Auftritten, wie dem auf dem Schützenfest, als Kunstfigur mit dem Namen Mr. Gasketeer.

"Ich will damit den Leuten Mut machen", sagt er. "Menschen brauchen in dieser von Oberflächlichkeiten geprägten Zeit einen Anker, um nicht mitgerissen zu werden von der Beliebigkeit." Und wenn er durch sein Auftreten nur einem einzigen Menschen Mut mache, zu sich selbst zu stehen, dann habe sich die ganze Sache für ihn schon gelohnt. "Ich glaube, die Botschaft, die ich am ehesten vermittele, ist: ,simplify your life.' Also steh zu dir und finde dadurch zu einem bewussten und erfüllten Leben."

(th)
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