Ballett mal anders in der Stadthalle Neuss Der Nussknacker steht Kopf

Neuss · Klassisches Ballett und Breakdance passten wunderbar, als die „Da Rookies“ aus Magdeburg in der Stadthalle zur Musik von Peter Tschaikowsky tanzend die Geschichte von Clara und der Zuckerfee erzählten.

Die „Da Rookies“ aus Magdeburg sind eine der weltweit besten Breakdance-Crews, die rein professionell arbeiten. Sie holten Weltmeisterschaft- und Europameisterschafts-Titel, errangen einen Eintrag ins „Guiness-Book of Records“ und überraschen ihr Publikum mit außerordentlicher Vielfalt. Das gilt ganz besonders für ihre aktuelle Tournee, mit der sie in der Neusser Stadthalle gastierten: „Der Nussknacker – Klassik trifft auf Breakdance“.

Während der Breakdance normal zu Pop, Funk und Hiphop getanzt wird, liefern „Da Rookies“ mit 13 Tänzern eine faszinierende Version zu Peter Tschaikowskys 1892 uraufgeführter Ballettmusik „Der Nussknacker“. Keine Note ändern sie an dessen populärstem Bühnenwerk, das in einem ausgefeilten Klangkonzept die Zuschauer wunderbar erreicht.

Auch die auf E.T.A. Hoffmann zurückgehende Geschichte wird erzählt: Clara bekommt am Weihnachtsabend von ihrem Patenonkel Drosselmeyer einen Nussknacker geschenkt. In der Nacht träumt sie zum Tanz der Zuckerfee, dass der Nussknacker mit seinen Zinnsoldaten gegen das Herr des Mäusekönigs, der sie gefangen hält, erfolgreich kämpft. Noch bevor sie wach wird, verwandelt sich der Nussknacker in einen Prinzen und reist mit ihr ins Land der Süßigkeiten.

Klassisches Ballett tanzen nur Clara (Anastasiya Yakimenko) und ihre Mutter (Alena Bossert). Sie tanzen sehr viel „auf Spitze“ und haben es auf der Bühne, die ja auch Spielstätte der viel gerühmten „Neusser Tanzwochen“ ist, nicht gerade leicht.

Dafür begeisterten die neun internationalen Ausnahme-Tänzer im Breakdance umso mehr. Zu den russischen, arabischen und chinesischen Tänzen oder auch zum Blumenwalzer entwickeln sie mal als Soldaten des Nussknackers, dann als Rattenheer ihres Königs ein wahres Feuerwerk aus Breakdance-Akrobatik und Schauspiel. Unzählige Powermoves (Rotieren auf einer Körperstelle – besonders faszinierend: auf dem Kopf), Freezes (Verharren in eindrucksvollen Positionen) und Footworks (Tanz auf dem Boden) jagen einander in hohem Tempo. Der Nussknacker (Noran Kaufmann) beherrscht auch Top Rocking (Tanzen im Stehen) und Robot Dance. Ganz erstaunlich ist die präzise Synchronität rotierender Körperteile, Saltos und Gesten zur Musik. „Meine Güte!“ staunten einige Zuschauer, um danach frenetisch zu applaudieren.

„Das habe ich nicht erwartet“, sagt Marianne Kammer (78), „der Breakdance tut der Musik gut. Ich achte viel aufmerksamer auf die Musik als beim klassischen Tanz.“ In der zu zwei Dritteln gefüllten Stadthalle waren besonders viele Kinder und Jugendliche. „Der Breakdance und die Saltos machen auch die Musik ganz toll“, stellt Chris (12) für sich fest.

Einer der  hoch akrobatischen Tänzer ist Monif Mahomed, zugleich auch der künstlerische Leiter der Crew. Dave White befiehlt als Rattenkönig nicht nur über sein tanzendes Heer, sondern auch über höchst lebendige Ratten, mit reizvoller Videotechnik ins großformatige farbige Bühnenbild integriert. Mit Hilfe von Videotechnik entstehen so vielfältige, gelegentlich lebendige Bühnenbilder. Zur begeistert geforderten Zugabe traten noch einmal alle Tänzer auf und zeigten solistisch zu Peter Tschaikowskys Musik ihr gesamtes Können. Ein wahrhaft eindrucksvoller Abschluss.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort