100 Jahre Lukaskrankenhaus Aus Neuss gewachsen

Die Planung zur Errichtung einer modernen Klinik nahmen die Stadtverordneten im Frühjahr 1904 in Angriff. Zunächst stellte sich die Frage nach einem geeigneten Grundstück, denn das Areal musste groß genug für Erweiterungsbauten sein.

Wegen der dichten Ansiedlung von Industriebetrieben im Norden und Osten und der vorherrschenden Westwinde kam nur ein Standort im Westen des Stadtgebietes in Frage, um einer Belästigung durch die Emissionen der Fabriken zu entgehen.

Nach Prüfung einiger Alternativen entschied man sich für ein großes Gelände am Huppertzlacher Weg, der wegen des neuen Krankenhauses in Preußenstraße umbenannt wurde. Im Juni 1909 begannen die Bauarbeiten für das neue Krankenhaus, das am 3. Juli 1911 mit einem großen Stadtfest eröffnet wurde. Das damals nach den neuesten medizinischen und technischen Erkenntnissen errichtete Gebäude stammt aus der Feder des Neusser Stadtbaumeisters Carl Sittel.

Mit den "Städtischen Krankenanstalten" war eine Anlage entstanden, die umfangreiche Erweiterungsmöglichkeiten für die Zukunft bot. Und diese sind bis heute gut genutzt worden, denn im Laufe des 20. Jahrhunderts haben sich die "Städtischen Krankenanstalten" zum modernsten Großkrankenhaus der Region entwickelt. Doch diese Entwicklung verlief keineswegs ohne Hindernisse. Wie im alten Bürgerhospital, so waren auch im neuen Krankenhaus die Augustinerinnen für Ökonomie und Krankenpflege verantwortlich.

Doch 1938 kündigte der nationalsozialistische Oberbürgermeister Wilhelm Gelberg den Vertrag mit den Augustinerinnen, da diese sich öffentlich aus religiösen und ethischen Gründen gegen die im Krankenhaus durchgeführten Zwangssterilisationen ausgesprochen hatten. Pünktlich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 beschlagnahmte die Wehrmacht das Haus, um es als Heimatlazarett zu nutzen.

Als die Augustinerinnen im Jahre 1942 wieder die Krankenpflege übernahmen, befand sich das Haus in einem kaum noch benutzbaren Zustand, und es dauerte gut drei Monate, bis wieder zivile Patienten aufgenommen werden konnten.

Im Februar 1945 war die Gesundheitsversorgung in Neuss zusammengebrochen: Bis auf den Bunker an der Preußenstraße waren alle Krankenhäuser schwer beschädigt. Erst Ende 1949 standen wieder 200 Betten zur Verfügung, und 1951 wurde mit dem Aufbau des zerstörten Haupthauses begonnen.

Drei Jahre später kam der neue Operationsflügel hinzu. Eines der teuersten Bauprojekte der Stadt war der Bau der Kinderklinik: Mehr als zehn Millionen Mark hatte die Stadt bereitgestellt! Als am 20. Juni 1968 der Neubau seiner Bestimmung übergeben wurde, stand auf dem Gelände des ehemaligen Obstgartens eine der modernsten Kinderkliniken der Bundesrepublik.

Ein einschneidendes Datum war das Jahr 1986. Die Augustinerinnen hatten mit Nachwuchssorgen zu kämpfen und wollten sich zurückziehen. Die Stadt entschied sich deshalb für die Gründung einer städtischen GmbH, und zum 1. Januar 1987 wurde das Haus in "Städtische Kliniken Neuss – Lukaskrankenhaus GmbH" umbenannt.

Die Gesellschaft wird seitdem unter betriebswirtschaftlichen Bedingungen geführt und soll eine marktgerechte Entwicklung des Hauses gewährleisten. Und diese ist in einer Zeit der Krisen und Reformen des deutschen Gesundheitssystems auch notwendig.

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