Neue Ausstellung im Neusser Clemens-Sels-Museum Wenn Kunst die Liebe umarmt

Neuss · Am Sonntag (8. Juli) wird um 11.30 Uhr im Clemens-Sels-Museum eine Ausstellung eröffnet, die sich allein um das Thema Liebe dreht.

  Nils Kemmerling hat für die Ausstellung einen Film gedreht – unter anderem mit Chantal Küchle, die zu „La La Land“ über die Liebe sinniert.

 Nils Kemmerling hat für die Ausstellung einen Film gedreht – unter anderem mit Chantal Küchle, die zu „La La Land“ über die Liebe sinniert.

Foto: Helga Bittner

Liebe – kaum ein Wort, das eigentlich ein nicht zu beschreibendes Gefühl ausdrückt, ist so strapaziert worden. In der Kunst, im Alltag, auf dem Theater, im Buch, der Untertöne sind kaum Grenzen gesetzt: Verachtung, Enttäuschung, Glückseligkeit, Sehnsucht – alles passt. Wie also kann eine Ausstellung dem Thema Liebe überhaupt gerecht werden?

 Von Rudolf Bosselt und Hugo Pelargus stammt die Bronze „Frühling“, sie entstand um 1912.

Von Rudolf Bosselt und Hugo Pelargus stammt die Bronze „Frühling“, sie entstand um 1912.

Foto: Helga Bittner

Gar nicht. Und Kurator Ulf Sölter, der für das Clemens-Sels-Museum die hauseigenen Sammlungen wie „ein Trüffelschwein“ (so sagt er selbst) durchsucht hat, um die Schau „Erklär mir, Liebe!“ zu bestücken, versucht nicht, auch nur den Anschein eines allumfassenden Einblicks zu gewähren. Wobei der Titel eines Gedichts von 1956 von Ingeborg Bachmann durchaus mit Bedacht gewählt wurde. Denn er ist ein „Brückenschlag“, wie Sölter sagt, der die Verbindung schafft zu den Gedichten von Erich Fried, Friedrich Schiller, Jean Paul oder Heinrich Heine, die überall wie kleine Wortjuwelen zwischen den Werken platziert sind. Das eigentliche Ziel aber verrät der Untertitel: „Liebesmotive aus der Sammlung“ zeigt die Absicht des Hauses: Nämlich erneut zu beweisen, wie umfangreich – an Qualität ebenso wie an Quantität – der eigene Bestand ist.

 Ein Schmuckstück des Museums: Gustave Moreaus „Le Sphinx“.

Ein Schmuckstück des Museums: Gustave Moreaus „Le Sphinx“.

Foto: Helga Bittner

85 Werke hat Sölter ausgesucht. Gut doppelt so viele, so gibt er zu, hatte er anfangs auf seiner Liste. „Aber es ging mir dabei auch darum, die hohe Qualität der Kunst zu zeigen“, sagt er, „und die Ausstellung in sich stimmig zu gestalten.“ Dafür hat er Kategorien gebildet, die verschiedene Arten der Liebe thematisieren: „Elternliebe“ etwa, oder „Liebespaare“, „Der Kuss“, „Annäherung“, „Begehren“ oder auch „Eheglück“.

 Von Angelika Kaufmann stammt diese „Allegorische Liebes-Darstellung“, die sie um 1780 als Aquarell auf Bütten gemalt hat.

Von Angelika Kaufmann stammt diese „Allegorische Liebes-Darstellung“, die sie um 1780 als Aquarell auf Bütten gemalt hat.

Foto: Helga Bittner

Letzteres etwa wird im Prinzip nur mit zwei Bespielen symbolisiert: der Holzarbeit „Das Brautpaar“ der Naiven Filomena Robakowska (von 1902) und dem Gemälde „King’s Wedding“ (1870) von dem großen Maler Edward Burne-Jones. Offensichtlich, so legt die Recherche von Sölter nah, ist mit der Ehe die Liebe im Alltag angekommen, so dass die wenigsten Künstler ihr ein Bild geben. Eine Ausnahme ist dabei sicherlich Maurice Denis, der zum einen mit zahlreichen Exponaten vertreten ist, vor allem aber mit allen zwölf Blättern zum Thema „Liebe“, zu denen er sich durch seine Ehe mit Marthe inspiriert fühlte: Er liebte seine junge Frau leidenschaftlich.

Natürlich hat auch diese Schau, so wie die anderen mit Werken aus den eigenen Sammlungen, den Zweck, mit großen Namen zu punkten. Heinrich Campendonk,. Heinrich Vogler, Marc Chagall.Georges Braque, Fernand Léger, Pablo Picasso, Aristide Maillol, Conrad Felixmüller, Gustave Moreau, Moissy Kogan – sie alle sind mal mit großen Arbeiten, mal mit kleineren vertreten. Aber so kann das Clemens-Sels-Museum auch die ganze Bandbreite seiner Sammlungen zeigen. Nicht nur „Flachware“, wie Sölter die Gemälde, Lithografien oder Zeichnungen nennt, sondern auch bildhauerische Werke gehören dazu. Dass die Schau dennoch nicht überladen wirkt, ist auch sein Verdienst, denn jedem Werk gibt er den Raum, der ihm gebührt.

Ein richtiger Clou ist die Auftragsarbeit für den Videokünstler Nils Kemmerling. Er lässt Menschen – auch Künstler wie Claudia Ehrentraut oder Charlotte Kons – mit ihrer Haltung zur Liebe zu Wort kommen und stellt ihnen Ausschnitte aus bekannten (Liebes-)Filmen gegenüber. Dafür, so hofft Museumschefin Uta Husmeier-Schirlitz, nimmt sich der Besucher die Zeit zum Zuhören „und wird zu eigenen Erinnerungen angeregt“.

Dazu passt auch, dass der Katalog für die Ausstellung neu formatiert wurde: „Wie ein leichteres Booklet“, sagt Husmeier-Schirlitz. Auf rund 120 Seiten wird 50 Kunstwerken eine entsprechende Anzahl an Gedichten zur Seite gestellt – wahrlich eine sehr ansprechende Präsentation von Wort und Bild zu einem Thema, das unerschöpflich ist.

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