Hermann Wilhelm Thywissen feiert Goldjubiläum Die Schützen lieben diesen Mann

Wer im Neusser Schützenwesen Verantwortung übernimmt, der muss sich aufs Gratwandern verstehen. Es geht nicht ohne natürliche Autorität, damit die Marschierer akkurat über den Markt kommen, gleichwohl hält er die Zügel so elegant in der Hand, dass beim schauprächtigen Spiel der Männer die heitere Gelassenheit nicht verloren geht.

Wer aber dieses Wechselspiel zwischen erforderlichem Ernst und rheinischer Fröhlichkeit beherrscht, den lieben die Schützen. Und Hermann Wilhelm Thywissen lieben sie. Er ist der Prototyp des Neusser Schützenpräsidenten. Auch wenn das Alter ihm inzwischen Zurückhaltung auferlegt, so lässt er sich doch gern bei seinen Schützen sehen. Bei Oberst- und Königsehrenabend feierten sie ihren Ehrenpräsidenten mit stehenden Ovationen. Als Goldjubilar geht Hermann Wilhelm Thywissen in das Schützenfest 2002. Vor fünfzig Jahren wurde er erstmals ins Komitee gewählt, dem er fortan vierzig Jahre angehörte, davon mehr als dreißig als Präsident. Als Thywissen 1961 die Nachfolge von Albert Vellen als Präsident antrat, setzte er die Tradition seiner Familie und Namensträger fort.

Hermann Thywissen (1885 - 1890) und Cornelius Thywissen (1909 - 1931) standen als Präsidenten ebenfalls an der Spitze des Bürger-Schützen-Vereins; Caspar Thywissen war Mitgründer und erster Chef des Reitercorps, ihm folgten später die Chefs Theodor und Carl Thywissen. Joseph Lange, Thywissens langjähriger Weggefährte im Komitee, beschrieb den Präsidenten in "Bürger und Bürgerssöhne", dem Standardwerk des Neusser Schützenwesens: "Für ihn, wie für alle Gleichgesinnten war das Schützenwesen mit seinen vielgestaltigen Ausdrucks- und Erscheinungsformen keine inhaltsleere Tradition und seelenlose Gewohnheitssache, sondern Klammer um weiteste Teile der Bürgerschaft, ausgleichendes und verbindendes Element, ein sozialpolitischer Faktor ersten Ranges, der seine Bedeutung und seine Kraft gerade in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg in ungeahntem Maße bewiesen hat."

Hermann Wilhelm Thywissen legte eine Schützen-Laufbahn hin, die viele Akzente setzte. Bereits 1954/55 war er Schützenkönig. An seiner Seite stand seine Frau Ilga geb. Klöter, die mit ihm die Begeisterung und das Engagement für das Schützenwesen teilte. Zu seinem Silberjubiläum wurde die "Zog-Zog-Versammlung" (1987) zu einem Ehrenabend für den Mann, der das Regiment schon in den ersten 25 Jahren seiner Präsidentschaft um rund 80 Prozent anwachsen ließ und der vor allem Richtung und Haltung vorlebte. Als Thywissen 1992 Abschied vom Präsidentenamt nahm, endete das Heimgeleit an der Thywissenstraße, wo er gemeinsam mit Oberst Josef Bringmann den Vorbeimarsch abnahm. Seither ist Hermann Wilhelm Thywissen, der auch Motor des Schützenportals am Quirinus-Münster war, den Schützen als Ehrenpräsident verbunden.

Hermann Wilhelm Thywissen hat stets nach dem rheinischen Leitwort gehandelt: Nicht drängen, nicht drücken. Und gedrückt hat er sich niemals, wenn ihm Verantwortung angetragen wurde: in Familie und Kirche, Beruf und Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Er hat in Neuss Zeichen gesetzt. Lange Jahre gehörte er dem Stadtrat an, der ihn 1982 zum Oberbürgermeister wählte. Ein Amt das er bis 1987 ausfüllte. Für seine Verdienste um Stadt und Bürgerschaft wurde ihm 1995 das Ehrenbürgerrecht verliehen. Sein bürgerschaftliches Engagement dokumentieren die langen Amtszeiten als Präsident der Schützen und der Bürgergesellschaft (1949 bis 1999) aber auch auch die Mitwirkung im Vorstand und Kuratorium der Stiftung St. Anna und Schule Marienberg. -lü-

(NGZ)
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