Neuss/Düsseldorf Autohaus-Mord als "Lösung für die Geldprobleme"

Neuss · Am Düsseldorfer Landgericht ist am Freitag der Prozess um "Autohaus-Mord" an einem 57-jährigen Kunden fortgesetzt worden. Weil der Angeklagte zur Tat keine Angaben machen will, hat das Gericht jetzt ausführlich mehrere Beamte der Mordkommission vernommen.

Ihnen gegenüber hatte der 29-jährige Mustafa B. beschrieben, wie es zum Tod des Kunden im Januar vergangenen Jahres gekommen sein soll. Der Autoverkäufer soll nicht nur die Anzahlung des Kunden unterschlagen haben, sondern soll dem Toten weitere 10.000 Euro geraubt haben.

Laut Polizei hatte der Angeklagte in seinen Vernehmungen immer wieder unterschiedliche Angaben gemacht. Letztlich aber hatte er eingeräumt, am Tod des Mannes zumindest beteiligt gewesen zu sein. Bereits im Mai 2010 hatte der 57-jährige Neusser in dem Autohaus auf der Moselstraße ein neues Auto bestellt, im August übergab er Mustafa B. eine Anzahlung in Höhe von knapp 10.000 Euro.

"Für dieses Geld hat der Verkäufer dem Kunden auch eine Quittung übergeben", so die Beamten, die am Freitag als Zeugen vernommen wurden. Mustafa B. allerdings soll das Geld nicht an das Autohaus weitergeleitet, sondern es für private Geschäfte behalten haben. Als der Neusser im Januar 2011 sein neues Auto abholen wollte, kam es zum Streit. "Die Auslieferung hatte sich verzögert, der Kunde war damit nicht einverstanden", so Mustafa B. in seiner Vernehmung bei der Polizei.

Schon in den Geschäftsräumen des Autohauses sei es zu einem lautstarken Streit gekommen, auf dem Außengelände habe sich dann sogar eine Schlägerei entwickelt. Mustafa B. räumte gegenüber der Mordkommission letztlich ein, den schwerkranken Kunden zu Boden gestreckt zu haben. "Ich wusste nicht mehr weiter und hab zunächst eine Zigarette geraucht", so der 29-Jährige. "Ich habe gedacht: Wenn er stirbt, ist das die Lösung für die Geldprobleme."

Zumal B. durch den Tod des Opfers nicht nur die Unterschlagung der Anzahlung vertuschen wollte: Bei einer Durchsuchung der Leiche fielen ihm weitere 10.000 Euro in die Hände - vermutlich die Restzahlung für den Neuwagen. "Das Geld hab ich in Spielhallen verzockt, es war wie eine Sucht."

Letztlich habe er dem Mann nicht geholfen, sondern ihn liegen gelassen, bis er tot war - Kollegen des Autohauses bekamen nichts mit, B. war alleine im Geschäft. "Danach habe ich die Leiche unter den Neuwagen gezogen." Hier habe das Opfer einige Tage gelegen, dann habe er die Leiche in den Kofferraum des Wagens gepackt.

"Später wurde der Tote dann noch einmal in einen anderen Wagen im Verkaufsraum des Autohauses gelegt", so die Ermittler. Erst danach habe sich Mustafa B. entschieden, die Leiche zu vergraben. Mitten in der Nacht will er im März in ein Waldstück am Rande der A46 bei Uedesheim gefahren sein, und die Leiche in einer Grube vergraben haben.

Die Staatsanwaltschaft indes hält die Angaben des Angeklagten nach wie vor für wenig glaubwürdig. Sie geht nicht von einem plötzlichen Gerangel, sondern von einem gezielten Mord aus. Bis Mitte Januar will das Gericht klären, wie die Tat zu werten ist. "Mit einem Freispruch werden wir hier sicherlich nicht rausgehen", weiß Verteidiger Gerd Meister. Er ist allerdings optimistisch, dass es auch keine Verurteilung wegen Mordes werden wird.

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