19 Banküberfälle "Brillengangster": Handwerker gab entscheidenden Hinweis

Neuss/ Mönchengladbach · Mit der Festnahme des 39-jährigen Dimitrij K. vergangenen Freitag in Wegberg-Dalheim hat die Polizei keinen – wie es bis dahin immer geheißen hatte – allein agierenden Bankräuber festgenommen, sondern das Mitglied einer dreiköpfigen Bande.

"Brillengangster": Pressekonferenz in Neuss
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Foto: Berns, Lothar

Mit der Festnahme des 39-jährigen Dimitrij K. vergangenen Freitag in Wegberg-Dalheim hat die Polizei keinen — wie es bis dahin immer geheißen hatte — allein agierenden Bankräuber festgenommen, sondern das Mitglied einer dreiköpfigen Bande.

An deren Spitze steht nach Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf der 43-jährtige Mönchengladbacher Andrij L., der bereits Anfang der 2000er Jahre wegen Banküberfällen eine mehrjährige Haftstrafe verbüßt hatte. L. machte sich aber, so teilten Ulrich Jacobs als Leiter der Ermittlungskommission "Brille" und Staatsanwältin Anne Weidner Montag im Rahmen einer Pressekonferenz am Montag als aktuellen Ermittlungsstand mit, nicht mehr selbst die Hände schmutzig.

Sparkasse in Mönchengladbach überfallen
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Er schickte vielmehr zwei Bekannte, die er aus der Drogenszene kannte, zu den Überfällen los. Neben dem Freitag festgenommenen K, einem Osteuropäer, gehörte auch Andreas S. aus zu der Bande. Beide gaben zu, Taten verübt zu haben, doch schweigt sich die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen darüber aus, welche Tat wem zugeordnet werden kann. Andrij L. bestreitet jede Tatbeteiligung.

DNA-Spur auf Lastwagen führte zur Festnahme

Die Staatsanwaltschaft ist aber überzeugt, dass alle drei arbeitsteilig vorgegangen sind. Ihnen werden inzwischen 19 Überfälle zugeordnet. Ob sie auch für eine 20. Tat infrage kommen, wird derzeit geprüft. Im Falle einer Verurteilung wegen schwerer räuberischer Erpressung droht jedem Einzelnen eine Haftstrafe zwischen mindestens drei und bis zu 15 Jahren.

Wie Chef-Ermittler Ulrich Jacobs weiter erklärte, legte ein Handwerker der Bande das Handwerk. Er hatte an dem Fluchtweg der Bande bei einem der letzten Coups gearbeitet. Ermittler befragten ihn - zunächst vergeblich. Doch dann fand er auf der Ladefläche seines Lastwagens eine Mütze mit der Aufschrift "S.W.A.T.", wie sie bei den Überfällen zur Tarnung verwendet wurde - und an ihr klebte die entscheidende DNA-Spur.

Sie führte die Ermittler zu einem vorbestraften Bankräuber. Der 43-Jährige aus Mönchengladbach hat bereits wegen einer älteren Überfallserie viele Jahre im Gefängnis verbracht. Neben ihm sollen noch ein 32 und ein 39 Jahre alter Mann Gangster der Brillen-Bande sein. Das Trio soll sich im Drogenmilieu kennengelernt haben.

Zunächst hatten die Ermittler hinter "Deutschlands fleißigstem Bankräuber" einen Einzeltäter vermutet - doch inzwischen sitzen die drei Verdächtigen wegen der Serie in Untersuchungshaft - zwei von ihnen haben bereits Geständnisse abgelegt.

Das Vorgehen war immer das Gleiche: Einer der Männer betrat die Filiale, stellte sich ruhig in die Warteschlange und beging den Überfall dann so leise und unauffällig, dass meistens weder die Kunden noch die übrigen Angestellten der Bankfiliale etwas mitbekamen.

In letzter Zeit hatte sich der Takt der Überfälle deutlich erhöht, zuletzt soll die Bande sogar zwei an einem Tag begangen haben. Dabei hinterließen sie regelmäßig so gut wie keine verwertbaren Spuren. Nach einem Überfall in Viersen war eine Farbbombe explodiert und hatte die Beute eingefärbt - die Räuber warfen sie weg.

In einer Wohnung der Verdächtigen fand die Polizei Schreckschusswaffen und Bargeld mit markierten Scheinen aus einem Überfall bei Gütersloh. Insgesamt soll die Bande mehr als 100 000 Euro erbeutet haben. Sie soll Banken und Sparkassen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen und im Saarland heimgesucht haben.

(RP/dpa)
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