Neuss Blitz-Marathon dient nicht der "Abzocke"

Neuss · 70 Polizeibeamte des Rhein-Kreises kontrollierten Dienstag beim vierten landesweiten Blitz-Marathon an 46 Messstellen die Geschwindigkeit. An der Messstelle "Jahnstraße" erhielten sie Unterstützung von Innenminister Ralf Jäger.

Neuss: Innenminister Jäger besucht Blitz-Marathon
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Johannes Höveler wollte Dienstag das gute Wetter nutzen, um Tennis zu spielen. Zur Anlage an der Jahnstraße fuhr der Neusser mit dem Auto. Leider zu schnell. In der Tempo 30-Zone zeigte sein Tacho 44 Stundenkilometer. 25 Euro wird er nun zahlen müssen, denn Höveler wurde geblitzt. Die Jahnstraße war Dienstag eine von 46 Stellen im Rhein-Kreis, die für den 24-stündigen Blitz-Marathon ausgewählt worden war.

Vorgeschlagen hatte den "Wutpunkt" ein Anwohner, Roland Hermanns. Der ärgert sich schon seit langem über die Raser auf "seiner" Straße. "Ich habe selbst ein schnelles Auto", sagt er. "Doch wo 30 steht, sollte auch 30 gefahren werden", ist sein Standpunkt.

Das sieht auch Innenminister Ralf Jäger so, der zu einer Stippvisite an die Jahnstraße gekommen war, um nochmals auf die Gefahren von zu hoher Geschwindigkeit aufmerksam zu machen. "Eigentlich geht es darum, dass heute keiner geblitzt wird", stellte der Innenminister klar. Autofahrern solle ins Bewusstsein gebracht werden, dass man auch ohne Rasen und Drängeln von einem Ort an den anderen komme. Und auch wenn nun der eine oder andere zur Kasse gebeten wird, so hofft der Innenminister doch, dass das Fahrverhalten über den Kopf verändert werde, und nicht über das Loch im Portemonnaie.

Beim vierten Blitz-Marathon standen Dienstag zum ersten Mal auch die Radfahrer im Fokus. Dabei ging es weniger um Geschwindigkeitsüberschreitungen als generell um deren richtiges Verhalten im Straßenverkehr. "Wenn ein Autofahrer bei einer Geschwindigkeit von 65 Stundenkilometern mit einem Radfahrer kollidiert, bedeutet das für acht von zehn Radfahrern den Tod. Bei einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern überleben acht", sagte Ralf Jäger, der sich auch darüber freute, dass Niedersachsen es gestern zum ersten Mal seinem Nachbarland gleichtat und ebenfalls 24 Stunden kontrollierte. Im Oktober wird es dann den bundesweiten Blitzmarathon geben, so beschlossen Ende Mai auf der Innenministerkonferenz.

Und vielleicht wird die "Marathon-Idee" auch bald über die deutschen Grenzen hinaus praktiziert werden, denn Jäger stand Dienstag auch ausländischen Medienvertretern Rede und Antwort. 289 Stellen waren der Kreispolizeibehörde im vergangenen Jahr zum zweiten Marathon nach Aufforderung gemeldet worden, wie Gerhard Kropp, Direktionsleiter Verkehr, mitteilte. 15.000 Stellen waren es landesweit. "Beschwerden von Anwohnern erreichen uns täglich. Wir überprüfen jede", so Kropp. Stellt sich dann eine als auffällig heraus, wird dort regelmäßig geprüft. Seiner Meinung nach habe die Sicherheit im Straßenverkehr mittlerweile einen neuen Stellenwert erhalten. Von "Abzocke" sprächen noch die wenigsten.

Davon sprach auch nicht Johannes Höveler, jedoch ist seiner Meinung nach der Blitzmarathon Effekthascherei. Das Tennisspielen ließ er sich trotz Knöllchen jedoch nicht vermiesen.

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