Neuss Boss von "Pfefferspray-Bande" angeklagt

Neuss · Er war einer der meistgesuchten Männer in Europa: Nach dem 41-Jährigen wurde nicht nur mit internationalem Haftbefehl, sondern auch in diversen TV-Sendungen wie "Aktenzeichen XY" gefahndet. Jetzt muss er sich ab dem 18. März vor dem Düsseldorfer Landgericht verantworten. Er soll unter anderem Supermärkte und Möbelhäuser im Rhein Kreis überfallen haben.

 Der Realmarkt an der Bataverstraße wurde 2009 überfallen.

Der Realmarkt an der Bataverstraße wurde 2009 überfallen.

Foto: Woitschützke

24 Raubüberfälle legt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf dem 41-jährigen Belgier mit marokkanischen Wurzeln zur Last. Er soll mit seinen Komplizen bei den Überfällen stets schwer bewaffnet gewesen sein. Insgesamt erbeutete die Bande laut Ermittlungen fast 700 000 Euro.

Diese Serie begann nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Mai 2009 in Dormagen mit einem Überfall auf den Möbel-Discounter "Roller" im Gewerbegebiet TOP-West. Die Bande machte zwar keine Beute, ging aber äußerst gewalttätig vor. Sie traktierten den Marktleiter laut Ermittlungen mit Pfefferspray und einem Elektroschocker und drohten mehrfach damit, ihn zu erschießen, wenn er den Tresor nicht öffnen würde. Erst als das Opfer kollabierte, ließen die Täter von ihm ab.

Alle folgenden Überfälle liefen nach Ermittlungen der Polizei ähnlich ab: Demnach sollen der Angeklagte und seine Komplizen jeweils maskiert in die Supermärkte, Banken oder Baumärkte gestürmt sein, wo sie das Personal zur Öffnung des Tresors zwangen. Angestellten setzten sie eine Pistole an den Kopf und drohten, sie zu erschießen, oder traktierten sie mit Pfefferspray. "Für viele Opfer war es schlichtweg ein Alptraum", sagt Staatsanwalt Christoph Kumpa.

In Neuss wurden die Angestellten des Real-Marktes an der Bataver Straße bei einem Überfall im September 2009 sogar mit einer Maschinenpistole beschossen, wobei es jedoch zu keinen Verletzten kam. Die Bande floh ohne Beute, weil die Täter selbst Alarm ausgelöst hatte.

Insgesamt fünf Mitglieder dieser Bande wurden schon 2011 angeklagt und wegen schwerer räuberischer Erpressung zu bis zu zehn Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Der Boss der "Pfefferspray-Bande" konnte allerdings erst 2013 festgenommen werden. Er war bei einer Verkehrskontrolle aufgefallen, lieferte sich eine spektakuläre Verfolgungsjagd quer durch die Eifel und vor der Festnahme in Belgien eine Schießerei mit der Polizei. Ihm drohen nun zu 15 Jahre Haft.

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