Neuss Ausstellung als Rundgang durch die römische Geschichte von Neuss

Neuss · Dem "Limes in Novaesium" wird im Clemens-Sels-Museum nachgespürt.

 Auch große Wandmalereien von Anja Klucke zeigen, wie das Land entlang des Limes ausgesehen haben könnte.

Auch große Wandmalereien von Anja Klucke zeigen, wie das Land entlang des Limes ausgesehen haben könnte.

Foto: CSM

Mit dieser Ausstellung könnte das Vorhaben, auch den Niedergermanischen Limes zum Weltkulturerbe zu erklären, Auftrieb gewinnen. Denn mit Hilfe vieler Kollegen aus der Archäologie und auch der Neusser Bodendenkmalpflege hat Carl Pause für das Clemens-Sels-Museum eine Schau konizpiert, die vom reichhaltigen "Leben an der römischen Grenze" im einstigen Novaesium zeugt.

Der Limes markierte vor rund 2000 Jahren die Außengrenzen des Römischen Reiches, war am Rhein mehr "Demarkationslinie als eiserner Vorhang", sagt Pause, verlief entlang des Neusser Legionslagers, das der älteste Standort überhaupt am Niedergermanischen Limes ist. Rund 6000 Soldaten waren zeitweise dort stationiert. Um sie herum hat sich eine Infrastruktur gebildet, von der sich im Zuge der Ausstellungsvorbereitung herausstellte, dass sie wesentlich größer ist als angenommen. So vereint die kulturgeschichtliche Ausstellung im Obergeschoss des Museums Forschung und Zurschaustellung. Denn die Bewertungen von Fundstücken haben neues Wissen nach sich gezogen, das den Wissenschaftlern rund um den Archäologen Pause noch reichlich Forschungsstoff bietet.

Der Kurator Pause konzentriert sich dabei auf die Neusser Belange. Der reich bebilderte Katalog mit gut verständlichen Aufsätzen und die Schau selbst sind wie ein Rundgang konzipiert. Becher, Krüge, Glasschalen oder Schüsseln, in denen die Schnittspuren noch zu sehen sind, zeigen, wo was gefunden wurde. Der Weihestein beispielsweise kam bei Gartenbauarbeiten in Grimlinghausen zutage: "Der Inschrift nach ist er dem Gott der Reisenden, Mercurios, gewidmet", sagt Pause, was wiederum darauf schließen ließe, dass an der einstigen Brücke ein Heiligtum gestanden hat.

Mögen die Schaustücke schon staunen machen, weil sie doch so viel vom Leben in vergangenen Zeiten erzählen - richtig lebendig werden sie, wenn sie von Carl Pause in eine Erzählung gebettet werden und Einblicke in diese Stück-für-Stück-Forschung freilegen.

Von Grimlinghausen über Grefrath nach Holzheim führt die Spur, die Pause gelegt hat. Besonders anschaulich wird es, wenn ein Fundstück wie die halbe Gesichtsmaske eines römischen Reiters um die Nachbildung der ganzen (zum Ausprobieren) ergänzt ist, oder eine kleine Metallschuppe unterm Vergrößerungsglas ihre Entsprechung in einem nachgebauten Abwehrhemd bekommt. Und wer hätte gedacht, dass die römische Zeit so bunt war? Die nachempfundene Soldatenunterkunft mit der Wandbemalung, ein Puzzle zum Spielen nach Originalbruchstücken, die von einer Wissenschaftlerin rekonstruiert wurden, zeugen davon.

Info Am Obertor, Eröffnung Sonntag, 11.30 Uhr, bis 25. September

(hbm)
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