Diakonenweihe in der Neusser Marienkirche "Berufung ist Liebesgeschichte"

Diakonenweihe in der Neusser Marienkirche · Bei der "unleugbaren Verdunstung des Glaubens" müssen die Christen Gottes Wort neu buchstabieren, aber Berufungen in Gottes Dienst gibt es auch heute noch. Diese Meinung vertrat Weihbischof Manfred Melzer am Sonntag Nachmittag bei der Diakonenweihe des Erzbistums Köln in der Neusser Marienkirche. Diakonenweihe in Neuss: hinten von links Daniel Schilling, Weihbischof Manfred Melzer, Wilfried Korfmacher, Pastor an St. Marien, und Torsten Kürbig; vorn von links Guido Dalhaus, Norbert Fink und Ralf Roeb. NGZ-Foto: A. Woitschützke

Bei der "unleugbaren Verdunstung des Glaubens" müssen die Christen Gottes Wort neu buchstabieren, aber Berufungen in Gottes Dienst gibt es auch heute noch. Diese Meinung vertrat Weihbischof Manfred Melzer am Sonntag Nachmittag bei der Diakonenweihe des Erzbistums Köln in der Neusser Marienkirche. Diakonenweihe in Neuss: hinten von links Daniel Schilling, Weihbischof Manfred Melzer, Wilfried Korfmacher, Pastor an St. Marien, und Torsten Kürbig; vorn von links Guido Dalhaus, Norbert Fink und Ralf Roeb. NGZ-Foto: A. Woitschützke

Das vor 100 Jahren geweihte Gotteshaus vermochte die über tausend Menschen kaum zu fassen, die gekommen waren, um dabei zu sein, als fünf junge Männer in den Dienst der katholischen Kirche traten. Peter Nüsser, Spiritual des Kölner Priesterseminars, steckte den Rahmen ab: "Auch heute spricht Gott Menschen an, die bereit sind, alles bisherige hinter sich zu lassen. Sie verzichten nicht auf Ehe, Familie oder Karriere, sie verschenken sich vielmehr an die anderen. Oder wie es in der Bibel steht - sie verkaufen alles, um den einen Schatz zu erwerben."

Wilfried Korfmacher, Pastor an St. Marien, begrüßte die Gläubigen aus weiten Teilen des Erzbistums "mit großer Freude und Dankbarkeit" und erinnerte an die Diakonenweihe vor elf Jahren, die ebenfalls in St. Marien stattgefunden hatte. Korfmacher gehörte wie Prälat Dr. Robert Kümpel, Regens des Priesterseminars, und Stadtdechant Jochen Koenig zur großen Schar von Geistlichen, die den beeindruckenden Gottesdienst mitfeierten.

Im Mittelpunkt standen die fünf neuen Diakone. Zu ihnen gehören Guido Dalhaus aus Ascheberg, Norbert Fink aus Bergneustadt und Daniel Schilling aus Tönisheide, der auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur am Neusser Friedrich-Spee-Kolleg erwarb und während dieser Zeit im Collegium Marianum lebte. Aus Neuss streben zwei Kandidaten den Priesterberuf an. Es sind Ralf Roeb und Torsten Kürbig aus der Mariengemeinde.

Roeb, Jahrgang 1963, hatte es schon zum Sparkassen-Betriebswirt und zum Bilanzbuchhalter gebracht, ehe er sich entschloss, einen anderen Weg zu gehen. "Mein Glaube hatte durchaus auch Prüfungen zu bestehen, aber es war schlussendlich der in Jesus Christus menschgewordene Gott, der mir in den Stürmen des Lebens Halt gab. So reifte mein Glaube und mit ihm die Entscheidung, den Weg zum Priestertum zu wagen. Nicht im Vertrauen auf meine Fähigkeiten, sondern im Vertrauen auf ihn", so der Neusser, der sich unter anderem als Edelknaben-Führer beim großen Schützenfest einen Namen machte. Er hat in Bonn und Rom Theologie studiert und ist nun für drei Jahre in Much, Marienfeld und Kreuzkapelle tätig.

In Flehe, Hamm und Volmerswerth wird der vor 25 Jahren geborene Torsten Kürbig zunächst arbeiten. "Seit meiner Erstkommunion bis heute konnte meine Heimatgemeinde immer große priesterliche Vorbilder erleben. Ihnen konnte und kann man zu jeder Zeit glaubhaft abnehmen, dass die Aufgabe, Priester zu sein und Gott und den Menschen dienen zu dürfen, das Schönste ist, was man sich vorstellen kann", bekennt der ehemalige Messdiener und Gruppenleiter.

"Bei einer Berufung sind nicht die Alleskönner, die Neunmalklugen gefragt, sondern Schüler, die dem Meister folgen wollen, die sich jeden Tag neu aufrichten, um seine Spur nicht zu verlieren", sagte Weihbischof Melzer in der Predigt. "In dieser Weihestunde darf der Weihrauchschwaden nicht vernebeln, dass eine Berufung nicht Resultat der eigenen Leistung ist", betonte er.

"Eure Berufungsgeschichte ist eine Liebesgeschichte. Das klingt pathetisch, aber es ist die Wahrheit", rief Melzer den Diakonen zu. Er berichtete von Priesterkandidaten, die er in Venezuela kennen gelernt hatte. Deren Bekenntnis war klar und deutlich: "Wir gehen unseren Weg nicht, um weniger zu leben, sondern um mehr zu leben. Wir sind nicht die Besten, aber wir leben für die beste Botschaft der Welt."

(NGZ)
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