Neuss Breuer: "Mobilität ist unser Thema 2017"

Neuss · Bei der Mobilen NGZ-Redaktion war der Name gestern Programm. Denn Politiker und Leser diskutierten vor dem Drusushof über das Thema Mobilität in der City. Der Tenor: Ein verträgliches Miteinander muss ermöglicht werden.

 Lieferverkehr? CDU-Logistikexperte Klann (l.) und Bürgermeister Breuer.

Lieferverkehr? CDU-Logistikexperte Klann (l.) und Bürgermeister Breuer.

Foto: Woitschützke Andreas

Autofreie Innenstadt, kreative Lösungen für fehlende Parkflächen, ein Blick in andere Länder im Umgang mit Fahrrad-Verkehr: Es wurde leidenschaftlich diskutiert bei der Mobilen Redaktion der Neuß-Grevenbroicher Zeitung, die gestern vor dem Café-Restaurant Drusushof Leser und Politiker rund um das Thema Nahmobilität zum Gedankenaustausch animierte.

Mit dabei war auch Bürgermeister Reiner Breuer. Als die NGZ in ihrer Berichterstattung "zwischen den Jahren" das Thema Nahmobilität verstärkt in den Fokus rückte, sagte der Verwaltungschef im Gespräch mit unserer Redaktion, dass er sich eine autofreie Neusser Innenstadt vorstellen könne. Gestern differenzierte er: "Ich bin kein Illusionist. Ich weiß, dass es immer Anlieger- und Lieferverkehr geben wird. Was jedoch nicht sein muss, ist Durchgangsverkehr in der City. Und da gilt es, Lösungen zu finden, ohne dass die Erreichbarkeit der Innenstadt darunter leidet", sagte der Verwaltungschef. Klaus Harnischmacher, der ehemalige Chef des Bauvereins, erinnerte daran, dass 1992 mit dem Konzept "Wohnen entlang der Stadtmauer" die Idee vom "Parken vor den Stadttoren" verbunden war: "Ich kann mir auf dem Stadthallen-Parkplatz auch einen flachen Stellplatz-Aufbau vorstellen."

 Masterplan Mobilität? FDP-Chef Fielenbach, Heribert Adamsky (ADFC).

Masterplan Mobilität? FDP-Chef Fielenbach, Heribert Adamsky (ADFC).

Foto: Woitschützke Andreas

Arno Jansen, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, kündigte an, gemeinsam mit der FDP einen Masterplan Mobilität zu erarbeiten und einen entsprechenden Antrag im nächsten Planungsausschuss zu stellen. Momentan befinde man sich noch in der Feinabstimmung.

FDP-Fraktionschef Manfred Bodewig nannte mögliche Details dieses Masterplans. "Die Verwaltung soll eine externe Stelle beauftragen, ein entsprechendes Verkehrskonzept für die Innenstadt zu entwickeln." Wichtig sei es dabei, keine Gruppe auszuschließen, weder Autofahrer noch Radler oder Fußgänger. "Es muss eine Lösung gefunden werden, die ein Miteinander ermöglicht", sagte Bodewig, der dafür plädiert, Parkhäuser zu erweitern, um die Auto-Frequenz in der Innenstadt zu reduzieren.

 Stadtteil-Anbindung? Gerd Faruß (l.) und Vize-Bürgermeister Schümann.

Stadtteil-Anbindung? Gerd Faruß (l.) und Vize-Bürgermeister Schümann.

Foto: Woitschützke Andreas

In den Augen von Roland Kehl, Planungsexperte der Grünen, benötigt Neuss keinen neuen, teuren Masterplan. Es reiche vielmehr, "wenn wir das in verschiedenen Gremien erarbeitete Material einmal konsequent zusammenführen". Es gehe darum, den eingeschlagenen Weg der "kleineren und größeren Schritte" zu verfolgen.

Jüngst hatte auch die CDU mitgeteilt, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die einen ersten Entwurf für eine ganzheitliche Mobilitätsstrategie entwickeln soll. Federführend ist Thomas Klann, Logistikexperte der Union: "Der Kunde in der City muss vom Zusteller erreicht werden können." Klann kann sich aber auch Zusteller vorstellen, die von einem Verteilzentrum vor den Toren der Stadt mit einem Rad die Ware austragen.

 Parken vor den Toren? Jansen (l.), Bodewig, Harnischmacher.

Parken vor den Toren? Jansen (l.), Bodewig, Harnischmacher.

Foto: Woi

Für ein verträgliches Miteinander sprach sich auch Heribert Adamsky vom ADFC Neuss aus. "Dafür sollte man jedoch ermöglichen, dass der öffentliche Raum nicht nur dem motorisierten Individualverkehr zur Verfügung steht." Er regte an, kreative Park-Lösungen in der Innenstadt zu finden, um die dadurch eingesparte Fläche für großzügige Radwege zu nutzen - als mögliche Ansätze nannte er Parkhäuser, Quartiersgaragen, aber auch private Innenhöfe.

Jürgen Ponzelar ist Geschäftsführer der Dicken & Hilgers GmbH. Er nutzte die Mobile NGZ-Redaktion, um sich beim Bürgermeister zu erkundigen, ob die Büttger Straße tatsächlich in beide Richtungen für Fahrradfahrer freigegeben werden soll. Er habe entsprechende Informationen. "Das halte ich für äußerst gefährlich", sagte Ponzelar. Breuer sagte jedoch, dass dies momenten nicht geplant sei. Innenstadt-Bewohner Heinrich Mohren mahnte, neben den Radfaherern die Fußgänger nicht zu vergessen, und Barbara Wierig machte sich für eine "Entkernung der Straßenschilder" stark.

(NGZ)
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