Neuss Brüder bringen Brasilien nach Deutschland

Neuss · Mit ihrer Firma "Sucos do Brasil" gehören Martin und Christian Wurm zu den wenigen deutschen Importeuren von brasilianischen Lebensmitteln.

 Martin Wurm hat brasilianisches Blut in den Adern. Mehrmals im Jahr reist er an den Zuckerhut.

Martin Wurm hat brasilianisches Blut in den Adern. Mehrmals im Jahr reist er an den Zuckerhut.

Foto: Andreas Woitschützke

Portugiesisch ist für Martin und Christian Wurm eine Muttersprache. Auch wenn es ihre Namen nicht vermuten lassen, auch das Äußere nicht - die Brüder sind zur Hälfte Brasilianer. Ihre Mutter gab ihnen die südamerikanische Kultur und das Lebensgefühl mit. Beide reisen mehrmals im Jahr an den Zuckerhut, Martin Wurm ist erst vor wenigen Tagen wieder zurückgekehrt. An Urlaub allerdings können die Geschwister zurzeit nicht denken. Es geht darum, Geschäfte zu machen. Mit der Firma "Sucos do Brasil" gehören sie zu den wenigen Importeuren von brasilianischen Genuss- und Lebensmitteln in Deutschland.

Fast zu spät hat der Handel die Produkte aus dem Gastgeberland der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft entdeckt. "Die Nachfrage ist jetzt groß, aber sie kam ziemlich spät, was zu Lieferengpässen führen kann", sagt Martin Wurm. Insbesondere Getränke aus Brasilien lassen sich für die WM-Party gut verkaufen. Die Limonade "Guaraná" ist offizieller Markensponsor der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft. Ihr Geschmack: typisch exotisch, schließlich wird sie aus der Frucht der Guave-Pflanze produziert. Das Bier "Brahma" wird seit rund zehn Jahren weltweit vermarktet. "Es ist ein leichtes Bier, das man auf jeden Fall gut gekühlt trinken sollte", sagt Martin Wurm. Der Markenname geht angeblich auf das "Brauhaus Maschke" zurück. Deutsche Wurzeln sind auch bei einem brasilianischen Rum kaum auszuschließen: dem Weber-Haus Cachaça. Natürlich darf auch Knabberzeug nicht bei einem Fußballabend fehlen. In Brasilien beliebt sind die kleinen Käse-Bällchen von "Yoki".

Christian Wurm (36) begann in seiner Heimatstadt Frankfurt mit dem Import brasilianischer Produkte. Dadurch lernte er Wolfgang Genée kennen, der 1984 in Düsseldorf die Bar "Sucos do Brasil" eröffnet hatte und später um einen Cateringservice erweiterte. Der Jungunternehmer stieg in das Geschäft mit ein und übernahm 2005 die Führung. Seitdem hat sich der Umsatz verzehnfacht. Getränke sind der Schwerpunkt, aber auch Feinkost wie Pastete aus Palmenherzen oder Fruchtgelees liefern sie.

Zur Fußball-WM bringen die beiden ein Set für die Zubereitung des bekanntesten Cocktails aus Brasilien, den Caiprinha, heraus. Neben einer Flasche Cachaça, einem Glas und einem Stößel gehört eine Dose weißer Rohrzucker dazu. Er ist der eigentliche Bestandteil eines "Caipi". Als der Cocktail in den 1990er Jahren beliebt wurde, war er hierzulande nicht erhältlich und so nahmen die Barkeeper ersatzweise braunen Rohrzucker. "Sucos do Brasil" ist der einzige große deutsche Importeur von weißem Rohrzucker.

Alle Waren kommen per Schiffscontainer in Rotterdam an. Der Handel mit Brasilianern ist nicht ganz einfach. Machmal hapert es an der Verlässlichkeit. "In all den Jahren haben wir uns aber inzwischen eine gute Lieferzuverlässigkeit aufbauen können", sagt Martin Wurm. Außer in Deutschland werden die Produkte vor allem in die Nachbarländer und nach Skandinavien vertrieben. Das Interesse in den Ostblockstaaten nimmt ebenfalls zu. Das erst 2012 bezogene Lager in Neuss nahe dem Handweiser ist mit 2000 Quadratmetern schon fast wieder zu klein geworden.

(NGZ)
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