Neuss Autoaufbrüche wieder auf Rekord-Niveau

Neuss · Diebstähle aus Autos nehmen in Neuss seit zwei Jahren kontinuierlich zu. Auf Navigationsgeräte und Airbags haben die Diebe es abgesehen.

 So sieht ein Auto nach einem Navi-Diebstahl aus. Die Täter aus Osteuropa verüben diese Diebstähle oft reihenweise an einem Ort.

So sieht ein Auto nach einem Navi-Diebstahl aus. Die Täter aus Osteuropa verüben diese Diebstähle oft reihenweise an einem Ort.

Foto: polizei

Über 1000 Mal haben Diebe im vergangenen Jahr an Neusser Autos zugeschlagen, vor allem Navigationsgeräte und Airbags sind bei den Autoknackern beliebte Beute. "Wir haben die Banden seit Jahren im Blick", sagt Kriminalhauptkommissar Günter Hermanns. Denn in über 90 Prozent der Fälle handele es sich bei diesen sogenannten Diebstählen aus und an Kfz um organisierte Gruppen aus Osteuropa.

Neuss: Autoaufbrüche wieder auf Rekord-Niveau
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

1099 solcher Diebstähle registrierte die Polizei in Neuss 2012, Tendenz steigend. Im Rhein-Kreis wurden im Vorjahr 2630 solcher Fälle verzeichnet — ein Anstieg um 517 Fälle im Vergleich zum Jahr 2010. Was die Diebstahlstatistik auch zeigt: Im Fünfjahresvergleich bleiben die Fallzahlen auf hohem Niveau konstant. "Das ist mit ein Grund, warum die Polizei in diesem Tatbestand verstärkt ermittelt", erläutert Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. So sei die kreisweite Aufklärungsquote von 7,6 Prozent in 2011 auf 20,7 Prozent im Vorjahr gesteigert worden.

Dennoch ist es schwierig, die Täter zu fassen. "Vor allem die Hintermänner dingfest zu machen, ist eine Herausforderung", sagt Hauptkommissar Hermanns. Denn diese Strippenzieher engagieren die einfachen Diebe in ärmlichen Regionen, etwa in Litauen, mit dem Versprechen auf guten Verdienst in Deutschland. "Einmal hier angekommen, werden ihnen nicht nur die Pässe abgenommen, sondern alles, was auf die Verbindung zu den Hintermännern hinweist", erläutert Hermanns. Zwar werde die Polizei immer wieder einzelner Diebe habhaft — während die "großen Fische" bereits den Diebes-Nachwuchs aus Osteuropa rekrutieren.

Für Hermanns und seine 15 Kollegen im zuständigen "Kommissariat 14" bedeutet der stete Zustrom an Tätern aus Osteuropa jede Menge Arbeit. Denn oft verüben die Autoknacker ihre Diebstähle reihenweise, so dass an einem Ort gleich mehrere Autos aufgebrochen werden. Angewiesen ist die Polizei in solchen Fällen auch auf Hinweise der Bevölkerung.

"Zeugen sollten vor allem den Reflex unterdrücken, die Täter durch lautes Schreien vertreiben zu wollen", erläutert Polizeisprecher Arnold. Vielmehr gelte es, sich unauffällig zu verhalten und die Polizei zu rufen. "Denn werden die Täter erschreckt, flüchten sie, bevor die Polizei sie ergreifen kann", sagt Arnold, der von vielen Fällen weiß, wo durch aufmerksame Anwohner Autodiebe gefasst wurden, ja, es sogar gelang, die Täter zu ihren Wohnungen zu verfolgen, wo sich zumeist mehrere Diebe aufhalten und Diebesgut sichergestellt werden konnte. Misslingt dies, wird die Beute meist schnell außer Landes gebracht. "Navis und Airbags sind handlich und bringen auf dem Schwarzmarkt viel Geld", sagt Arnold. "Deswegen werden auch Autos nicht mehr komplett gestohlen — das ist viel aufwendiger."

Schützen können sich Autofahrer von gehobenen Mittelklassewagen — denn die werden wegen ihrer guten Ausstattung meistens ausgeraubt — nur bedingt. "Die Hersteller hinken beim Thema Sicherheit hinterher", sagt Arnold, der aber auch auf den Diebstahl von Wertgegenständen verweist, der immer wieder vorkommt. Dafür gebe es einen ganz einfachen Denkanstoß, sagt Arnold. Nämlich: "Das Auto ist kein Safe."

(NGZ)
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