Schützen in Neuss Neuer Schießstand für den Jubiläumskönig

Neuss · Die Festwiese würde 2026 im Zentrum der Landesgartenschau liegen. Das Schützenfest 2026 könne ein „Highlight der Landesgartenschau“ werden und noch mehr Menschen auf das Neusser Brauchtum aufmerksam machen. Die Schützen investieren bereits jetzt. Was geplant ist.

 Schießmeister Achim Robertz (l.) und Präsident Martin Flecken am Prunkstück des neuen Schießstands, dem großen Neusser Stadtwappen.

Schießmeister Achim Robertz (l.) und Präsident Martin Flecken am Prunkstück des neuen Schießstands, dem großen Neusser Stadtwappen.

Foto: Bernd Miszczak/MM2 - Bernd Miszczak

Wenn wie erhofft die Landesgartenschau im Jahr 2026 in Neuss stattfindet, dann liegt die Festwiese der Schützen mitten im Veranstaltungsbereich. Beigeordneter und Planungsdezernent Christoph Hölters bewertet dies positiv: Das Schützenfest 2026 könne ein „Highlight der Landesgartenschau“ werden und noch mehr Menschen auf das Neusser Brauchtum aufmerksam machen. Mit den Schützen sei man in engem Austausch bezüglich der Planungen. Das sieht Martin Flecken ähnlich: „Ich würde mich freuen, wenn die Landesgartenschau nach Neuss kommt“, sagt der Präsident des Neusser Bürger-Schützen-Vereins, der sich von dem Event eine Aufwertung im Bereich der Stadtentwicklung verspricht.

Auf der Festwiese tut sich – mit oder ohne Landesgartenschau – aber noch etwas anderes: Der Schießstand muss komplett ausgetauscht werden, da er nicht mehr den aktuellen Sicherheitsauflagen entspricht. Für diese Investition rechnet der Bürger-Schützen-Verein mit Kosten von etwa 80.000 Euro.

Der amtierende Neusser Schützenkönig Kurt Koenemann wird somit als „letzter König vom alten Schießstand“ in die Vereinsgeschichte eingehen: Er holte am 28. August 2019 mit seinem dritten und dem insgesamt neunten Schuss nach nur sechs Minuten den Vogel von der Stange. 2020 wurde wegen der Corona-Pandemie kein neuer König ermittelt, und auch im aktuellen Jahr gibt es kein Vogelschießen. „Beim ersten Termin am neuen Schießstand am 30. August 2022 wird unser König für das Jubiläumsjahr 2023 ermittelt – dann feiert der Verein sein 200-jähriges Bestehen“, freut sich Flecken.

Der Grund, warum der Schießstand die Richtlinien nicht mehr erfüllt und zum Sanierungsfall wurde: Bislang konnten die Waffen beim Vogelschuss frei gehandhabt werden. Nach den neuen Vorgaben müssen die Gewehre aber aus Sicherheitsgründen auf eine dauerhaft im Boden verankerte Lafette montiert und fest eingespannt werden. Auch ein Aufstecken des Vogels auf eine Stange vor dem Geschossfangkasten ist nicht mehr erlaubt. „Der Vogel muss nun mit einer Kegelschraube am Fangkorb verschraubt werden“, erläutert Komiteemitglied und Schützenmeister Achim Robertz. Zu seinen Aufgaben als Schützenmeister gehört es unter anderem, das Vogelschießen zu beaufsichtigen.

Künftig werden die Bewerber um die Königswürde sowie die Schützen und ihre Gäste etwas mehr Geduld mitbringen müssen, denn der Wechsel der dann fest eingespannten Gewehre dauert etwas länger als früher. „Wir ermitteln den Schützenkönig mit großkalibrigen Gewehren. Diese werden sehr schnell heiß und müssen nach jedem oder jedem zweiten Schuss ausgetauscht werden“, erläutert der Schützenmeister. Das werde künftig zwar etwas aufwändiger und zeitintensiver sein, aber „die Sicherheit geht natürlich vor“, so Robertz.

Der neue Schießstand liegt bereits in Holzheim im Maschinenbaubetrieb Krüll + Hilgers an der Ziegeleistraße. Maschinenbaumeister Markus Krüll hat die knapp zwölf Meter hohe Anlage in Absprache mit dem Schützenverein entworfen und gebaut. Blickfang am Kopf ist das Neusser Stadtwappen.

Er sei so gut wie fertig, berichtet Robertz, der sich kürzlich gemeinsam mit dem Schützenpräsidenten vor Ort vom Stand der Dinge überzeugte: „Wir warten nur noch auf den Abschluss der üblichen – und im Umgang mit Waffen sinnvollerweise auch anspruchsvollen – Genehmigungsverfahren.“ Das neue Modell hat zwei Fangkästen, „damit wir die Schießwettbewerbe, die am Sonntagnachmittag beginnen, parallel stattfinden lassen können. Wir können jeden Fangkasten unabhängig voneinander bedienen und mit Vögeln oder Zielen bestücken“.

Für die Zukunft der Festwiese inklusive dem dann neuen Schießstand hat Präsident Martin Flecken feste Vorstellungen, sofern die Landesgartenschau nach Neuss kommt. So müsse die geschotterte Fläche, auf der das Festzelt aufgebaut wird, unbedingt erhalten bleiben. Zudem seien die Schützen darauf angewiesen, dass die etwa 15.000 Quadratmeter große Fläche nicht verkleinert und auch nicht zu dicht bepflanzt werde. „Wir brauchen den Platz, an den Schützenfesttagen sind bis zu 10.000 Menschen auf der Wiese. Dort werden nicht nur die Schießwettbewerbe veranstaltet, die Reiter machen dort auch ihr Ringstechen, die Artillerie trägt ihr Flachrennen aus. Diese Möglichkeiten muss es auch zukünftig geben“, betont der Schützenpräsident. Eine Landesgartenschau in Neuss bringe aber in jedem Fall auch Vorteile für die Schützen und für alle Neusser, betont Achim Robertz. Das Gelände der ehemaligen Rennbahn sei für den Schützenmeister „schon ein Sahnestück“. Die Gartenschau biete die Garantie, „dass diese grüne Lunge der Stadt dauerhaft als Grünanlage erhalten bleibt und nicht bebaut wird. Daher fände ich das sehr gut, wenn die Landesgartenschau nach Neuss kommt.“

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