Neuss Ausstellung zeigt Schätze aus den Rathaus-Büros

Neuss · Die Sammlung "Kunst aus Neuss" mit 1200 Bildern gehört der Stadt. Sie zeigt nun 62 Werke von Cossmann, Kuchen und Weitz im Atelierhaus.

 Ein impressionistischer Blick auf das Neusser Münster. Womöglich ließ sich Maler Jakob Weitz bei diesem Gemälde von seinen Frankreich-Reisen inspirieren.

Ein impressionistischer Blick auf das Neusser Münster. Womöglich ließ sich Maler Jakob Weitz bei diesem Gemälde von seinen Frankreich-Reisen inspirieren.

Foto: Woitschützke Andreas

Gisela Götte kann ihren Blick kaum lösen. "Das Mädchen mit Blumen ist hinreißend", sagt die ehemalige Direktorin des Clemens-Sels-Museums, "Kuchen ist einfach gut". Das Bild, das Josef Kuchen 1956 gemalt hat, ist ab morgen im Atelierhaus an der Hansastraße zu sehen. Eine seltene Gelegenheit, denn seinen Stammplatz hat die Schönheit in der dritten Etage des Rathauses, in einem Büro der Koordinierungsstelle für Flüchtlinge und Migration. Dieses Schicksal, im Verborgenen zu wirken, teilt das Blumenmädchen mit den weiteren 61 Bildern dieser Ausstellung, die alle von "alten Bekannten" (O-Ton Götte) stammen: Hermann Cossmann, Josef Kuchen und Jakob Weitz. Dank der aktuellen Schau im Hafen werden sie nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Gute Idee.

Im Jahr 1947 fing alles an. Seither kauft die Stadt Neuss Arbeiten Neusser Künstler an. Bis in die Gegenwart hinein. Dafür stehen jährlich 10.000 Euro zur Verfügung; rund die Hälfte des Betrages fließt in Ankäufe der Jahresausstellung "Kunst aus Neuss", die regelmäßig zum Jahreswechsel im Kulturforum Alten Post einen Schaffens-Querschnitt der Neusser Künstler dokumentiert. In (fast) 70 Jahren ist so eine stattliche Sammlung mit rund 1200 Werken aufgebaut worden, von denen viele in Büros der Stadtverwaltung und der städtischen Tochterunternehmen hängen. Ein Großteil schlummert auch im Rathaus-Depot.

 Vier stolze Ausstellungsmacher im Atelierhaus, v. l.: Wolfgang Offelder, Gisela Götte, Harald Müller und Christian Weber.

Vier stolze Ausstellungsmacher im Atelierhaus, v. l.: Wolfgang Offelder, Gisela Götte, Harald Müller und Christian Weber.

Foto: Woi

Die Sammlung ist nach Angaben der Stadt mit 500.000 Euro versichert. Kulturamts-Leiter Harald Müller schätzt, dass deren wahrer Wert "zwischen einer halben und einer Million Euro" liegt. Doch Gedanken, der Verkauf könne Finanzlöcher stopfen, verjagt er sofort: "Die Sammlung ist unverkäuflich."

Der Anstoß kam aus dem Kulturausschuss: Jährlich wird eine Auswahl der "Sammlung Kunst aus Neuss" öffentlich gezeigt. Den Anfang machten im Vorjahr Arbeiten von Max Clarenbach und Josef Kohlschein d. J.. Als Kurator fungierte damals wie heute der ehemalige Galerist Wolfgang Offelder, der bereits Überlegungen fürs nächste Jahr sortiert. Er nennt die Namen Josef Urbach und Wilhelm Küppers.

Für die Kunsthistorikerin Gisela Götte bietet die neue Ausstellung die Begegnung mit "drei regionalen Malern mit überregionalem Echo". Bei Cossmann würden die schemenhafte Darstellung der Quirinuskirche und der Stadtsilhouette zur Bühne für seine Szenen von der Rennbahn und aus dem Hafen. Kuchen, "der unterschätzte", sei in seiner ganzen Klasse zu erfahren und Weitz zeige sich als "Meister der Spiegelungen". Es sei gut und richtig, dass dieses Neusser Maler-Trio mit einer großen Ausstellung in seiner Heimatstadt gewürdigt werde.

Info Vernissage zur Ausstellung "Kunst aus Neuss": Donnerstag (15.), 19 Uhr; Atelierhaus an der Hansastraße 9; Begrüßung: Christian Weber, Einführung: Gisela Götte

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