Neuss Bauverein will Biotop kaufen

Neuss · Der Neusser Bauverein hat großes Interesse an dem bei Architekten und Investoren begehrten Grundstück der ehemaligen "Villa Müller" in Norf. Dort gibt es allerdings einen schützenswerten Trittsteinbiotop.

Es ist eines der wenigen besonderen Baugrundstücke in Neuss, ein Filet-Stück, wie es Experten formulieren: das Areal der ehemaligen "Villa Müller" in Norf. Wie unsere Zeitung erfuhr, beabsichtigt der Neusser Bauverein, diese Fläche zu erwerben und mit einem Mix aus Reihenhäusern und Wohnungen zu bebauen. "Wir haben große Ambitionen", bestätigt Bauvereins-Vorstand Frank Lubig auf Anfrage.

Die ehemalige "Villa Müller"mit ihrem dazugehörigen Grundstück liegt zwischen Vellbrüggener Straße, Bahn- und Mittelstraße. Eine Bebauung dort ist ein Politikum. In den vergangenen Jahren gab es verschiedene Bemühungen, dort zu bauen – bis heute erfolglos. 2004 beabsichtigte die Neusser Bauunternehmung Korbmacher, im hinteren Bereich des Geländes Reihenhäuser zu errichten. Diese Idee stieß damals bei vielen Anwohnern und auch in politischen Kreisen auf Ablehnung. Ferner wollte die Dr. Brüster GmbH (Düsseldorf) als Investor auf dem vorderen Teil ein Altenwohnheim sowie Altenwohnungen realisieren. Betreiberin sollte die Caritas Neuss sein. Dazu kam es nicht, weil der Investor nach dem Ergebnis eines Umweltgutachtens der Stadt eine Realisierung des Vorhabens nicht mehr für möglich hielt. Das Gutachten besagte, dass das Grundstück nur in einem sehr beschränkten Umfang bebaut werden könne, weil es dort zum einen einen wertvollen Baumbestand gebe, es zum anderen die Funktion eines Trittsteinbiotops habe.

Zwei Jahre später gab es den nächsten Anlauf: 2006 versuchten die Norfer Architekten Klaus und Kai Kulas, dort ein Vorhaben mit drei Wohnhäusern mit jeweils acht Wohneinheiten samt Tiefgarage umzusetzen. Die positiv beschiedene Bauvoranfrage hatten sie bereits, doch mögliche Investoren konnten sich nicht mit der Besitzerfamilie, die in der Neusser City lebt, über den Kaufpreis einigen.

Für die damals auf rund 7000 Quadratmeter bezifferte bebaubare Fläche sollten über zwei Millionen Euro fließen. Für Bauvereins-Chef Lubig steht denn auch die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund, "die natürlich gegeben sein muss". Die Verhandlungen stünden, sagt er, erst am Anfang. Baurecht wäre die Grundvoraussetzung für einen Kaufvertrag. Wie schwer die Realisierung einer Bebauung auch unter ökologischen Gesichtspunkten und der politischen Gegebenheiten sind, weiß Lubig: "Das wäre die Kür", sagt er. "Wir werden dort eine schöne städtebauliche Lösung suchen. In Sachen Ökologie werden wir Gutachten einholen. Wir schütten keinen Biotop zu." Die CDU dürfte der Bauverein hinter sich bringen können. Die hielt schon 2004 auch nach Durchsicht des ökologischen Gutachtens die Bebauung für möglich und richtig. Anders als SPD und Grüne.

(NGZ)
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