Neuss Bombe: 6000 verlassen Häuser

Neuss · 6000 Menschen mussten Freitagvormittag wegen der Bombenentschärfung in der Nordstadt ihre Wohnungen räumen. Darunter auch 135 Bewohner eines Altenheims. Um zwölf Uhr war die Gefahr vorbei.

 Ehrenamtliche Einsatzkräfte evakuierten Hilfsbedürftige.

Ehrenamtliche Einsatzkräfte evakuierten Hilfsbedürftige.

Foto: Woitschützke, Andreas

Es ist kurz nach zehn Uhr. In einer Stunde will Sprengmeister Jost Leisten mit der Entschärfung der Zehn-Zentner-Bombe am Kotthauser Weg beginnen. Seit 9.30 Uhr dürfen sich im engeren Gefahrenbereich, 500 Meter um die Fundstelle der amerikanischen Fliegerbombe herum, keine Anwohner mehr aufhalten — weder in noch außerhalb der Wohnung. Die Neusser Furth wirkt wie ausgestorben. Ein Polizeihubschrauber kreist tief über dem Wohngebiet. Durch die Lautsprecher eines Einsatzwagens weist ein Polizist darauf hin, dass das Gebiet "unverzüglich zu räumen" sei. Hier und da finden sie noch Personen. Es dauert noch bis 11.30 Uhr, bis die Polizei sich sicher ist, dass der engere Gefahrenbereich evakuiert ist und Jost Leisten seine Arbeit aufnehmen kann.

 Am Marie-Curie-Gymnasium fanden 150 Menschen Zuflucht.

Am Marie-Curie-Gymnasium fanden 150 Menschen Zuflucht.

Foto: Woitschützke, Andreas

Um zwölf Uhr gibt der 54-Jährige Entwarnung. Er hat den Schlagzünder, "der ein bisschen fest saß", erfolgreich entfernt. Aufatmen bei Einsatzleiter Uwe Neumann vom Ordnungsamt, der seit dem Fund der Bombe am Mittwoch die Evakuierung koordiniert hatte. Es sei alles glatt gelaufen, sagt er, das befürchtete Verkehrschaos sei ausgeblieben. Die Polizei gibt die Zufahrten in den Neusser Norden, die ab 9.30 Uhr gesperrt wurden, wieder frei. 6000 Bewohner des engeren Gefahrenkreises dürfen in ihre Wohnungen zurückkehren. 18 000 Anwohner im erweiterten Gefahrenbereich von 1000 Metern dürfen ihre Wohnungen wieder verlassen. In 260 Geschäften kann die Arbeit wieder aufgenommen werden.

 Sprengmeister Jost Leisten entschärfte die Bombe.

Sprengmeister Jost Leisten entschärfte die Bombe.

Foto: andreas woitschützke

Die größte logistische Herausforderung war die Evakuierung des Altenheims Haus Nordpark an der Neusser Weyhe. Da sich das Gebäude im engeren Gefahrenbereich befindet, mussten alle 135 Bewohner evakuiert werden. Dabei halfen unter der Einsatzleitung der Malteser auch Johanniter und Rotes Kreuz. Sebastian Rosen, Stadtbeauftragter der Malteser, sagte, er sei sehr zufrieden mit der Arbeit und Zusammenarbeit der Einsatzkräfte.

Die Stadtwerke stellten zwei Linienbusse zur verfügung. Mit Kranken- und Behindertentransportern wurden die bettlägerigen Bewohner und Rollstuhlfahrer evakuiert. Einige kamen im Krankenhaus unter, andere wurden in die Turnhalle der Marie-Curie-Schule betreut. Die Hilfsdienste verteilten Erbsensuppe, Kuchen, kalte und heiße Getränke an die fast 150 Menschen, die dort Zuflucht gefunden hatten. Bei einigen älteren Personen seien zwar Erinnerungen an "Bombennächte" wieder wach geworden, sagt Notfallseelsorgerin Angelika Ludwig, insgesamt sei die Stimmung aber "entspannt" gewesen.

Bis 16 Uhr waren die Einsatzkräfte am Freitag noch damit beschäftigt, die evakuierten Hilfsbedürftigen ins Altenheim und ihre Wohnungen zurückzubringen.

(NGZ/ac)
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