Neuss Baum hat den CDU-Aufstand ausgesessen

Neuss · Viele ratlose Kritiker, ein gelassener Vorsitzender, der still genießt. Karl Heinz Baum (71) hat den Aufstand gegen ihn, den Teile seiner CDU-Ratsfraktion im Februar probten, ausgesessen. "Es herrscht Ruhe", sagt Baum, "das tut der Sacharbeit gut."

Für ihn scheint klar, dass er bis zur turnusmäßigen Neuwahl des Vorstandes im Frühjahr 2012 im Amt bleibt. Auch eine zweite Wahlzeit schließt er nicht aus: "Ich sehe keinen Anlass, nicht wieder zu kandidieren." Für Baum läuft die Fraktion "rund", ist die Koalition mit der FDP "intakt". Er stellt zufrieden fest: "Keiner sagt, ich mache einen schlechten Job."

Das hörte sich zu Jahresbeginn anders an. Da hatte Bürgermeister Herbert Napp (CDU) erklärt, der CDU-Chef im Stadtrat sei "nicht der kompetente Gesprächspartner der Verwaltung". CDU-Ratsfrau Angelika Quiring-Perl hatte ihrem Parteifreund gar einen "sauberen Rücktritt" empfohlen. Geschwätz von gestern? Besser sei es nicht geworden, kommentiert Quiring-Perl die aktuelle Situation, wohl aber ruhiger: "Es ist so ruhig, dass nichts passiert." Sie vermisse profilierte Politik, "die unsere CDU-Handschrift trägt".

Mancher CDU-Stadtverordneter mag sich derzeit nicht öffentlich äußern. Ruhe scheint Pflicht. Hinter vorgehaltener Hand ist von "Passivität" die Rede oder von "fehlenden personellen Alternativen". Doch es gibt auch Lob für den Vorsitzenden. Vor allem wird in ihm der zuverlässige Manager der Koalition mit der FDP gesehen: "Ohne Karl Heinz Baum wird das Geschäft mit der FDP schwieriger." Parteichef Jörg Geerlings ist bemüht, weiterhin die Wogen zu glätten. Er freue sich, dass wieder Sachlichkeit eingekehrt sei: "Vor uns liegen schwierige Haushaltsberatungen."

Keine Frage, Karl Heinz Baum darf sich als Sieger fühlen. Zumindest vorerst. Er hat allen Angriffen standgehalten und die Nerven behalten. Er ist nicht zurückgetreten und hat seine Kritiker unter Zugzwang gesetzt. Die verließ offenbar der Mut: Ein Antrag auf vorgezogene Vorstandswahlen wurde nie gestellt. Die fraktionsinterne Opposition konnte sich nie auf einen eigenen Kandidaten für das Spitzenamt einigen. Die gescheiterte Palastrevolution zeigt einmal mehr: Nur dagegen zu sein, reicht nicht. Kritik schließt auch immer die konstruktive Alternative mit ein. Karl Heinz Baum hat jedenfalls die "Baumfällaktion" vital überlebt. Seine Chancen auf eine Wiederwahl im Frühjahr 2012 steigen sogar.

(NGZ)
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