Bislang wurde die so genannte Kardinalfrage stets mit einem unüberhörbaren "Zog-Zog" beantwortet. Das war am Samstag in der Stadthalle nicht anders. Da mag Claus Lappen ein Stein vom Herzen gefallen sein. Erst vor knapp zwei Jahren ins Komitee berufen, begründete er erstmals die Kardinalfrage. Nicht auszudenken, welche Vorwürfe sich Lappen gemacht hätte, wenn ausgerechnet bei seiner "Jungfernrede"...... Aber Claus Lappen feierte eine gelungene Premiere. Dabei überzeugte er mit Nachdenklichkeit, ging deutlich auf Distanz zu "Maskeraden" beim Abendumzug am Schützenfest-Dienstag und zur inoffiziellen "Nachtparade", die in den frühen Morgenstunden des Mittwochs zunehmend Anhänger finde.

Da werde nach dem Schützenfest-Abschluss mit Großem Zapfenstreich noch ein Event draufgesetzt. Beifall des Auditoriums belegte, dass Lappen die Meinung der Schützen getroffen hatte. Nach dem spontanen "Zog-Zog" und der offiziellen Abstimmung, die mit einem einstimmigen Votum endete, zeigte Präsident Thomas Nickel, dass Komitee und Regimentsführung ihre Hausaufgaben erledigt hatten. Gemeinsam mit Oberst Dr. Heiner Sandmann präsentierte er das erste Schützenfest-Plakat. Die gute Stimmung in der Stadthalle stand im Gegensatz zum Besuch. Im Saal blieben viele Stühle unbesetzt.

Viele Schützen mögen angesichts des starken Regens, der in den Stunden vor der Versammlung über Neuss niederging, zu Hause geblieben sein. Dennoch: Der mäßige Zuspruch lag in der Tendenz der Vorjahre. Gekommen waren aber Vertreter aus Politik und Verwaltung, die von Bürgermeister Herbert Napp angeführt wurden. Traditionell sind die Mitglieder des Hauptausschusses eingeladen. Die Fraktionsvorsitzenden Dr. Bernd Koenemann (CDU) und Reiner Breuer (SPD) zogen in Begleitung ihrer Kollegen ein; weitere Fraktionen waren nicht vertreten. Schützenpräsident Thomas Nickel informierte über den Stand der Vorbereitungen, die so gut wie abgeschlossen seien.

Er räumte aber ein, dass angesichts des späten Ferientermins in diesem Jahr die Verpflichtung der Musik- und Tambourkorps in gewohnter Kopfstärke ein Problem gewesen sei. Inzwischen habe aber der erfahrene Oberschützenmeister Hans Paul Clemens Vollzug melden können. Zum Schützenfest und zu den Vorabenden dürften sich Schützen und Gäste auf Musikdarbietungen in gewohnter Qualität und Quantität freuen. Von sichtlicher Vorfreude ergriffen, trat auch Bürgermeister Herbert Napp auf, der auf eine lange Schützenlaufbahn in Reihen der Schützenlust zurückblickt und als Königspaar des Jahres 1980/81 mit seiner Frau Lydia in die Chronik des Bürger-Schützen-Vereins Eingang gefunden hat.

Napp betonte die dynamische Kraft, die vom Schützenwesen in Neuss ausgehe. Es sei wie bei einem Baum, der durch starke Wurzeln fest verankert sei, aber immer wieder neue Triebe hervorbringe. In diesem Sinne sei der geräuschlose Generationswechsel in Komitee und Korpsführungen ebenso ein Wechsel auf die Zukunft wie die fortschreitende Gründung junger Züge. Manes