Neuss Neuss ist nun Europas Schützenhauptstadt
Neuss · Die Herbsttagung der Europa-Schützen wurde Freitag in Neuss eröffnet. 350 Teilnehmer aus zwölf Ländern zogen in ihren farbenfrohen Uniformen durch die Stadt. Die Ritterschaft feierte Investitur in der Neusser Christuskirche.
Uniformen heben soziale Unterschiede auf, erzeugen ein Wir-Gefühl auf der Basis inhaltlicher Überzeugungen. Aber Uniformen sind nicht Ausdruck einer Gleichschaltung, sondern von Vielfalt. Das sagte Karl von Habsburg beim Blick ins Zeughaus, in dem mehr als 300 Schützen aus zwölf Ländern ein farbenfrohes Bild boten: Landsknechte, Husaren, Jäger, Gildisten oder Grenadiere. Fantasie-Uniformen und Trachten in reichem Maße bestimmten das Bild der Herbsttagung der Europäischen Gemeinschaft historischer Schützen (EGS), die gestern in Neuss begann und heute mit einer Arbeitssitzung in Dormagen-Stürzelberg zu Ende gehen wird.
Wie sein Vater, Erzherzog Otto, so engagiert sich auch Karl von Habsburg-Lothringen für die Schützen in Europa. Er ist Schirmherr der EGS und vor allem wirkt er als Großmeister der Ritterschaft vom Heiligen Sebastian. Da passte es gut, dass Pfarrer Appelfeller, der den feierlichen Investitur-Gottesdienst hielt, auch auf den Namen Sebastian getauft ist. In der evangelischen Christuskirche wurden gestern Abend 16 Kandidaten — 14 Deutsche, ein Belgier und ein Niederländer — durch Großmeister Karl von Habsburg zu neuen Rittern geschlagen. Darunter ein Quartett aus der Region: Der Neusser Schützenpräsident Thomas Nickel, der Dormagener Vize-Bürgermeister Hans Sturm, der Mönchengladbacher Bundestagsabgeordnete Günter Krings und der in Büttgen lebende Friedhelm Kirchhartz, der Chef des Mönchengladbacher Versorgers NVV AG ist.
Nach der Feier zeigte sich Nickel angetan: "Es war eine sehr schöne Feier. Es ehrt mich, dass ich in diese Ritterschaft aufgenommen wurde, die so viel für den Zusammenhalt der Schützen und damit für den Zusammenhalt Europas tut." Günter Krings sprach von einer "würdevollen Zeremonie". Ihm gefalle, dass für die Investiturfeier eine evangelische Kirche ausgewählt wurde: "Das ist ein Zeichen für die Ökumene." Krings lobte auch den Neusser Pfarrer Appelfeller, den er aus der Kreissynode kennt: "Ein starker Prediger, der in klaren Worten die Menschen erreicht." Für Hans Sturm, der als Generaloberst in Hackenbroich das Schützen-Einmaleins aus dem Eff-Eff beherrscht, war es "einfach nur schön". Er habe nie gedacht, dass er einmal aufgefordert werde, der Ritterschaft beizutreten.
Dass Neuss als Gastgeber für die Herbsttagung der Europa-Schützen ausgewählt wurde, ist kein Zufall. Der Ruf als Schützenstadt geht weit über die Region hinaus. "Neuss ist jetzt Schützenhauptstadt in Europa", verkündete dann auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke am Nachmittag im Zeughaus, wo er einen Empfang für die Gäste aus dem In- und Ausland gab. Zuvor war Bürgermeister Herbert Napp im Schützenmuseum in die Rolle des Gastgebers geschlüpft. Dort trugen sich Karl von Habsburg und weitere vier Vertreter der Europa-Schützen in das Goldene Buch der Stadt ein.
Schützenwerte sind zugleich auch immer Friedenswerte. Weil er davon zutiefst überzeugt ist, engagiert sich Charles-Louis Prinz von Merode seit vielen Jahren in der Europäischen Gemeinschaft historischer Schützen (EGS), seit 2006 als Präsident. Und weil auch für den Belgier mit Wohnsitz in Brüssel und Langerwehe Neuss die Schützenhauptstadt Europas ist, ist er innerhalb von zehn Tagen gleich zwei Mal dort zu Gast. Gestern war er zur EGS-Herbsttagung und Investitionsfeier gekommen. Am letzten August-Sonntag nimmt er als Ehrengast an der Königsparade teil: "Über die Einladung freue ich mich sehr. Ich habe schon viel vom Neusser Schützenfest gehört. Jetzt werde ich mittendrin sein. Das ist sehr schön."
Gut eine Woche vor dem Neusser Heimatfest lockten Marschmusik und der Umzug vom Zeughaus zur Breite Straße Neusser Zuschauer an, die sich freuten, das vertraute "Tochter Zions" beim Einzug in Christuskirche zu hören. Da atmeten auch Andreas Kaiser und Günter Fischer kräftig durch. Sie stehen an der Spitze des ausrichtenden Bezirksverbandes Neuss: "Die Organisation und Regie haben geklappt."
