Neuss Bauverein will Bistro im RLT an Bäcker vermieten

Neuss · Das RLT scheint bei der Anmietung des Bistros für einen neuen Eingang nicht mehr zum Zuge zu kommen – zur Empörung der Politik.

 Seit mehr als einem Jahr steht das Restaurant im Gebäude des RLT leer. Gerne würde das Theater seinen Eingangsbereich dorthinein verlagern.

Seit mehr als einem Jahr steht das Restaurant im Gebäude des RLT leer. Gerne würde das Theater seinen Eingangsbereich dorthinein verlagern.

Foto: Woi

Das RLT scheint bei der Anmietung des Bistros für einen neuen Eingang nicht mehr zum Zuge zu kommen — zur Empörung der Politik.

Die Frage der künftigen Nutzung des schon lange leerstehenden Bistros "Loge" im RLT-Gebäude scheint sich zu einem erneuten Krach zwischen der Verwaltung und der Politik auszuwachsen. Denn in der Aufsichtsratssitzung des Vermieters Bauverein unter Vorsitz von Bürgermeister Herbert Napp wurde bekanntgegeben, die Räume an einen Neusser Bäcker vermieten zu wollen — was vom Geschäftsführer des Bauvereins, Frank Lubig, gegenüber der NGZ auch bestätigt wird: "Es gibt eine Absichtserklärung."

Dabei hatten noch in der vergangenen Sitzung des Kulturausschusses die Politiker aller Parteien einhellig die Kulturverwaltung erneut aufgefordert, eine Vorlage zur möglichen Vermietung der Räume seitens der städtischen Tochter Bauverein an das Theater zu prüfen — auch unter dem Aspekt einer günstigeren Miete. Die erste Vorlage zu dem Thema war als unzureichend empfunden worden — die Verwaltung hatte von der Vermietung an das RLT abgeraten. Dass die Räume nun anderweitig vermietet werden sollen noch bevor die Fragen aus der Politik geklärt sind, bringt nicht nur die CDU auf die Palme. Lubig hingegen erklärt das Vorgehen damit, dass man verpflichtet sei, "wirtschaftlichen Schaden" vom Bauverein abzuwenden: "Die Räume stehen über ein Jahr leer, und wir nutzen die Gunst der Stunde."

Gleichwohl fragt der kulturpolitische Sprecher der CDU, Joachim Goerdt, in einem Schreiben an Napp, was dieser für ein Demokratieverständnis habe, wenn er über die Köpfe der Stadtverordneten hinweg Fakten schaffe, und schließt Grundsätzliches an: "Was sind Beratungen und Beschlüsse der Stadtverordneten noch wert, wenn Sie sich als Aufsichtsratsvorsitzender des Bauvereins mit einem Federstrich über politische Vorgaben aller im Stadtrat vertretenen Parteien hinwegsetzen?" Auch CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann hält mit ihrem Unmut nicht hinterm Berg: "Es ist schon ein Unding, dass eine solche Entscheidung fällt, während wir noch in einem Überlegungsprozess sind", sagt sie und ergänzt: "Die Kulturpolitiker haben das Thema frühzeitig aufgegriffen, aber ihre Fragen sind von der Verwaltung nicht ordnungsgemäß bearbeitet worden." Die CDU-Fraktion habe die Nachricht aus dem Bauverein "mit großem Befremden" aufgenommen.

Die Grünen sind geradezu empört und haben für die morgige Sitzung des Hauptausschusses einen Dringlichkeitsantrag eingereicht, den Prüfungsauftrag des Kulturausschusses umzusetzen. Die Grünen sehen in den Vermietungsplänen des Bauvereins einen "groben Verstoß gegen den Beschluss eines ordentlichen politischen Gremiums". Der Beschluss werde "einfach ignoriert, sagt der Fraktionsvorsitzende Michael Klinkicht empört und ergänzt: "Der Bauverein hat als Tochter der Stadt deren Beschlüsse zu respektieren und umzusetzen."

(NGZ/rl)
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