Trotz Corona in Neuss Der vielbeschäftigte Präsident

Neuss · Martin Flecken steht seit 2017 an der Spitze des Neusser Bürger-Schützen-Vereins. Viel zu tun gibt es immer – auch in Zeiten wie diesen.

 Schützenpräsident Martin Flecken. (Archivfoto)

Schützenpräsident Martin Flecken. (Archivfoto)

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

„Mir blutet das Herz, und mit unserem Stadtpatron vergieße ich manches Tränchen!“ So umschreibt Martin Flecken den Umstand, dass sein liebstes Volksfest dieses Jahr nicht stattfinden kann. Das dritte Schützenfest mit ihm als Präsident des Neusser Bürger-Schützen-Vereins hat sich der 64-Jährige deutlich anders vorgestellt. Statt in geregelten Bahnen auf ein fünftägiges Event zuzusteuern, muss der Komitee-Chef in diesem Jahr flexibel auf die sich dynamisch verändernde Situation reagieren.

„Wir haben mehr zu tun als sonst in dieser Zeit“, sagt Flecken über die Arbeit im Komitee. Denn seit März stellt sich die Frage: Was können und was dürfen die Schützen machen? Die Antwort: Hier und da ein paar Aktionen, aber insgesamt nicht viel. Und an den Festtagen wird es lediglich private Treffen in kleinen Gruppen und unter Einhaltung der dann geltenden Corona-Schutzverordnung geben. Doch so schmerzlich dieser Umstand ist – keine Märsche, keine Bälle, keine großen Feiern – der Präsident betont, dass das Schützenwesen größer ist, als ein fünftägiges Event: „Es ist ein Grundgerüst, das tief in Neuss verwurzelt ist und das gesellschaftliche Leben zusammenhält.“

Martin Flecken spricht aus jahrzehntelanger Erfahrung, das Brauchtum wurde ihm in die Wiege gelegt: Sein Großvater Adolf war Vizepräsident des Schützenvereins, sein Vater Karl war 1973 Schützenkönig. Und auch der amtierende Präsident blickt auf eine beachtliche Schützenkarriere zurück. 1973 trat er dem Schützenzug „Nur so“ des Korps „Neusser Schützenlust 1864/1950“ bei, dem er noch heute angehört. 1989 übernahm er einen Posten im Vorstand des Zuges, den er elf Jahre später abgab – um Schützenmeister im Komitee zu werden. Nach zehn Jahren im Amt wurde Flecken zum Oberschützenmeister ernannt. Im November 2017 folgte er dann auf Thomas Nickel als Schützenpräsident. Bei all diesen Schritten wurde er von seiner Frau Gabi unterstützt. Und Martin Flecken selbst gibt die Liebe zum Schützenwesen auch an seine vier Kinder – drei Töchter und ein Sohn – weiter.

Denn die kennen ihren Vater als vielbeschäftigten Mann. Martin Flecken ist seit 1988 selbstständiger Unternehmer, Rechtsanwalt in Düsseldorf sowie Fachanwalt in Verkehrsrecht. Seine Freizeit füllt er gerne mit Rudern, Skifahren, Bergwandern oder Fahrradfahren. Doch den Löwenanteil der Zeit abseits des Berufs fressen die vielen ehrenamtlichen Ämter, die der Schützenpräsident mit Passion ausübt. Unter anderem ist Flecken Vorsitzender beim Forum Archiv und Geschichte Neuss, Kirchenvorstand und als Kommunalpolitiker aktiv – Ratsmitglied in fünfter Generation, wie er betont. Aber, müsste der Präsident sich entscheiden, ist seine Haltung klar: „Die schönste Nebensache der Welt ist das Schützenfest!“

Und damit meint er nicht nur „den Duft des Tannengrüns auf dem Markt“, „das schöne Leben auf der Wiese“ und „die Leute, die man trifft“. Das sind alles Dinge, die er mit dem Fest selbst verbindet und dieses Jahr missen muss. Aber vielmehr meint er das, was das „Ganzjahresbrauchtum“ für ihn ausmacht: „Man steht als Gemeinschaft zusammen und hilft sich gegenseitig.“ Das habe das in diesem Jahr veröffentlichte Leitbild – Fleckens größte Errungenschaft als Präsident bisher – unterstrichen. Und auch die Fahnen-Aktion oder die Essensausgabe im Barbaraviertel, als die Tafel geschlossen war, hätten gezeigt: „Soziale Aktionen von Schützenzügen und Korps stehen dieses Jahr im Vordergrund. Darauf legen wir einen Fokus“, sagt Flecken.

An den Festtagen selbst ist der Präsident dieses Jahr auf eine ganz neue Art eingebunden: „Ich werde viel mehr Zeit mit meinem Zug verbringen können.“ Quasi täglich wird er an einem seinerseits „sehr zu begrüßenden Zugtreffen“ – natürlich unter Einhaltung aller Hygienebestimmungen – teilnehmen. „Das Zugleben ist durch die aktuelle Zeit gestärkt“, sagt Martin Flecken.

Und 2021? Da ist der Schützenpräsident noch vorsichtig mit seinen Aussagen: „Ich hoffe, dass das Schützenfest dann stattfindet“, sagt er. Seine Vorfreude sei bereits riesig – und so gehe es vielen Schützen. Aber etwas Skepsis sei angebracht, so Martin Flecken, der im Übrigen Ambitionen hat, bis er 70 Jahre alt ist, im Amt zu bleiben. Wenigstens das 200-jährige Bestehen des Bürger-Schützen-Vereins beim Fest 2023 möchte er als Präsident begehen. Darauf fiebere er jetzt schon hin, sagt Martin Flecken.

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