Neuss „Betrieb einstellen“

Neuss · Neuss Der 14. Dezember 1997 ist ein Termin für das Geschichtsbuch der Stadt Neuss: An diesem Tag hoben die Neusser per Bürgerentscheid erstmals einen Ratsbeschluss auf und verhinderten die Verlegung der Straßenbahn-Trasse aus dem Hauptstraßenzug zur Promenadenstraße.

Neuss: „Betrieb einstellen“
Foto: NGZ

Seitdem wird das Thema Straßenbahn auf kleiner Flamme gekocht. Bis jetzt. City-Treff-Vorsitzender Thomas Toll und Bürgermeister Herbert Napp wollen die Diskussion neu entfachen. Ihre Meinung: "Die Straßenbahn muss raus aus der Innenstadt." Der Vorschlag von Napp: "Die einfachste und kostengünstigste Lösung ist, die Linie 709 einzustellen."

Für Neu-Neusser fährt die Linie 709 wie selbstverständlich über den Hauptstraßenzug durch die Innenstadt, verbindet Stadthalle und Hauptbahnhof, sorgt für den Kontakt mit der Landeshauptstadt. Gleichwohl gibt es eine jahrzehntelange Diskussion darüber, ob ihr Betrieb mitten durch die City nicht die Entwicklung und Attraktivierung der Innenstadt hemmt, gar verhindert.

Davon ist Thomas Toll fest überzeugt. Der frisch gebackene Vorsitzende des City-Treffs sagt: "Wenn es gelänge, die Straßenbahn herauszunehmen, wäre dies der Durchbruch auf dem Weg zu einer attraktiveren Einkaufsstadt." Wenn nicht, so Toll weiter, werde der Hauptstraßenzug in 40 Jahren noch genauso aussehen wie heute. Bürgermeister Napp, der 1997 noch als CDU-Fraktionsvorsitzender für die Trassenverlagerung kämpfte, sieht in der Linie 709 ein "Hindernis für das Einkaufserlebnis, ebenso für Familien mit Kinderwagen".

Wesentliche Käuferpotenziale bringe die Bahn nicht in die Stadt, Pendler könnten ein verbessertes Busangebot nutzen. "Wenn die Bahn weg ist, kann sich die Hauptstraße ebenso angenehm entwickeln wie der Markt", so Napp. Sein Vorschlag: Die Linie 709 einstellen, die U 75 fährt ab Hauptbahnhof Richtung Düsseldorf, die Linie 704 ab Stadthalle nach Düsseldorf. "Der Vertrag mit der Rheinbahn kann jährlich gekündigt werden."

Eine andere Auffassung vertritt Roland Kehl. Der planungspolitische Sprecher der Bündnisgrünen sieht in der jetzigen Situation einen Kompromiss, bei dem es bleiben solle: "Die U 75 wurde am Bahnhof gekappt und ab und zu fährt die 709 durch die Stadt. Eine Störung der Innenstadt kann ich nicht erkennen." Kehl sieht die Gefahr, dass die Rheinbahn bei einer Kündigung des Vertrags die Linienführung nach Neuss ganz einstellt und die 704 nur bis zum Südfriedhof fährt.

(NGZ)
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