Quirinus Band & Bugle Corps in Neuss Musiker ohne Auftritt

Neuss · 2011 hat sich das Qurinus Band & Bugle Corps gegründet und marschiert seitdem dem Reitercorps bei der Parade voran. In diesem Jahr fällt der Auftritt aus.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Wie lange er schon der musikalische Leiter des Quirinus Band & Bugle Corps ist, weiß Peter Hosking nicht so genau. Aber wie er dazugekommen ist – das hingegen weiß der gebürtige Engländer immer noch ganz genau. „Ich habe damals im Internet einen Auftritt der Band gesehen und habe gleich gewusst: Sie machen das, was ich auch machen will.“ Also hat er die Band, deren Abkürzung „QBBC“ lautet und englisch ausgesprochen wird (kjubibisi), einfach angeschrieben, hat an den den Proben teilgenommen – und ist seitdem dabei.

„Das ist lange her“, sagt Hosking lachend, in den Annalen der Band, die 2011 gegründet wurde, wird dafür das Jahr 2013 genannt. Mehr als 25 Jahre hatte Hosking als Multimedia-Techniker (etwa bei Bayer Leverkusen), gearbeitet, heute, so sagt er, ist er Frührentner, aber steht kurz vor der Gründung einer eigenen Firma. Er selber spielt Posaune, schaut auf eine lange Laufbahn als Musiker zurück, war bei Militär, im Golfkrieg als Sanitäter zum Beispiel, er spielt bei den Bayer Philharmonikern, ist Dirigent, leitet nicht nur die Neusser Band, sondern auch noch das Poller Jugendblasorchester.

„Aber leider passiert da im Moment nichts“, sagt er bedauernd. Die Corona-Pandemie sorgte für einen Stopp aller Aktivitäten. Es ist schon schlimm genug, wenn der Mensch an sich nichts tun kann“, sagt er, „aber wenn ein Musiker mit anderen nicht üben und spielen kann, tut es richtig weh.“ Das träfe vor allem jene, die in einem Verein oder einer Band spielen: „Viele entscheiden sich dann fürs Aufhören“, meint er und führt das vor allem darauf zurück, dass gemeinsames Üben ebenso wie gemeinsame Auftritte verboten waren oder noch sind.

Ein bisschen auffangen will Hosking das mit Hilfe von digitalen Konzerten, etwa auf seiner Facebook-Seite. Dafür nimmt er Werke auf, lässt sich von anderen Musikern Videos schicken, die der Mulitmediatechniker wieder bearbeitet. Ein Musikstück pro Woche kommt dabei heraus, die Gruppe der Musiker, die mitmacht, ist inzwischen so gewachsen, dass Hosking inzwischen ein weltweites Netzwerk aufbauen konnte.

Dass mittlerweile zu den Proben des QBBC zwar 15 Musiker kommen dürfen, reicht Hosking nicht aus. Denn bei der Band geht es nicht allein um Spielen, sondern auch um die ganze Bewegung des Körpers. „Wir arbeiten mit viel Drill“, sagt er, aber weiß auch genau, dass jeder, der bislang zum Schnuppern zur Probe gekommen ist, so begeistert war, dass er letztlich Bandmitglied wurde. „Wir wissen, dass viele Zuschauer denken, dass sie das schnelle Marschieren und gleichzeitige Spielen nicht lernen können“, sagt er lachend, doch das stimme nicht.

Aber: „Disziplin gehört dazu.“ Das betrifft auch die Musiker beim Neusser Schützenfest. Egal, wie warm es ist: Kein Knopf an der aus einem schweren Stoff genähten Uniform darf geöffnet werden. „Es wird nicht gesprochen, die Instrumente müssen gerade gehalten werden, die Linien stimmen“, sagt Hosking. All das lernen die Musiker in den Proben. Und das Marschieren mit bis zu 170 Schritten in der Minute, passend zur britischen Marschmusik.

Das Neusser Schützenfest ist dabei nur eine Veranstaltung in einer langen Reihe von anderen. Hauptsächlich sind es Tattoos (ähnlich wie „Zapfenstreich“): „Wir sind eine Showband“, sagt Hosking energisch, „haben ein bestimmtes Tempo und halten daran auch knallhart fest.“ So hat er sich bislang nicht überreden lassen, daran etwas zu ändern: „Wir hatten schon oft das Angebot, eine andere Richtung einzuschlagen“, sagt er, „aber wir sind bei unserer geblieben. Drei Geschwindigkeiten beim Marschieren gibt die vor: slow (langsam), quick (schnell) und double (sehr schnell).

Mit Stolz in der Stimme erzählt Hosking davon, dass QBBC inzwischen vom großen Vorbild, den Royal Green Jackets, das Siegel „Associated to The Royal Green Jackets Association“ verliehen bekommen hat. Dadurch sind auch die Verhaltensmaßregeln bis hin zum Aussehen der Uniformen vorgeschrieben. „Wir dürfen nicht langsamer marschieren“, sagt Hosking, der sich höchstens darauf einlässt, dass die Musiker von QBBC getrennt auf eine Bühne marschieren.

30 Mitglieder allesamt Blechbläser, gehören heute dazu. „Es dürfen gern auch mehr sein“, sagt Hosking, der mit den Musikern nach wie vor montags von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr in der Gemeinschaftsschule „Brücke“ am Weißenberger Weg probt.

Dass die Musiker von QBBC beim Schützenfest nicht mehr wegzudenken sind, ist für ihn wichtig, aber nicht ausschlaggebend. Die Entscheidung, sich dem Reitercorps anzudienen und als Musikband diesem bei der Parade vorneweg zu laufen und zu spielen, schien damals zweckmäßig: „Hinter uns laufen nur Pferde“, sagt Hosking schmunzelnd, „marschierende Schützen kämen mit unserem Rhythmus nicht klar.“ Neuss sei leider kein gutes Pflaster, um neue Mitglieder für das Quirinus Band & Bugle Corps zu rekrutieren, sagt er bedauernd: „Die meisten Mitglieder kommen mittlerweile von außerhalb.“

Dabei war Neuss die Keimzelle von QBBC. Knapp 40 Musiker fanden sich 2011 recht schnell zusammen, um den Traum vom Marschieren über den Markt wie einst die Royal Green Jackets wiederzubeleben. Die marschierten um 2000 herum dem Reitercorps voran und sorgten für ungewohnte Klänge bei der Parade. Die Unterstützung der Reiter für den Nachfolger kam schnell – fast ebenso wie die Einladungen zu „Military Tattoos“.

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