Kult-Fahrgeschäft in Neuss Wenn es Abend wird auf dem Autoscooter

Neuss · Das Kult-Fahrgeschäft ist quer durch die Generationen beliebt. Tagsüber kommt ein anderes Publikum als abends. Das spiegelt sich in Sound und Tempo.

 Zack, erwischt! Beim Autoscooter gibt es keine Lackschäden, da darf nach Herzenslust „gerammt“ werden.

Zack, erwischt! Beim Autoscooter gibt es keine Lackschäden, da darf nach Herzenslust „gerammt“ werden.

Foto: Andreas Woitschützke

Er gehört einfach zur Kirmes dazu und ist Mittelpunkt vieler schöner Erinnerungen, und zwar aus ganz verschiedenen Lebensphasen: der Autoscooter. Egal ob man als Kind mit Papa, Opa oder den älteren Geschwistern in den rasanten kleinen Autos über die Fahrbahn gedüst ist, oder als Jugendlicher in den abendlichen Dämmerstunden rasante Manöver gefahren ist und Freunde getroffen hat – das Kult-Fahrgeschäft bleibt einfach bei jedem Kirmesgänger im Gedächtnis.

Gerade über die Schützenfesttage herrscht in Neuss eine ganz eigene Dynamik, genau wie auf der Kirmes. „Tagsüber sind wir hier ein Familien-Scooter, das ist uns auch wichtig“, erklärt Thorsten Kaiser, der schon die vierte Saison beim Autoscooter Grass dabei ist. Die ganze Familie mit Kind und Kegel kommt dann zum Scooter. „Auch viele Eltern mit behinderten Kindern, die uns teilweise von Kirmes zu Kirmes hinterher reisen“, erzählt Kaiser, „die Kleinen haben richtig Spaß daran und man kennt sich.“ Während die Kinder eine Runde nach der anderen über die Fahrbahn sausen, wird auch schonmal ein Pläuschchen gehalten, während die Chips über den Tresen wandern.

Dementsprechend werden tagsüber dann auch die Geschwindigkeit und Musik angepasst und zum Abend hin, wenn die Jugendlichen und Erwachsenen kommen, wird dann die Geschwindigkeit aufgedreht, die Lichtmaschine angeschmissen und der Scooter verwandelt sich in eine fahrende Disco. Das sei schon immer eine richtige Show, die sehr viel Spaß macht, erklärt Kaiser. Dort entdeckt dann der gemeine Kirmesgänger den Rallye-Fahrer in sich und rammt, was das Zeug hält. Das gehöre einfach dazu, und warum ist dann eigentlich auch egal. „Wenn sich jemand gut findet, wird derjenige angefahren, aber auch wenn man jemanden doof findet.“ Das wäre kaum zu unterscheiden, sagt Kaiser und lacht. Und mit den neu angeschafften Autos, die einen speziellen „Drifted-mode“ haben, der dem Scooter erlaubt, über die Fahrbahn zu driften, um auch mit dem „Fahrzeughintern“ andere Scooterfahrer zu rammen, sobald im Führungshäusschen der entsprechende „Drifted-Knopf“ aktiviert wird, ist der Spaß auf der Fahrbahn kaum zu überhören. Der Abend geht in die Nacht über, und da kommt es auch schonmal vor, dass die letzten Fahrgäste schon fast rausgefegt werden müssen, wenn nacheinander die Kirmesbuden schließen und langsam das Licht ausgeht.

Die Fahrgäste sind dabei genauso bunt durchgemischt, wie man es vom Kirmesplatz kennt: über coole Jungs bis zu den ruhigeren Typen, die dann erst beim Fahren, driften und rammen aus sich raus kommen, bis hin zu den Technikfreaks, die besonders an der Funktionsweise und den mechanischen Besonderheiten der Scooter interessiert sind, ist alles dabei. Und nicht nur auf der Raupe haben Liebesgeschichten begonnen, auch in den bunten Flitzern haben sich schon viele Pärchen kennen gelernt. So erinnert sich Kaiser, dass vor einiger Zeit ein Paar da war, das sich vor vielen Jahren in einem ganz bestimmten Scooter-Model kennen gelernt und jetzt gerne wieder damit fahren wollte, erzählt er, das alte Model sei aber leider nicht mehr da gewesen, die beiden haben sich aber dann einen Scooter gesucht, der dieselbe Farbe und Marke hatte und dann hat das trotzdem gepasst, lacht er.

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