Riesenrad "Jupiter" Das Wahrzeichen der Kirmes

Neuss · Der 33-jährige Rudolf Barth ist Schausteller in der vierten Generation. Seit drei Jahren betreibt er das Riesenrad "Jupiter", das auf der Neusser Kirmes als Fahrgeschäft schon eine lange Tradition hat.

 Das Riesenrad der Neusser Kirmes zieren 30 000 Glühbirnen.

Das Riesenrad der Neusser Kirmes zieren 30 000 Glühbirnen.

Foto: Linda Hammer

30 000 Glühbirnen zieren das Riesenrad der Neusser Kirmes. Das 250 Tonnen schwere Traditions-Fahrgschäft ist das Wahrzeichen einer jeden Kirmes und auch aus Neuss nicht wegzudenken.

Seit drei Jahren ist es Familie Barth, die in der Quirinusstadt dafür sorgt, dass die Besucher eine unvergleichliche Sicht über die Stadt und weit darüber hinaus haben. In 50 Metern Höhe baumeln abwechselnd 36 Gondeln, in denen jeweils sechs Personen Platz nehmen können. "Unser Riesenrad ist das zweitgrößte transportable Rad der Welt, mit offenen, drehbaren Gondeln", erklärt Rudolf Barth, der das Riesenrad sein Eigen nennt.

 Der 33-jährige Rudolf Barth stammt aus einer alten Schaustellerfamilie und betreibt seit drei Jahren das Riesenrad.

Der 33-jährige Rudolf Barth stammt aus einer alten Schaustellerfamilie und betreibt seit drei Jahren das Riesenrad.

Foto: Linda Hammer

33 Jahre ist er erst jung, und trotzdem schon seit 20 Jahren im Geschäft: "Meine Eltern haben das Rad damals angeschafft." Bald darauf hätten sie sich aber getrennt, erzählt er weiter, so dass dann Rudolf Barth mit seiner Mutter das Geschäft weitergeführt hat. "Ich wurde ins kalte Wasser geworfen, aber auch voll und ganz von meiner Mutter unterstützt", erzählt er.

Mittlerweile ist seine Mutter nicht mehr mit ihm unterwegs zu den Kirmesplätzen in der ganzen Bundesrepublik. Dafür aber seine eigene Familie. "Ich habe drei Kinder im Alter von elf, neun und vier Jahren", sagt Rudolf Barth. Das ganze Jahr über, wenn das Fahrgeschäft von Ortschaft zu Ortschaft zieht, ist der Nachwuchs mit dabei. Und die Schule? "Die Kinder besuchen immer die jeweilige Schule der Stadt, in der wir gerade sind", betont der Vater.

Er selbst sei als Kind bei Pflegeeltern gewesen und war nicht glücklich mit dieser Situation. "Ich möchte meinen Kindern ermöglichen, immer bei uns zu sein", meint er und ergänzt: "Die Regelung klappt gut." Die Große schreibe gute Noten und sei ansonsten glücklich, dabei zu sein. Ob der Nachwuchs den Betrieb einmal übernehmen wird, überlässt der 33-Jährige dessen freier Entscheidung: "Sie können das machen, was sie möchten. Erst mal ist die Schule wichtig." Er selbst aber kann sich nicht vorstellen, eine andere Arbeit zu machen. "Mir würde zu Hause die Decke auf den Kopf fallen", gesteht er.

Nur wenig Zeit verbringt die Familie in ihrem Zuhause in Bonn. Rund 18 Veranstaltungen sind es im Jahr, bei denen das Riesenrad seine Gäste durch die Lüfte schaukelt. Doch bis das Fahrgeschäft an seinem Platz steht, hat es oftmals viele Kilometer hinter sich. "Wir haben jetzt rund 200 Kilometer bis nach Neuss zurückgelegt. Mit zehn Transportern und sechs Schwertransportern. Dafür brauchen wir eine Wegstreckengenehmigung, wegen der Überlänge und des Gewichts."

Stolze 66 Tonnen bewegen sich dann durch die Straßen, bis sie an dem Platz angekommen sind, wo Mensch und Maschine für eine Weile bleiben. In Neuss sind es zwei Wochen, bevor es weitergeht zur nächsten Kirmes. Um an der Hammer Landstraße stehen zu dürfen, wird allerdings eine Standmiete fällig. Hinzu kommen Rechnungen der Versicherungen und des Stromversorgers. Das kostet.

"Um am Ende etwas verdient zu haben, müssen wir erst mal 20 000 Euro Umsatz machen", sagt Rudolf Barth ganz offen. "Das Drumherum vergessen die Leute leider immer und beschweren sich stattdessen über den Fahrpreis von vier Euro", ergänzt er bedauernd. Und wenn dann noch ein Unfall dazukommt, wird es erst recht schwierig. So ist der 70-Tonner-Autokran schon mal einen Abhang runtergefallen. Der Fahrer sei von der Straße abgekommen, zum Glück sei ihm nichts passiert, aber der Kran sei nur noch Totalschaden gewesen.

Zum Glück besitzen Tante und Cousin von Rudolf Barth auch ein Riesenrad. "Wenn man eine große Familie hat, kann man sich untereinander helfen", sagt er entspannt. Dennoch, ein neuer Kran musste schnellstmöglich her. "Schließlich macht der die meiste Arbeit", sagt Barth und lächelt.

Es scheint, als könne den jungen Schausteller nichts aus der Bahn werfen. "Ich bin eher der ruhige Typ", bestätigt er. Außerdem sei er mittlerweile routiniert, wisse, wie lange sein Team für den Auf- und Abbau brauche. Die Arbeit, die der Kran nicht übernehmen kann, verrichtet er mit sechs Saisonarbeitern aus Rumänien. "Zwei Tage brauchen wir für den Aufbau." Ein Plan sei dazu nicht nötig. "Nach so langer Zeit hat man den im Kopf."

Außerdem kümmert sich der 33-Jährige um die Planung und Logistik. Seine Frau übernimmt meistens den Dienst an der Kasse. Für das Schützenfest hoffen sie auf gutes Wetter: "Bei ein paar Veranstaltungen haben wir 20 Prozent weniger eingenommen, weil das Wetter so schlecht war."

Doch bis Saisonende zumeist im Januar kommen noch einige Feste auf die Barths zu. Im Winter, wenn die Familie für eine kurze Zeit pausiert, wollen die Barths in den Urlaub fahren. "Wenn die Sonne nicht hier ist, gucken wir, dass wir sie woanders finden", sagt der Familienmensch Barth und lacht. Dort werde dann entspannt, bis es Ostern wieder auf die Straße geht, um den Menschen den Blick auf die Welt von oben zu zeigen.

(RP)
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