Neuss Baum verteidigt Masterplan

Neuss · Der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Karl Heinz Baum, streitet mit dem Bürgermeister, ob ein Masterplan überhaupt sinnvoll ist. Baum hält eine Untersuchung der Achse Innenstadt/Rheinpark für "überfällig".

 Wirbt konzentriert für die Masterplan-Idee und diskutiert mit den Kritikern: Karl Heinz Baum, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion.

Wirbt konzentriert für die Masterplan-Idee und diskutiert mit den Kritikern: Karl Heinz Baum, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion.

Foto: Woitschützke, Andreas

Herr Baum, der von Ihnen angestrebte Masterplan wird bereits heftig diskutiert. An welchem Punkt des Verfahrens ist Neuss eigentlich?

Karl Heinz Baum Das Essener Projektteam Dieter Blase hat dem Lenkungsausschuss erste Überlegungen zum vom Rat mit großer Mehrheit beschlossenen Masterplan "Neuss an den Rhein" vorgetragen, die die Präzisierung von Untersuchungsbereichen und inhaltlichen Schwerpunkten bis hin zu einem Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit beinhaltet. Die Vorschläge werden in der Sitzung des Lenkungsausschusses eingehend beraten. Einig waren sich Projektentwickler und Lenkungsausschuss, dass bei dem gesamten für die Stadtentwicklung so wichtigen Verfahren eine stärkere Bürgerbeteiligung, vor allem der betroffenen Anrainer, erforderlich ist. Ein entsprechender interfraktioneller Ratsantrag zur Durchführung zusätzlicher Workshops soll im September vom Rat beschlossen werden.

Der Bürgermeister lehnt die ersten Überlegungen ab. Ihr Koalitionspartner FDP will sich das Papier in Ruhe ansehen. Wie ist Ihre Position dazu?

Baum Dass der Bürgermeister, der eine Mitarbeit im Lenkungsausschuss bisher abgelehnt hat, jetzt mit Fragmenten aus der ersten nicht-öffentlichen Sitzung an die Öffentlichkeit geht, ist mehr als unerfreulich. Er unterlässt nach wie vor nichts, um das vom Rat gewollte Masterplanverfahren, das er von Anfang an bekämpft hat, zu erschweren respektive zu verhindern. Mit Vernunft in der Sache hat das nichts zu tun. Aufgrund seines Amtes müsste der Bürgermeister eigentlich dazu beitragen, dass nicht der Eindruck entsteht, er akzeptiere andere Meinungen nicht und sei für Denkverbote.

Warum ist aus Ihrer Sicht ein Masterplan nach wie vor für Neuss wichtig?

Baum Es ist längst überfällig, dass für den gesamten Betrachtungsraum von der Neusser Innenstadt mit ihrer historischen Altstadt über Hafen, Rennbahn und Rheinparkcenter bis zum Rhein ein räumlich-bauliches Gesamtkonzept unter Berücksichtigung verkehrsplanerischer Überlegungen entwickelt wird, das viele Chancen für Neuss beinhaltet. Hierzu zählt auch das Gebiet von Hammfeld I und Hammfeld II. Wir reden hier von einem Planungszeitraum bis zum Jahre 2030. Nach Vorliegen aller Arbeitsergebnisse beziehungsweise konkreter Vorschläge wird zunächst ein Gesamtkonzept unter Abwägung aller Interessen beschlossen. Danach muss durch Detailuntersuchungen die Machbarkeit festgelegt werden, das heißt, welche Planungen können in welcher Zeit mit welchem Kostenaufwand realisiert werden. Der Rheinufertunnel in Düsseldorf ist auch erst nach einer längeren Planungsphase gebaut worden.

Können Sie sich auf der Hammer Landstraße, die Rheinparkcenter und Innenstadt verbindet, wirklich Einzelhandel vorstellen?

Baum Dies hat der Projektentwickler so nicht gesagt. Die Rede war von "der weiteren Profilierung des Rheinparkcenters mit zusätzlichen Handelsfunktionen (Outlet)" und nicht, wie fälschlicherweise kolportiert, von einer neuen Einkaufsmeile entlang der Hammer Landstraße.

Der Masterplan-Kritik schließen sich auch IHK und Einzelhandelsverband an. Perlt das alles an Ihnen ab?

Baum Dass sich nunmehr auch der IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Porschen und Frau Timmerbeil vom Rheinischen Einzelhandelsverband ohne Detailkenntnisse in die öffentliche Kampagne einschalten, sieht fast schon wie eine bestellte Stellungnahme aus. Ich rate beiden, die Vorstellungen des Projektteams erst einmal genauer zu lesen und dann zu bewerten. Sie hätten dann nämlich festgestellt, dass von einer neuen Einkaufsmeile entlang der Hammer Landstraße keine Rede ist. Im Übrigen ist vorgesehen, sowohl die IHK als auch den Einzelhandelsverband an dem Anfang September 2011 vorgesehenen Workshop zum Masterplanverfahren zu beteiligen, bei dem sie dann ihre endgültigen Stellungnahmen abgeben können.

Ludger Baten führte das Gespräch

(NGZ)
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