Ausstellung im Edith-Stein-Haus Neuss Wie die Familie sich wandelte

Neuss · Eine Ausstellung im Edith-Stein-Haus dokumentiert die Entwicklung der Familie über die Jahrzehnte.

 Die pädagogische Mitarbeiterin Susanne Hofmann steht im Edith-Stein-Haus vor Ausstellungsstücken.

Die pädagogische Mitarbeiterin Susanne Hofmann steht im Edith-Stein-Haus vor Ausstellungsstücken.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Für zwei Wochen steht das Edith-Stein-Haus noch einmal mehr im Zeichen der Familie. Die Bildungsstätte zeigt derzeit eine Ausstellung, die den Wandel der Familien dokumentiert. Eine Erklärung zu den Bildern lieferte Andreas Kühn, Geschäftsführer des Familienbundes der Katholiken, in seinem Hause entstand „Familie im Wandel“.

Für Joachim Braun, Geschäftsführer des Edith-Stein-Hauses, ist die Ausstellung mehr als gut aufgehoben in Neuss: „Familie betrifft jeden, denn jeder hat seine Familie und ist damit Experte.“ Die Familienbilder sind ein Abbild ihrer Zeit und zeigen auch gesellschaftliche Veränderungen im Laufe eines Jahrhunderts. Andreas Kühn erzählte, wie die Ausstellung zustande gekommen ist. Aus einem wissenschaftlichen Interesse heraus kam der Aufruf Familienbilder zur Verfügung zu stellen. Heraus gekommen ist eine plastische Übersicht wie fundamental sich Familie in den vergangenen 100 Jahren gewandelt hat.

„Die klassische Familie mit Vater, Mutter und zwei Kindern wird immer wieder als Ideal angesehen, ist historisch aber eher eine Erfindung der 50er Jahre“, erklärt Kühn. Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts sah das noch ganz anders aus. Bei großen Festen wurden Fotos gemacht, wenn alle zusammen kamen. Nach der vorletzten Jahrhundertwende zeigten die Bilder Familien mit vielen Kindern, mitunter auch mit mehreren Generationen. Man lebte meist in beengten Verhältnissen, der Nachwuchs war zur späteren Versorgung wichtig, die Gemeinschaft diente auch der Versorgung.

In den 30er und 40er Jahren ändert sich das Bild schon, denn die Nationalsozialisten beschworen die heile Familie, in kleineren Verbünden, konnte so auch schneller Einfluss genommen werden. Kühn beeindruckt ein Bild aus Kriegstagen, ein Familienfoto, das noch gemacht wurde, weil man sich nicht sicher sein konnte, ob alle diesen Krieg überleben werden. Aus den Nachkriegsjahren fanden sich keine Fotos, für Kühn erklärt sich das aus dem Umstand, dass schwierige Zeiten schlicht nicht dokumentiert wurden. In den 50er und 60er Jahren wurde dann die klassische Klein-Familie gelebt. Vater, Mutter und zwei Kinder leben zusammen, die Verwandten kamen zu besonderen Anlässen zusammen. Dieses „Idealbild“ der Familie schlägt sich auch in der Politik der 60er und 70er Jahre nieder. Veränderungen wie eine Trennung der Eltern sind in diesem klassischen Bild nicht vorgesehen, das ändert sich erst langsam in den 80er und 90er Jahren. Spätestens seit der Jahrtausendwende werden die Lebenswelten bunter, Trennungen sind möglich und zur Familie gehören nicht nur Blutsverwandte

Im Anschluss an die Einführung in die Ausstellung wagten die Familienbildungsexperten einen Blick in die Zukunft. Neue Konzepte, außerhalb der Kernfamilie, machen ein Leben in anderen Gemeinschaften möglich. Zur Familie gehören nicht nur Verwandte, auch liebe Freunde nehmen teil. Zu sehen ist die Ausstellung Montag bis Donnerstag von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr sowie Freitag von 9 bis 12 Uhr.

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