Ausstellung im Clemens-Sels-Museum Neuss Vom Leben im römischen Novaesium

Neuss · Die Ausstellung „Inter Nationes“ wird am Sonntag im Clemens-Sels-Museum eröffnet: Sie zeigt, wer die Menschen in der römischen Garnison waren. Wichtig in diesen Zeiten: Die Ausstellung kann in Präsenz besucht werden.

 Um eine bessere Vorstellung von den Dimensionen zu bekommen, gibt ein 3D-Druck-Modell im Clemens-Sels-Museum einen Überblick über das Legionslager in Neuss. Der Maßstab ist 1:500.

Um eine bessere Vorstellung von den Dimensionen zu bekommen, gibt ein 3D-Druck-Modell im Clemens-Sels-Museum einen Überblick über das Legionslager in Neuss. Der Maßstab ist 1:500.

Foto: Clemens-Sels-Museum

Eine Haarnadel, eine Perlenkette und eine Fibel, wie sie nur von Frauen getragen wurde, zeigen Erstaunliches: „Vor 20 bis 30 Jahren ist man davon ausgegangen, dass nur Männer in den römischen Militärlagern anwesend waren“, erzählt Carl Pause, Kurator im Clemens-Sels-Museum.  Ein Grund dafür sei die Aussage eines römischen Gelehrten, der schrieb, dass Frauen der Zutritt verboten war – sie würden die Disziplin der Männer gefährden. Doch wurden in mehreren Militärlagern, auch in Neuss, weibliche Accessoires gefunden. „Neuere Untersuchungen zeigen, dass auch Frauen dort waren“, sagt Pause.

Es ist einer von vielen interessanten Aspekten, die nun in der Ausstellung „Inter Nationes“  näher beleuchtet werden: In Zusammenarbeit mit dem archäologischen Institut der Universität zu Köln ging das Clemens-Sels-Museum der Frage nach, wer die Menschen waren, die in der römischen Garnison Novaesium lebten. Dabei wird auch ein Blick auf die Neusser Geschichte mit dem großen Legionslager, dem sogenannte Koenenlager, geworfen. Im 3. Jahrhundert gab es dann ein kleineres Reiterlager.

Beinahe 6000 Soldaten waren zeitweise in Novaesium stationiert: Sie kamen aus fast allen Teilen des Römischen Reichs –  aus Oberitalien, andere aus dem östlichen Mittelmeerraum, aus Germanien und Gallien. „In der Armee gab es eine hohe Diversität“, sagt Eckhard Deschler-Erb vom archäologischen Institut. Und da die Schriftquellen aus jener Zeit spärlich sind, werden Fundstücke in die Forschung mit einbezogen: Da wäre etwa eine Münze aus Nordafrika, die in Neuss gefunden wurde und die mutmaßlich im Beutel eines Soldaten in die Region gekommen sein muss. Einen anderen Hinweis geben die Namen der Soldaten, die beispielsweise als Ton-Inschrift in ihren Tellern zu lesen waren. „Es war eine multikulturelle Gesellschaft, die der Wunsch nach Teilhabe am römischen Lifestyle vereinte“, fasst Museumsdirektorin  Uta Husmeier-Schirlitz zusammen.

Rund 230 Exponate gibt es in der Ausstellung zu sehen: Neben den Fundstücken zeigt eine Rekonstruktion, wie ein Reiter damals ausgesehen haben könnte, ein großes 3D-Modell gibt Überblick über ein Lager. Aber auch digitale Angebote laden ein, die Vergangenheit zu entdecken: Im Foyer erzählt eine animierte Familie aus ihrem Leben, und ein Film bietet einen virtuellen Rundgang durch das ehemalige Lager: Es geht  vorbei an den Unterkünften der Soldaten, die sich teils zu acht eine Stube teilten, bis hin zu der Villa eines Militärtribunen. Sie waren die zweithöchsten Offiziere im Lager und lebten in  prächtigen Wohnhäusern mit mehreren Zimmern und einem Atrium.

 Eine Bronze zeigt den Weingott Bacchus, gefunden in Neuss.

Eine Bronze zeigt den Weingott Bacchus, gefunden in Neuss.

Foto: Clemens-Sels-Museum
 In prächtigen Villen mit einem Atrium und Wandmalereien lebten die Militärtribunen, die zweithöchsten Offiziere im Legionslager.

In prächtigen Villen mit einem Atrium und Wandmalereien lebten die Militärtribunen, die zweithöchsten Offiziere im Legionslager.

Foto: Clemens-Sels-Museum

Die Schau „Inter Nationes“ ist Teil des Themenjahres Provinz, das der Verbund der kulturgeschichtlichen Museen an Rhein und Maas anlässlich der Entscheidung, ob der Niedergermanische Limes in diesem Jahr Unesco-Welterbe wird, gewählt hat.  Auch wenn die Eröffnung von „Inter Nationes“ am Sonntag, 27. Juni, um 11.30 Uhr digital erfolgt, kann die Ausstellung in Präsenz besucht werden. „Die Museumstüren sind geöffnet“, betont Uta Husmeier-Schirlitz.

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