Neuss "Hau den Lukas": Echte Kerle und stolze Frauen

Neuss · Wenn Männer auf der Kirmes den Hammer schwingen, dann steckt meist die weibliche Begleitung dahinter.

 Stefan Lenz schwingt den Hammer und versucht sich am "Hau den Lukas" auf der Neusser Kirmes.

Stefan Lenz schwingt den Hammer und versucht sich am "Hau den Lukas" auf der Neusser Kirmes.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Es ist der Härtetest für jeden Kirmes-Casanova: Beim "Hau den Lukas" zählen für echte Kerle keine Ausreden. Ob im Kreise der Kumpels oder gemeinsam mit der Auserwählten - das Ziel ist immer das gleiche: Hammer schwingen und zuschlagen, bis die Glocken klingen. Wem's gelingt, der ist König, zumindest für eine Nacht. Wer versagt, der darf sich mitleidiger Blicke gewiss sein. Ein Vergnügen mit Risiko. . .

Schon seit vielen Jahren hat der rund fünf Meter hohe "Hau den Lukas"-Mast in Neuss seinen festen Platz: Mitten auf der Kreuzung zwischen Hammer Landstraße und Floßhafenstraße. Dort ist für ausreichend Publikum und mutige Akteure gesorgt. Stefan Lenz gehört dazu, allerdings niemals im Solo, sondern meist als Teil eines 18-köpfigen Ensembles - auch bekannt als Hubertusschützenzug Götz von Berlichingen. "Einmal über die Schützenfesttage den Hammer in die Hand zu nehmen, ist schon eine Tradition bei uns im Zug. Wir machen das aber nur zum Spaß", sagt der 46-Jährige. Doch Ehrgeiz ist natürlich trotzdem dabei. Alle wollen sie die Glocken hoch oben am Mast zum Läuten bringen - dann schaut das Publikum auch noch einmal genauer hin. Nur gut, dass ein Fehlversuch nicht genauso lautstark verkündet wird. Auch wenn nur die wenigsten Frauen selbst zum Hammer greifen, spielen sie beim "Hau den Lukas" doch eine große Rolle. Sie fungieren als Regisseurinnen und ziehen im Hintergrund die Strippen für den großen Auftritt. "Die meisten Männer werden von ihren Frauen hierher geschickt", sagt Schaustellerin Martina Schmidt, die mit dem "Hau den Lukas" von Kirmes zu Kirmes zieht.

Den eingeforderten Männlichkeitsbeweis abzulehnen, das wäre fatal. Pro Abend betreten rund 150 bis 200 Darsteller die Bühne. Mit dabei sind auch schon die Jüngsten. Und spätestens wenn die Kleinen bei der Kinderversion des "Hau den Lukas" an der "Kraftprotz"- oder "Goliath"-Marke kratzen, wird es Zeit, den großen Hammer in die Hand zu nehmen. Dann kann es aber noch ein wenig dauern, bis sie so routiniert wie Bashkim Gjinovci in Neuss dreimal die Glocken zum Läuten bringen. Natürlich wurde auch der 43-Jährige von seiner Frau Markella zum Auftritt ermuntert. "Ich sagte zu meinem Mann: Komm, zeig den anderen mal, wie es geht", schwärmt die 47-Jährige. Seit Jahren gehört der Hammerschlag für Familie Gjinovci fest zur Runde über die Kirmes dazu. Auch diesmal konnte der Tiefbauer wieder ein Herz gewinnen: Nicht nur das rote Plüschherz mit den eingestickten Worten "I love you", sondern noch mehr das Herz seiner Frau, die stolz lächelt als sie den Gewinn überreicht bekommt.

Genau solche Szenen sind es, die Schaustellerin Martina Schmidt an ihrem Job liebt. Schon seit 15 Jahren reist sie mit ihrem Mann und dem "Lukas" kreuz und quer durch die Republik. "Die Menschen kommen doch auf die Kirmes um sich zu vergnügen", sagt die 52-Jährige. "Wenn ich dazu beitragen kann, dann ist das ein schönes Gefühl."

(NGZ)
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