Neuss Baby misshandelt: Nun auch Mutter im Visier

Neuss · Der Prozess um ein elf Monate altes Baby dauert an. Experten entdeckten Brüche und Prellungen.

Mit der Aussage mehrerer Ärzte und Gutachter ist am Neusser Amtsgericht der Prozess um die mutmaßlichen Misshandlungen eines Babys auf der Furth fortgesetzt worden. Die Mediziner teilten dem Gericht übereinstimmend mit, dass das kleine Mädchen über Monate zum Teil schwer misshandelt worden war. Neben dem Vater könnte auch die Mutter ins Visier der Ermittler rücken.

Zu den Experten gehörten zwei Neusser Kinderärzte. Bei ihnen war die Mutter des elf Monate alten Mädchens innerhalb weniger Wochen mehrfach vorstellig geworden. Beide hatten sich über die Prellungen bei dem Kind gewundert. Die Mutter sagte stets, sie könne sich diese nicht erklären. "Auch unter den Füßen war das Baby übersät von kleinen Verletzungen", so einer der Kinderärzte. Sein Kollege sprach von einem "noch nie gesehenen Verletzungsmuster".

Sie waren es auch, die gemeinsam mit der Kinderklinik des Lukaskrankenhauses die Rechtsmedizin der Uniklinik Düsseldorf und die Polizei verständigten. "Als wir das Baby untersucht haben, stellten wir unter anderem einen alten Schienbeinbruch, einen Schädelbruch und viele ältere Prellungen fest", so die Experten aus Düsseldorf. Die Rechtsmediziner sind sich einig: Von einem Sturz kann beispielsweise der lebensgefährliche Schädelbruch nicht stammen.

Im bisherigen Prozessverlauf hatte die Mutter den Vater des Kindes in einem Fall schwer belastet. Als der Angeklagte und das Baby sie im April von der Arbeit in einer Bäckerei abgeholt hatten, sei das Kind auffällig ruhig und verstört gewesen - möglicherweise hatte der Angeklagte es in Abwesenheit der Mutter in der Wohnung auf der Furth misshandelt. Der Beschuldigte behauptet, die Mutter wäre in der Wohnung anwesend und an dem Tag nicht arbeiten gewesen. Anhand einer Arbeitsbescheinigung will Richter Heiner Cöllen jetzt klären, wer die Wahrheit sagt. Zu den übrigen Misshandlungen konnte die Mutter keine Angaben machen. Ob sie für die Verletzungen in Frage kommt, soll am letzten Verhandlungstag geklärt werden. Der Prozess wird am nächsten Donnerstag fortgesetzt und soll dann auch zu Ende gehen.

(mape)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort