Neuss Auf den Spuren der Reformation
Neuss · Vortrag beleuchtet die Entwicklung der protestantischen Gemeinde in Neuss.
Wie lebten die ersten Protestanten in Neuss? Dieser Aspekt ist bisher in der Neusser Stadtgeschichte nur wenig beachtet worden. Stefanie Fraedrich-Nowag versuchte das mit ihrem gut besuchten Vortrag "Vom Umgang mit den Religionsverwandten: Reformation und Gegenreformation in Neuss" im Kulturkeller zu ändern. Es war ein Beitrag zur Themenwoche der Neusser Kulturinstitute unter dem Motto "Gegen den Strom".
Bereits zu Beginn der 1530er Jahre sei Neuss mit der Reformation in Berührung gekommen, erklärte Fraedrich-Nowag. Die daraus resultierenden Unruhen fanden ihren Höhepunkt im Reformationsversuch in Neuss unter Hermann von Wied, dem Erzbischof von Köln. Seit 1560 gab es in Neuss eine heimliche reformierte Gemeinde. "Sie war zu dieser Zeit aber weder besonders groß noch bedeutend", berichtete Fraedrich-Nowag. Der Versuch des Aufbaus einer stabilen Gemeinde sei aber nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Im Truchsessischen Krieg wurde Neuss zunächst von protestantischen Truppen eingenommen. Die nach der Rückeroberung eingeführte Polizeiordnung verschärfte allerdings den Umgang mit den Protestanten. "Trotzdem scheint sich eine Gruppe von ihnen in der Stadt gehalten zu haben", vermutet Fraedrich-Nowag. Die Neusser seien wohl nur halbherzig gegen die Protestanten vorgegangen.
Dabei hat wohl auch die Auseinandersetzung mit den Landesherren eine Rolle gespielt. Allerdings wurde die Gegenreformation vom Kurfürsten durchgesetzt. 1619 mussten die Protestanten entweder konvertieren oder die Stadt verlassen. 1630 gab es keine protestantische Gemeinde mehr in Neuss.
Als die Stadt im 30-jährigen Krieg von hessischen Truppen besetzt wurde, entstand eine protestantische Soldatengemeinde. Sogar das Quirinus-Münster wurde zu dieser Zeit ökumenisch genutzt, wie Fraedrich-Nowag erzählte. Nach dem Abzug der hessischen Besatzer 1651 habe es aber bis zu Gründung der heutigen Gemeinde 1804/1806 in Neuss keine protestantische Gemeinde gegeben.
