Die Waffen der Korps Das Arsenal der Schützen

Neuss · Holzgewehr, Säbel, Beil und Armbrust - zum Neusser Bürger-Schützenfest gehören auch die Waffen der einzelnen Korps. Nicht immer ist es einfach für die Schützen, aus einer Menge an Gewehren das eigene herauszufischen - falls man es mal abgelegt hat.

 Wiedererkennungshilfe: Mit Metallplatten markiert der Schützenlustzug "Flaschenzug" seine Gewehre.

Wiedererkennungshilfe: Mit Metallplatten markiert der Schützenlustzug "Flaschenzug" seine Gewehre.

Foto: Woi

Ebenso wie Hüte, Uniformen und Blumenhörner prägen die Waffen das Erscheinungsbild der Neusser Bürger-Schützen: Bei der Parade ziehen die Chargierten ihre blitzende Säbel oder Degen und zeigen damit dem Schützenkönig ihre Ehrerbietung. Nach dem Salutieren wird die Waffe wieder in die Seitenscheide gesteckt.

Üblich bei den meisten Chargierten des Regimentes ist der Säbel, wie Hans Mausberg im Heimatfreunde-Buch "Freut Euch des Lebens" ausführte: "Der beim Schützenfest getragene Säbel ist der Ende des 19. Jahrhunderts im Deutschen Reich allgemein üblich gewordene ,Löwenkopfsäbel', eine leicht gekrümmte, einschneidige Klinge mit einem in einem Löwenkopf auslaufenden, vergoldeten Gefäß mit Parierstange und Bügel und einer blanken Stahlscheide."

Diese Hiebwaffe tragen die Regimentsspitze sowie die Chargierten der Sappeure, Grenadiere, Edelknaben, Jäger, Schützenlust und Artillerie, während die Hubertusschützen und die Schützengilde einen Degen, "eine Stoßwaffe mit gerader, zweischneidiger Klinge und einem goldenen Gefäß mit Stichblatt" tragen, wie Mausberg beschreibt. Die Scheide ist aus schwarzem Leder mit goldfarbenem Beschlag.

Die Züge der Jäger und Hubertusschützen tragen nicht nur ein Blumenhorn, sondern auch in Mannschaftsstärke Hirschfänger mit 30 bis 40 Zentimeter langer zweischneidiger Klinge mit einem goldfarbig beschlagenen, leicht gekrümmten Griff aus Hirschhorn in schwarzer Lederscheide.

Da sie als "Pioniere" den Weg freimachen sollten und Hindernisse beiseite räumen sollten, tragen die Sappeure eine blank geputzte Axt als "Werkzeug". Als "Leibgarde" des Königs und Reitersiegers beschützen sie die hohen Repräsentanten auch mit den Äxten beim Krönungsball.

Die Waffen sind bei den Umzügen ebenso wenig wegzudenken wie Pferde. Dennoch galt ihnen gerade in den vergangenen Jahren so manche Anforderung der sich verschärfenden Sicherheitskonzepte. "Nach einigen Unglücken wurden die Sicherheitsaspekte verschärft", erklärte Oberschützenmeister Martin Flecken.

Komitee und Korpsführer setzten sich mit den einzelnen Waffen und ihrem Gebrauch auseinander, auch mit der Armbrust der Bogenschützen des Zugs der Neusser Scheibenschützen. Denn Sicherheit geht vor: "Auch wenn die Maßnahmen vielleicht nicht immer für alle einsehbar erscheinen, so müssen wir doch alles tun, um mögliche Unfälle oder einen Missbrauch der Waffen zu verhindern", hatte das damalige Komiteemitglied Heiner Kaumanns vor vier Jahren gesagt. Bei allem Schützenspaß müssen zum Beispiel die Hirschfänger so gesichert sein, dass sie nicht einfach "gezogen" werden können.

Die am meisten verbreiteteste Waffe im Neusser Regiment ist jedoch das Holzgewehr. Zusammen mit Blumen oder Eichenlaub im Gewehrlauf symbolisiert es die friedlichen Absichten der Bürger-Schützen. So stecken die Grenadiere traditionell Nelken in den Stadtfarben Rot und Weiß in den Lauf ihrer Waffenattrappe, was ein fröhliches Bild ergibt. Es gibt leichte Exemplare, die von einem Ledergurt an der richtigen Schulterstelle gehalten werden. Also ein friedliches und unkompliziertes Accessoire für die Nicht-Chargierten.

Aber wehe, der Schütze trennt sich vorübergehend von seiner Waffe... Dann ist oft guter Rat teuer, wie aus den rund 20 an einen Zaun gelehnten Holzgewehre das eigene herausgefischt werden soll. Innerhalb der Züge hilft dann oft eine kleine Kennzeichnung mit Initialen oder eine andere Markierung auf der Innenseite der Lederriemen oder unter dem Gewehr. Alles natürlich nur so dezent, dass es den Zuschauern bei den Umzügen nicht auffällt - und noch besser: auch nicht dem Spieß oder gar der Korpsspitze.

Was zur Vermeidung von Geldstrafen sinnvoll ist, muss aber natürlich noch so auffällig sein, um die Waffe auch als eigene zu identiifizieren. Damit wenigstens das Holzgewehr dem richtigen Zug zugeordnet werden kann, haben einige Gemeinschaften eine Metallplatte mit dem Namen angebracht, wie der Königszug von 2012/13, der "Flaschenzug" aus der Neusser Schützenlust. Ebenfalls diesem Korps gehören "de Stoppetrecker" an, die ihrem Namen gemäß einen Korkenzieher als Symbol auf den Holzgewehren tragen.

Hergestellt werden die Gewehre oft in Eigenregie: So hatte Korpsoberleutnant Thomas Pauls vom Gildezug "Flimmflämmkes" vor drei Jahren 90 Gewehre in seiner "Waffenschmiede"-Hobbywerkstatt in Königshoven für vier neue Gildezüge hergestellt. Und der Tischlermeister Wolfgang Kriesemer hat mehrmals im Auftrag seiner Schützenlust - für seine Rumänienhilfe - Holzgewehre zum Sonderpreis hergestellt.

(RP)
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