Neuss Blitz-Marathon: Autofahrer bremsen sich

Neuss · Viele Neusser Autofahrer waren gestern langsamer unterwegs als sonst. Grund war der Blitz-Marathon, bei dem die Polizei wieder Temposünder gezielt ahndete und damit die Hoffnung verknüpft, dass sich Raser künftig bremsen.

 Die Polizisten (v. li.) Peter Fliescher, Christoph Hemmer und Kim Menke waren gestern in der Nordstadt, an der Geulenstraße, im Einsatz. Auf dieser Straße ist Tempo 30 erlaubt.

Die Polizisten (v. li.) Peter Fliescher, Christoph Hemmer und Kim Menke waren gestern in der Nordstadt, an der Geulenstraße, im Einsatz. Auf dieser Straße ist Tempo 30 erlaubt.

Foto: Andreas woitschützke

Immer wieder schüttelt die Neusserin mir ihrem Kopf. "Ich wusste doch, dass heute Blitzmarathon ist. Deswegen habe ich die ganze Zeit aufgepasst. Und jetzt bin ich doch erwischt worden. Ich dachte, dass die Geulenstraße eine 50er-Zone ist", sagt sie. Ein Irrtum. Auf der Geulenstraße sind nämlich nur 30 Stundenkilometer erlaubt. Die Neusser Autofahrerin, die ihre Tochter zum Arzt bringen wollte, war mit ihren 42 Stundenkilometern deutlich zu schnell unterwegs. Sie muss bei Polizeikommissarin Kim Menke 15 Euro bezahlen. "Passen Sie jetzt besser auf und grämen Sie sich nicht so sehr", gibt Menke der Autofahrerin mit auf den Weg.

Für den Blitz-Marathon hatte sich die Polizei gestern an 17 Messstellen im Kreis postiert, darunter an zwei Straßen in Neuss, zudem waren mobile Messwagen im Einsatz. Bis zum Nachmittag wurden in der Quirinusstadt 1113 Verkehrsteilnehmer kontrolliert, 32 davon waren zu schnell unterwegs. Polizeisprecher Hans-Willi Arnold zog eine positive Zwischenbilanz: "Die Menschen fahren wesentlich zurückhaltender als sonst", berichtete er. "So müsste es immer sein."

Der Polizist hofft, dass der Blitz-Marathon einen nachhaltigen Effekt hat. "Wir setzen darauf, dass die Autofahrer ihr Tempo dauerhaft drosseln", sagte Arnold. Kreisweit fuhren gestern bis zum Nachmittag rund 10 000 Autofahrer durch die Kontrollen der Polizei, die Anzahl der "geblitzten" Autofahrer blieb überschaubar: 173 Verstöße wurden festgestellt. Der unrühmliche "Tagessieger" am Vormittag war ein Autofahrer in Grevenbroich, der durch eine Radaranlage gemessen wurde. Er überschritt die Höchstgeschwindigkeit, als er mit Tempo 70 durch eine 30er Zone fuhr. Ihn erwarten nun ein Bußgeld in Höhe von 160 Euro, drei Punkte in Flensburg und ein einmonatiges Fahrverbot. In Grevenbroich hatte die Polizei auch einen "Messpaten" bei ihrer Blitzer-Aktion dabei — der Kapellener NGZ-Leser Dieter Kivilip hatte sich an der Abstimmung beteiligt und sich in seinem Stadtteil für die Friedrichstraße entschieden. "80 Prozent der Autos hier auf der Friedrichstraße sind zu schnell. Dabei liegen nebenan die Grundschule und zwei Kindergärten, hier sind viele Kinder unterwegs", sagte Kivilip.

Auch in Neuss hatten die Leser mit abgestimmt. Die Geulenstraße gehörte dabei zu den Favoriten. Vor Ort war das nicht ganz leicht nachzuvollziehen. Oberkommissar Frank Porsch bekannte während der Kontrolle, dass er diesen Standort beim Blitzmarathon lieber außer Acht gelassen hätte. "Die Straße ist eng und das Verkehrsaufkommen hoch. Hier kann man fast gar nicht zu schnell fahren", sagt Porsch. Am Nachmittag wechselte die Polizei daher zur Eppinghovener Straße, um dort Verkehrssünder aufzuspüren — schließlich wird an dieser Holzheimer Landstraße gerne einmal "Tempo gemacht".

Der Blitz-Marathon dauerte bis heute morgen. Um sechs Uhr wurden die letzten Messgeräte abgebaut. Im Laufe des Vormittags wird die Polizei bekannt geben, wie viele "Temposünder" in Neuss insgesamt erwischt wurden.

(NGZ)
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