Neuss Baustelle sorgt für Ruhe im Ort

Neuss · Bis März 2013 ist Schlicherum frei von Durchgangsverkehr. Grund: Die Kreiswerke bauen eine Versorgungsleitung für Trinkwasser. Anwohner wünschen sich, dass auch nach Ende der Arbeiten der Ort verkehrsberuhigt bleibt.

 Theo Piel und Heinz Heuschen (r.) sprechen von himmlischen Zeiten. Was sich viele Schlicherumer seit Jahren vergeblich wünschen, macht eine Baustelle der Kreiswerke möglich: Die St. Antonius-Straße ist frei von Durchgangsverkehr.

Theo Piel und Heinz Heuschen (r.) sprechen von himmlischen Zeiten. Was sich viele Schlicherumer seit Jahren vergeblich wünschen, macht eine Baustelle der Kreiswerke möglich: Die St. Antonius-Straße ist frei von Durchgangsverkehr.

Foto: lber

Was in gut zehn Jahren Überzeugungsarbeit mit mehr als 100 Briefen und Eingaben an Verwaltung und Politik nicht zu erreichen war, macht jetzt das marode Leitungsnetz möglich: die Ortsdurchfahrt Schlicherum ist wegen Bauarbeiten auf Monate für den Durchgangsverkehr gesperrt. Anwohner sprechen von himmlischen Zuständen und fordern von der Stadt, auch nach Abschluss dieser Arbeiten im kommenden Frühjahr mit entsprechenden Maßnahmen für eine Verkehrsberuhigung der St. Antonius-Straße zu sorgen. Doch die Chancen dafür sind nicht gut.

Vor knapp einem Monat begannen die Kreiswerke Grevenbroich als Trinkwasser-Lieferant für Schlicherum damit, auf 1100 Meter Länge die Hauptwasserleitung durch den Ort samt etlicher Hausanschlüsse zu erneuern. Das erfolgt bis März 2013 in zwei Abschnitten, doch der Nebeneffekt stellte sich sofort ein: Der Durchgangsverkehr war raus. "Das von der Verwaltung bisher angeführte Argument, die Antoniusstraße sei als Kreisstraße qualifiziert und daher in der Durchfahrt nicht beschränkbar, ist offensichtlich widerlegt", findet Heinz Heuschen. Denn wie sonst sei zu verstehen, dass die Straße "ohne weiteres", wie Theo Piel als Anrainer hervorhebt, fast ein Jahr komplett gesperrt werden kann?

Auf eine solche Debatte möchte sich Franz Kolbecher vom Amt für Verkehrslenkung nicht einlassen. "Dann müssten wir das überall machen", sagt er, denn auch aus vielen anderen Wohngebieten sei der Ruf nach Verkehrsberuhigung laut geworden. Kolbecher ist überdies überzeugt, dass solche Wünsche von den Befürwortern "nur halb gedacht" sind. Denn eine Teilung der Straße, eine Einbahnstraßenregelung oder was sonst noch ersonnen und gefordert wird, hat in der Praxis am Ende selten ein ausschließlich positives Ergebnis. Paradebeispiel für den Amtsleiter: Die Ortsdurchfahrt Allerheiligen. Die war schon mal gesperrt — und ist jetzt wieder offen.

Während Kolbecher daran festhalten möchte, dass die als Kreisstraße gewidmete St. Antonius-Straße eine gewisse Menge an Verkehr aufnehmen muss, halten Piel und Heuschen die für die Bauphase gefundene Umleitungsstrecke auch als Dauerlösung tragfähig — und zumutbar. Schneller, sicherer und bequemer sei der 700 Meter lange "Umweg" über die K 30 und L 142, sagt Heuschen, "da das ansonsten bei der engen Durchfahrt durch Schlicherum erforderliche Stop and Go bei der Umfahrung entfällt." Ein Effekt, der ohnedies schon zu beobachten ist.

Für die Busse der städtischen Verkehrsbetriebe hat die Stadt eine Linienführung über einen Wirtschaftsweg eingerichtet, erklärt Kolbecher. Dass diese Trasse als "Schleichstrecke" missbraucht würde, sieht er nicht. "Uns liegen keine Beschwerden vor."

(NGZ/rl)
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